Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Film-Premiere während des Dorf-Hocks
Der Verein „Alt werden in Blochingen“hat Einwohner um Video-Statements gebeten
BLOCHINGEN - Sich besser kennenlernen, einander verstehen, gemeinsam etwas unternehmen und sich helfen. All das gehört für das Vorstandsteam des Vereins „Alt werden in Blochingen“zu einer lebenswerten Dorfgemeinschaft. Unter dem Motto „Wir sind Blochingen“laden die Mitglieder für Samstag, 28. Juli, alle Interessierten zu einem DorfHock ein. Er findet ab 16 Uhr auf dem Platz zwischen dem Haus der Vereine und der Mehrzweckhalle in Blochingen statt. Dann wird auch endlich die Neugierde der Blochinger befriedigt und der Verein zeigt den selbst gedrehten Film, in dem Blochinger zu Wort kommen.
„Dafür, dass es unseren Verein noch gar nicht so lange gibt, haben wir ganz schön Fahrt aufgenommen“, sagt der Vorsitzende Thomas Späth. Noch nicht einmal eineinhalb Jahre ist es her, dass die Blochinger damit begonnen haben, die Zukunft ihres Dorfes noch aktiver mitzugestalten. Knapp über 100 Mitglieder zählt der Verein heute und nicht nur der wöchentliche Mittagstisch, zu dem sich stets 25 bis 30 Gäste – darunter auch Schüler – einfinden, ist ein voller Erfolg. Es wurden schon viele Vorträge und Ausflüge organisiert und in Arbeitskreisen und Workshops über Entwicklungsmöglichkeiten des Dorfes gesprochen.
„Der Name unseres Vereins soll nicht in die Irre führen“, sagt Peter Eberhard, der stellvertretende Vorsitzende. „Wir wollen nicht nur etwas für die alten Menschen in unserem Ort tun, sondern für alle Generationen.“Schließlich gehe es darum, dass sich in Blochingen alle wohlfühlen und junge Leute gern bleiben. „Deshalb geht es bei unseren Aktivitäten auch immer darum, die Einwohner jeden Alters mitzunehmen und einzubinden.“Das klappe mittlerweile auch recht gut, sodass beim Generationenworkshop kürzlich die jüngste Teilnehmerin zehn Jahre und der älteste 98 Jahre alt gewesen sei. „In solchen Gesprächsrunden gibt es ganz spannende Erkenntnisse und tolle Ideen“, findet Späth. So sei etwa deutlich geworden, dass die jungen Leute der Landjugend zwar einen Seniorennachmittag organisieren, sich aber noch nie dazugesetzt haben, um die Menschen kennenzulernen, denen sie Kuchen servieren. Andersherum hätte die Elterngeneration gestaunt, welche Spiele die Jugendlichen bei einem Spielenachmittag interessieren würden.
Zugezogene haben den Anschluss verpasst
„Wir haben schon ein tolles Miteinander in Blochingen, glauben aber, dass wir noch enger zusammenrücken können“, sagt Peter Eberhard. „Es gibt Einwohner, die hergezogen sind und irgendwie den Anschluss verpasst haben.“Die man auf der Straße sehe, aber eigentlich gar nichts von ihnen wisse. „Das würden wir gern ändern“, sagt er. Was sie im Vorstand allerdings schon gewusst hätten, dass es viele Menschen in Blochingen gibt, die in anderen Ländern oder anderen Ecken Deutschlands geboren sind. „Wie sind die nach Blochingen gekommen und was gefällt ihnen hier, haben wir uns gefragt“, sagt Eberhard. „Das wollten wir genauer wissen.“Und warum die Antworten nicht gleich auch für die anderen Blochinger festhalten? Das Video-Projekt „Wir sind Blochingen“war geboren.
Zu zweit sprachen sie die potenziellen Kandidaten an. Sie stammen aus Frankreich, Slowenien, von den Philippinen oder aus der ehemaligen DDR. Auch bei Massimo Russo und seiner Frau Viktoria sprachen sie vor. „Wir hatten eigentlich nur drei Fragen: Wo kommst du her? Was gefällt dir in Blochingen? Was vermisst du hier?“, sagt Eberhard. „Wir dachten, das geht ganz schnell, aber einmal angefangen, gab es so viel zu erzählen.“So stellte sich etwa heraus, dass Massimo Russo zwar aus Palermo auf Sizilien kommt, seine Frau Viktoria aber gar keine Italienerin ist, sondern in Kasachstan geboren ist. Für das Video steckten beide einen Pin auf eine Landkarte, um ihren Herkunftsort zu markieren. Daniel Fränkel suchte Bilder aus der Stadt und hinterlegte sie mit Musik, die Familie Russo ausgesucht hatte. „Wir haben die Blochinger und ihre Aussagen in ihrer Muttersprache und auf Deutsch aufgenommen“, sagt er. Nach einem ersten Stirnrunzeln und einem Grinsen hätten alle mitgemacht, bei denen sie nachgefragt hätten. „Dabei kannten wir gar nicht alle persönlich, das war ein richtiger Selbstläufer und hat total Spaß gemacht“, sagt Eberhard. In einem zweiten Schritt hätten Sie auch ein paar Blochinger Urgesteine besucht. „Die haben ja auch Spannendes zu erzählen.“
Rund 20 Statements sind bisher zusammengekommen, Fortsetzung folgt. „Jetzt möchten wir dem Dorf aber erst einmal unsere bisherigen Aufnahmen präsentieren“, sagt Späth. „Deshalb trommeln wir alle, die möchten, zu einem Dorf-Hock zusammen, bei dem der Film gezeigt wird und es ein Büffett mit internationalen Speisen gibt, die von unseren Blochingern zubereitet wurden.“Das Team vom Wirtshaus Greutle unterstützt das Fest und serviert Pizza, Lasagne und Pommes. Zugesagt habe übrigens auch Thaddäus Kunzmann, der Demografiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg, der sich ganz angetan von dem Blochinger Verein und dem Video-Projekt gezeigt habe. „Offenbar haben wir da einen Nerv getroffen“, sagt Eberhard.
Einige der Hauptpersonen aus den Filmen werden nicht persönlich anwesend sein können. „Die sind schon auf dem Weg in den Sommerurlaub in ihrer Heimat“, so Späth. Die Organisatoren hoffen aber trotzdem auf viele Gäste. Die Videos sollen auch Anknüpfungspunkt für Gespräche sein. „So fällt denjenigen, die noch nicht so aktiv im Ort sind, der Anschluss sicher leichter.“