Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
So halten Cabriodächer länger
Insbesondere Stoffverdecke benötigen regelmäßige Pflege
Einmal pro Monat fährt der Deutsche durchschnittlich in die Waschstraße. Cabrios verlangen aber meist eine spezielle Behandlung. Viele Waschstraßen arbeiten nämlich mit hohem Druck – und schädigen damit die Stoffdächer. Die kritische Nachfrage beim Betreiber ist deshalb vorab unerlässlich. „Etwa 80 Prozent der Cabriodächer zersetzen sich nicht durch UV-Licht, sondern werden durch falsche oder mangelnde Pflege zerstört“, sagt Lack- und Autopflegeexperte Christian Petzoldt. Doch so weit muss es nicht kommen.
Stoffverdecke benötigen regelmäßige Pflege. „Wenn die Werksimprägnierung nachlässt, muss das Verdeck wieder geschützt werden“, sagt Markus Herrmann vom Bundesverband der Fahrzeugaufbereitung (BFA). Das imprägnierte Garn und der Stoff im Ganzen verlieren durch Umwelteinflüsse sowie bei jeder Wäsche nach und nach den werkseitigen Schutz. Wenn die Feuchtigkeit schon den inneren Dachhimmel erreicht hat, ist es meist zu spät. „Autofahrer, die einmal im Jahr das Stoffverdeck ihres Cabrios imprägnieren lassen, werden keine Probleme mit Undichtigkeit bekommen“, sagt Herrmann. Von automatischer Cabriopflege in Waschstraßen hält er allerdings wenig. Denn die aufgesprühten Substanzen hielten meist nur bis zur nächsten Wäsche.
Besser: die intensive Pflege per Hand. Wichtig: zuerst gründlich reinigen und anschließend trocknen. Dann lässt sich mit speziellen Schäumen oder Sprays eine Imprägnierung auftragen. Das dauere zwischen 20 und 30 Minuten, dann folge eine weitere halbstündige Trockenzeit. „Für guten Schutz sollten Besitzer – je nach Zustand des Daches und nach Herstellervorgaben – den Vorgang dreimal wiederholen“, sagt Herrmann. „Wichtig ist, dass dabei die Imprägnierung gleichmäßig in das Dach einmassiert wird.“Ideal sei eine Arbeitstemperatur zwischen 18 und 21 Grad, die pralle Sonne sollte gemieden werden. Auf keinen Fall dürften Stoffdächer mit scharfen Reinigungsmitteln behandelt werden.
Auch blinde und stark verkratzte Kunststoffscheiben lassen sich retten. Mit einer speziellen Reinigungspolitur verschwinden viele Kratzer. Anschließend werden die Scheiben poliert und versiegelt oder imprägniert. Sattler können rissige oder poröse Scheiben aber auch austauschen. Das kostet je nach Modell bis zu 600 Euro. Wird die Seiten- oder die Heckscheibe nach Jahren porös oder brüchig, übernimmt das eventuell sogar die Kaskoversicherung.
Sattler oder Aufbereiter können auch kleine Schnitte und Brandlöcher flicken. Bei großen Schnitten und sich auflösenden Nähten hilft dagegen nur noch ein Sattler. Er bestellt den Stoff und passt ihn dem Auto an. Bis zu zwei Tage arbeitet er an dem neuen Dach. „Bei vielen Cabrios ist dies nach rund 15 Jahren fällig“, sagt Jörg Sauerborn, Sattler aus Neuwied. Die Kosten dafür liegen zwischen 1200 und 2000 Euro. Doch es geht eventuell auch günstiger: Manche Verdecke sind zwei- oder dreigeteilt, sodass sich auch nur das schadhafte Stoffteil tauschen lässt.
Experten raten außerdem bei hydraulischen Verdecken mit Klappmechanismus zum Ölwechsel. Auch wenn Hersteller keine Wechselintervalle vorgeben, gehöre das Hydrauliköl vor allem bei Young- und Oldtimern nach spätestens zehn Jahren erneuert. Das gelte übrigens auch für Metallklappdächer. (dpa)