Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Schlagzeug­er sind komische Menschen“

Die Alternativ­e-Metal-Band Emil Bulls spricht augenzwink­ernd über Besetzungs­wechsel

-

Der Festivalso­mmer der Münchener Alternativ­e-MetalBand Emil Bulls ist mit zahlreiche­n Auftritten gespickt. Am Freitag steht das Konzert beim Altheimer Open Air an. Marvin Weber hat sich mit Gitarrist Stephan Karl und Bassist James Richardson darüber unterhalte­n, warum die Band gerade auf der Schlagzeug­er-Position immer wieder Wechsel hat, warum sie niemals ihrer Heimat München den Rücken kehren würde und wann das nächste Album zu erwarten ist.

Innerhalb von drei Tagen habt ihr drei Konzerte auf drei verschiede­nen Festivals in ganz Deutschlan­d verteilt gespielt. Ist das der Traum des Musikerdas­eins oder der Alptraum?

Stephan: Drei Gigs am Stück ist das Beste, was einem passieren kann. Es ist nur etwas ungewohnt, dass wir auf großen Festivals wie dem Southside nur eine Dreivierte­lstunde anstatt wie üblicherwe­ise eineinhalb Stunden spielen können. Allgemein macht es einfach viel Spaß, da man viele alte Bekannte trifft – wie bei einem Familientr­effen.

Seit eurem letzten Southside-Auftritt sind ein paar Jahre vergangen. Wie läuft der Buchungspr­ozess ab?

Stephan: Wenn man kein Major-Label hat, ist es manchmal etwas schwerer, bei den großen Festivals Fuß zu fassen.

Wie ist eure Sichtweise auf die aktuelle Musiklands­chaft in Deutschlan­d?

Stephan: Ich finde es schon etwas erschrecke­nd, dass so viele Kids auf schlechten deutschen Hip-Hop stehen, bei dem die Sprache echt unterirdis­ch ist. Aber das sind immer wellenförm­ige Bewegungen, die sich in ein paar Jahren auch ändern können. Es kommen auch wieder Zeiten, in denen mehr auf handgemach­te Musik gesetzt wird und nicht Musik aus der Konserve im Trend liegt.

Aber ihr arbeitet unabhängig von diesen Wellenbewe­gungen, oder?

Stephan: Wir haben das Glück, dass unsere Fanbasis konstant wächst und hatten zwei richtig gute Tourneen zu unserem aktuellen Album.

Wie sieht es finanziell bei euch aus? Reicht das, um auch schlechter­e Phasen zu überstehen?

Stephan: Wir sind vernünftig­er, als man es vielleicht von uns erwartet. Wenn viel Geld da ist, zahlen wir das nicht alles aus, sondern legen auch etwas auf die Seite. Jeder von uns bekommt ein Grundeinko­mmen, das nicht der Oberhammer ist, aber jedem von uns einen gewissen Lebensstan­dard ermöglicht.

James: Jeder von uns hat sich abseits der Band noch ein zweites Standbein aufgebaut. Ich arbeite zum Beispiel in der Medienbran­che. Das ist aber auch wichtig, da das Leben in München nicht gerade billig ist.

München zu verlassen ist aber trotzdem keine Option?

James: Nein, wir sind alle sehr in München verwurzelt, weshalb wir auch nicht umziehen werden. In Städten wie Berlin oder Hamburg ist zwar die Musikszene größer, aber wir lieben München und bleiben unserer Heimat treu.

Ihr hattet immer mal wieder Rotationen in eurer Besetzung in den vergangene­n Jahren. Woran lag das?

Stephan: Das hat schon ein wenig genervt. Hauptsächl­ich ist das jedoch die Schlagzeug­er-Position gewesen, auf der gefühlt alle drei Jahre jemand Neues spielt. Das liegt aber daran, dass Schlagzeug­er grundsätzl­ich komische Menschen sind. (lacht) Es sind Musiker, die sich irgendwie viel mehr musikalisc­h entfalten wollen.

James: Unser jetziger Schlagzeug­er war auch früher schon dabei. Weil wir aber nicht so viel Geld verdient haben und es bei Fabian mit seiner jungen Familie nicht gepasst hat, hat er damals die Band verlassen. Jetzt sind wir aber froh, dass er seit mittlerwei­le rund eineinhalb Jahren wieder mit dabei ist.

Wie funktionie­rt Songwritin­g bei euch?

Stephan: Wenn es in die Produktion­sphase geht, schreibt jeder schon einmal ein paar Riffs oder Textzeilen vor. Dann mieten wir uns meistens ein Haus, in das wir uns rund drei Wochen einnisten und alles zusammentr­agen. Im Idealfall brauchen wir nach diesen Wochen nur noch die Sachen im Studio einspielen. Die Produktion geht dank neuester Technik relativ schnell, auch schon einmal im Wohnzimmer des Produzente­n.

Ist schon wieder was in der Mache?

Stephan: Wir haben viele Ideen im Kopf, müssen das aber erst einmal mit dem Label abklären. Wir wollen ein besonderes Album machen, das wir in der bisherigen Bandgeschi­chte noch nie gemacht haben. Wenn wir uns mit dem Label einig sind, könnte es dann vielleicht im Frühjahr 2019 rauskommen.

 ?? FOTO: GERALD VON FORIS ?? Treten am Freitag beim Altheimer Open Air auf: Gitarrist Andy Bock, Schlagzeug­er Fabian Füß, Sänger Christoph von Freydorf, Gitarrist Stephan Karl und Bassist James Richardson (von links).
FOTO: GERALD VON FORIS Treten am Freitag beim Altheimer Open Air auf: Gitarrist Andy Bock, Schlagzeug­er Fabian Füß, Sänger Christoph von Freydorf, Gitarrist Stephan Karl und Bassist James Richardson (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany