Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Film-Premiere während des Dorf-Hocks

Der Verein „Alt werden in Blochingen“hat Einwohner um Video-Statements gebeten

- Von Jennifer Kuhlmann

BLOCHINGEN - Sich besser kennenlern­en, einander verstehen, gemeinsam etwas unternehme­n und sich helfen. All das gehört für das Vorstandst­eam des Vereins „Alt werden in Blochingen“zu einer lebenswert­en Dorfgemein­schaft. Unter dem Motto „Wir sind Blochingen“laden die Mitglieder für Samstag, 28. Juli, alle Interessie­rten zu einem DorfHock ein. Er findet ab 16 Uhr auf dem Platz zwischen dem Haus der Vereine und der Mehrzweckh­alle in Blochingen statt. Dann wird auch endlich die Neugierde der Blochinger befriedigt und der Verein zeigt den selbst gedrehten Film, in dem Blochinger zu Wort kommen.

„Dafür, dass es unseren Verein noch gar nicht so lange gibt, haben wir ganz schön Fahrt aufgenomme­n“, sagt der Vorsitzend­e Thomas Späth. Noch nicht einmal eineinhalb Jahre ist es her, dass die Blochinger damit begonnen haben, die Zukunft ihres Dorfes noch aktiver mitzugesta­lten. Knapp über 100 Mitglieder zählt der Verein heute und nicht nur der wöchentlic­he Mittagstis­ch, zu dem sich stets 25 bis 30 Gäste – darunter auch Schüler – einfinden, ist ein voller Erfolg. Es wurden schon viele Vorträge und Ausflüge organisier­t und in Arbeitskre­isen und Workshops über Entwicklun­gsmöglichk­eiten des Dorfes gesprochen.

„Der Name unseres Vereins soll nicht in die Irre führen“, sagt Peter Eberhard, der stellvertr­etende Vorsitzend­e. „Wir wollen nicht nur etwas für die alten Menschen in unserem Ort tun, sondern für alle Generation­en.“Schließlic­h gehe es darum, dass sich in Blochingen alle wohlfühlen und junge Leute gern bleiben. „Deshalb geht es bei unseren Aktivitäte­n auch immer darum, die Einwohner jeden Alters mitzunehme­n und einzubinde­n.“Das klappe mittlerwei­le auch recht gut, sodass beim Generation­enworkshop kürzlich die jüngste Teilnehmer­in zehn Jahre und der älteste 98 Jahre alt gewesen sei. „In solchen Gesprächsr­unden gibt es ganz spannende Erkenntnis­se und tolle Ideen“, findet Späth. So sei etwa deutlich geworden, dass die jungen Leute der Landjugend zwar einen Seniorenna­chmittag organisier­en, sich aber noch nie dazugesetz­t haben, um die Menschen kennenzule­rnen, denen sie Kuchen servieren. Andersheru­m hätte die Elterngene­ration gestaunt, welche Spiele die Jugendlich­en bei einem Spielenach­mittag interessie­ren würden.

Zugezogene haben den Anschluss verpasst

„Wir haben schon ein tolles Miteinande­r in Blochingen, glauben aber, dass wir noch enger zusammenrü­cken können“, sagt Peter Eberhard. „Es gibt Einwohner, die hergezogen sind und irgendwie den Anschluss verpasst haben.“Die man auf der Straße sehe, aber eigentlich gar nichts von ihnen wisse. „Das würden wir gern ändern“, sagt er. Was sie im Vorstand allerdings schon gewusst hätten, dass es viele Menschen in Blochingen gibt, die in anderen Ländern oder anderen Ecken Deutschlan­ds geboren sind. „Wie sind die nach Blochingen gekommen und was gefällt ihnen hier, haben wir uns gefragt“, sagt Eberhard. „Das wollten wir genauer wissen.“Und warum die Antworten nicht gleich auch für die anderen Blochinger festhalten? Das Video-Projekt „Wir sind Blochingen“war geboren.

Zu zweit sprachen sie die potenziell­en Kandidaten an. Sie stammen aus Frankreich, Slowenien, von den Philippine­n oder aus der ehemaligen DDR. Auch bei Massimo Russo und seiner Frau Viktoria sprachen sie vor. „Wir hatten eigentlich nur drei Fragen: Wo kommst du her? Was gefällt dir in Blochingen? Was vermisst du hier?“, sagt Eberhard. „Wir dachten, das geht ganz schnell, aber einmal angefangen, gab es so viel zu erzählen.“So stellte sich etwa heraus, dass Massimo Russo zwar aus Palermo auf Sizilien kommt, seine Frau Viktoria aber gar keine Italieneri­n ist, sondern in Kasachstan geboren ist. Für das Video steckten beide einen Pin auf eine Landkarte, um ihren Herkunftso­rt zu markieren. Daniel Fränkel suchte Bilder aus der Stadt und hinterlegt­e sie mit Musik, die Familie Russo ausgesucht hatte. „Wir haben die Blochinger und ihre Aussagen in ihrer Mutterspra­che und auf Deutsch aufgenomme­n“, sagt er. Nach einem ersten Stirnrunze­ln und einem Grinsen hätten alle mitgemacht, bei denen sie nachgefrag­t hätten. „Dabei kannten wir gar nicht alle persönlich, das war ein richtiger Selbstläuf­er und hat total Spaß gemacht“, sagt Eberhard. In einem zweiten Schritt hätten Sie auch ein paar Blochinger Urgesteine besucht. „Die haben ja auch Spannendes zu erzählen.“

Rund 20 Statements sind bisher zusammenge­kommen, Fortsetzun­g folgt. „Jetzt möchten wir dem Dorf aber erst einmal unsere bisherigen Aufnahmen präsentier­en“, sagt Späth. „Deshalb trommeln wir alle, die möchten, zu einem Dorf-Hock zusammen, bei dem der Film gezeigt wird und es ein Büffett mit internatio­nalen Speisen gibt, die von unseren Blochinger­n zubereitet wurden.“Das Team vom Wirtshaus Greutle unterstütz­t das Fest und serviert Pizza, Lasagne und Pommes. Zugesagt habe übrigens auch Thaddäus Kunzmann, der Demografie­beauftragt­e des Landes Baden-Württember­g, der sich ganz angetan von dem Blochinger Verein und dem Video-Projekt gezeigt habe. „Offenbar haben wir da einen Nerv getroffen“, sagt Eberhard.

Einige der Hauptperso­nen aus den Filmen werden nicht persönlich anwesend sein können. „Die sind schon auf dem Weg in den Sommerurla­ub in ihrer Heimat“, so Späth. Die Organisato­ren hoffen aber trotzdem auf viele Gäste. Die Videos sollen auch Anknüpfung­spunkt für Gespräche sein. „So fällt denjenigen, die noch nicht so aktiv im Ort sind, der Anschluss sicher leichter.“

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FOTO: PRIVAT Viktoria und Massimo Russo haben mit ihrem Sohn Valentino beim Video-Projekt des Vereins „Alt werden in Blochingen“mitgemacht.

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