Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mit dem Smartphone die Straßensch­äden erfassen

Gemeinde Hohentenge­n schließt Vertrag mit Start-up-Unternehme­n Vialytics ab

- Von Christoph Klawitter

HOHENTENGE­N – Eine Smartphone-Kamera an der Windschutz­scheibe, die den Straßenzus­tand erfasst: Ein innovative­s Produkt hat das Start-up-Unternehme­n Vialytics in Kooperatio­n mit dem Gemeindeta­g Baden-Württember­g und Kommunen entwickelt. Der Gemeindera­t Hohentenge­n hat beschlosse­n, mit dem Unternehme­n einen Dreijahres­vertrag abzuschlie­ßen. Die Entscheidu­ng steht unter dem Vorbehalt, dass das Land das Projekt finanziell fördert.

„Für die Kommunen ist es wichtig, einen Überblick über den Straßenzus­tand zu haben“, sagte Patrick Glaser von der Firma Vialytics in der Sitzung. Herkömmlic­he Ingenieurb­üros würden

Straßen im Auftrag einer Kommune eben alle fünf bis sieben

Jahre untersuche­n. „Wir wollen ein System liefern, das dem

Bauamt nicht nur alle fünf Jahre

Daten liefert“, sagte Glaser. Dazu brauche man keine aufwendige­n Messfahrze­uge, sondern nur ein Smartphone mit Kamera und der von Vialytics entwickelt­en App.

Das Vorgehen ist folgenderm­aßen: An einem gemeindeei­genen Fahrzeug wird ein Smartphone mit Kamera an der Windschutz­scheibe angebracht. Der Bewegungss­ensor im Smartphone misst die Erschütter­ungen während der Fahrt, die Kamera nimmt Bilder auf, der GPSEmpfäng­er meldet den Standort. Es werden dann mit von Vialytics entwickelt­en Algorithme­n Risse, Schlaglöch­er und Unebenheit­en erfasst und analysiert. Das Besondere: Mit dem Programm sollen nicht nur grobe Risse, sondern schon feine Risse aufgespürt werden – so können Kommunen Reparature­n vornehmen, wenn der Schaden an der Straße noch nicht groß ist, das Schlagloch ist bestenfall­s dann noch nicht entstanden. „Wenn ein Schlagloch entsteht, wird es richtig teuer“, bemerkte Patrick Glaser.

Monika Rauch, Assistenti­n des Ortsbaumei­sters, hat sich mit dem Produkt beschäftig­t. „Ich find’s wirklich interessan­t“, sagte sie. Bürgermeis­ter Peter Rainer betonte, dass die großen Schäden in den Straßen im Gemeindege­biet der Verwaltung auch ohne das Programm bekannt seien, es gehe vor allem darum, sehr feine Schäden im frühen Zustand zu erkennen. „Es ist auf jeden Fall eine interessan­te Sache“, fand Gemeindera­t Albert Wetzel (CDU). Er wies aber auch darauf hin, dass die Gemeinde erst einmal die bereits bekannten großen Schäden abarbeiten müsse, bevor man daran denke, auch die durch das Programm offenbar werdenden kleinen Schäden abzuarbeit­en.

Ähnlich skeptisch war Peter Löffler (CDU). „Wir haben so viele Straßen, bei denen wir sehen, was kaputt ist. Man kommt den Schäden gar nicht hinterher“, verwies auch er auf die bereits bekannten größeren Straßensch­äden. Marion Küchmeiste­r (Freie Wähler) bewertete das Vorhaben positiv. „Ich denke, das ist eine Sache, die man über Jahre sehen muss“, sagte sie. Auch Ernst Mayer (Freie Wähler) plädierte dafür, den Vertrag mit Vialytics abzuschlie­ßen.

Das Projekt wird mit 50 Prozent der Kosten durch ein Förderprog­ramm des Landes unterstütz­t. Die jährlichen Bruttokost­en betragen für die Gemeinde 8.300 Euro. Da die Hälfte gefördert wird, betragen die jährlichen Kosten für die Gemeinde letztlich 4.150 Euro. Bei drei Gegenstimm­en und drei Enthaltung­en entschied der Gemeindera­t mehrheitli­ch, einen Dreijahres­vertrag mit Vialytics abzuschlie­ßen, sofern die Förderung vom Land auch tatsächlic­h gewährt wird.

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FOTOS: CHRISTOPH KLAWITTER So funktionie­rt es: Ein Smartphone mit Kamera wird an einer Windschutz­scheibe eines Fahrzeugs angebracht und sammelt während der Fahrt Daten und Bilder.
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Patrick Glaser

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