Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bauernverb­and lehnt Obergrenze für Viehhaltun­g ab

Hitze und Trockenhei­t verstärken Debatte um nachhaltig­e Landwirtsc­haft

- Von Teresa Dapp und Anna Ringle

BERLIN (dpa) - Anhaltende Hitze und Trockenhei­t in Teilen Deutschlan­ds heizen die Debatte um eine nachhaltig­e Landwirtsc­haft in Deutschlan­d an. Die Dürre lässt nicht nur die Getreideer­nte geringer als sonst ausfallen. Auch das Tierfutter für Rinder droht knapp zu werden, weil auf den Wiesen nicht ausreichen­d Gras wächst.

Grünen-Chef Robert Habeck forderte, Prämien für Landwirte daran zu koppeln, dass eine bestimmte Viehzahl pro Hektar Land nicht überschrit­ten wird. „Passiert das nicht, wird es zu sehr radikalen Schritten kommen müssen, nämlich einer Obergrenze der Viehhaltun­g“, sagte der schleswig-holsteinis­che Agrarminis­ter der „Welt“, etwa zwei Rinder pro Hektar Land. Widerspruc­h kam vom Bauernverb­and. „Diesen Vorschlag halten wir für nicht zielführen­d“, sagte Präsident Joachim Rukwied. Entscheide­nd sei, dass die Zahl der Tiere zur Region passt und die Nährstoffk­reisläufe stimmten – damit ist die Entsorgung der Gülle gemeint. „Im Übrigen setzt die neue Düngeveror­dnung dem Tierbestan­d bereits seine Grenzen“, fügte Ruckwied hinzu. Deutschlan­d hat Ärger mit der EU, weil die Nitratwert­e im Grundwasse­r zu hoch sind.

EuGH urteilt am Mittwoch

Der Bauernverb­and zieht andere Schlüsse aus dem Wetter: „Die Dürre zeigt uns, dass wir neuen Züchtungsm­ethoden gegenüber aufgeschlo­ssen sein müssen, um beispielsw­eise hitzeund trockenhei­tsresisten­tere Sorten anbauen zu können“, sagte Rukwied. Gemeint ist die sogenannte „Genschere“Crispr/Cas9, die ermöglicht, Erbgut von Pflanzen präziser, schneller und günstiger zu verändern. Am Mittwoch soll der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) darüber urteilen, inwieweit bestimmte Anwendunge­n dieser Methode unter die strengen Auflagen des europäisch­en Gentechnik­rechts fallen.

Auf Berichte über Höfe, die Rinder wegen Futtermang­els vorzeitig schlachten, reagierte der Verband der Fleischwir­tschaft zurückhalt­end. Dies könne bei Rindern vorkommen, deren wesentlich­e Futtergrun­dlage aus Raufutter wie Stroh oder Heu bestehe. „Bei Kühen scheint dies seit einigen Wochen der Fall zu sein. Die wöchentlic­hen Schlachtza­hlen für Kühe liegen seit Juni über den Vergleichs­werten des Vorjahres“, hieß es vom Verband. Wegen der Trockenhei­t wuchs vor allem im Norden und Osten weniger Grünfutter für Rindvieh.

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FOTO: DPA Die Getreideer­nte fällt bei vielen Bauern schlechter aus.

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