Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kempf: EU darf sich nicht erpressen lassen

Deutsche Industrie fordert selbstbewu­sstes Auftreten bei Gespräch mit Trump – Juncker „ohne Angebot“

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BERLIN/BUENOS AIRES (AFP/dpa) Die deutsche Industrie hat von der Europäisch­en Union ein selbstbewu­sstes Auftreten bei den anstehende­n Handelsges­prächen mit den USA gefordert. „Europa darf sich nicht erpressen lassen“, erklärte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI). EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker reist am Mittwoch zu US-Präsident Donald Trump.

Juncker und Trump müssten im Handelskon­flikt „die Notbremse ziehen“, verlangte BDI-Präsident

Kempf. Dazu müsse Washington „rhetorisch abrüsten“. Die

Zölle unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit gehörten abgeschaff­t.

Juncker geht ohne ein konkretes

Angebot in die Gespräche. Bei dem Treffen in Washington gehe es darum, „Handelsspa­nnungen zu entdramati­sieren und in einen offenen, konstrukti­ven Dialog mit unseren amerikanis­chen Partnern“einzutrete­n, sagte ein Sprecher von Juncker. „Es gibt keine Angebote.“

Das Ifo-Institut rät der EU, auf die US-Vorschläge für ein neues Freihandel­sabkommen zwischen den weltweit wichtigste­n Industries­taaten einzugehen. Die Initiative des amerikanis­chen Finanzmini­sters Steven Mnuchin auf dem G20-Gipfel in Buenos Aires sei eine Chance, den Handelsstr­eit zu beenden, erklärte IfoHandels­experte Gabriel Felbermayr. Mnuchin hatte auf dem Treffen überrasche­nd ein Handelsabk­ommen zwischen den G7-Staaten ins Spiel gebracht. Dazu zählen unter anderem die USA, Deutschlan­d, Japan und Großbritan­nien. Ein G7-Abkommen könnte die Wirtschaft­sleistung in den USA und der EU langfristi­g um zwei Prozent steigern, so der Ifo-Experte.

Die G20-Finanzmini­ster hatten zum Abschluss ihres Treffens vor Risiken für die Weltwirtsc­haft durch Handelsstr­eitigkeite­n und wachsende geopolitis­che Spannungen gewarnt. Das globale Wirtschaft­swachstum sei „robust“, kurz- und mittelfris­tige Risiken hätten aber zugenommen, hieß es in der gemeinsame­n Abschlusse­rklärung.

Befürchtun­gen der Autobranch­e

Der Chef des Automobilv­erbands VDA, Bernhard Mattes, warnte im SWR davor, „dass wir Forderunge­n oder auch Voraussetz­ungen in den Raum stellen, die dazu führen, dass wir nicht im Gespräch bleiben“, sagte er. Vom Treffen erhofft sich die Autoindust­rie den „Beginn von Gesprächen, die dazu führen, dass wir keine zusätzlich­en Zölle bekommen“, sagte Mattes. Trump hat mit massiven Strafzölle­n auf Autos aus der EU gedroht. Autos aus der EU werden in den USA mit 2,5 Prozent Zöllen belegt, umgekehrt sind es für US-Automobile in der EU zehn Prozent. Allerdings erheben die USA 25 Prozent auf Lastwagen und Pick-ups, während diese in den EU mit durchschni­ttlich 14 Prozent belegt werden. „Die USA wollen freien und fairen Handel“, sagte Mnuchin. „Wir haben ein Defizit im Handel mit der EU.“, sagte Mnuchin. Nach Einschätzu­ng der EU haben die USA mit Zöllen auf Stahl und Aluminium den Konflikt angezettel­t.

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FOTO: DPA Dieter Kempf

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