Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Live-Gefühl für zuhause
Marillion veröffentlichen einen Konzertmitschnitt
RAVENSBURG - 28 lange Jahre mussten sie darauf warten, doch im vergangenen November spielten Marillion dann endlich in der legendären Londoner Royal Albert Hall. Entsprechend legten sich die Prog-Rocker um den charismatischen Sänger Steven Hogarth ins Zeug. Das Doppel-Livealbum „All One Tonight“(Ear Music) trägt diesen Titel denn auch völlig zurecht: 5000 Anhänger feiern mit der Band einen bewegenden Konzertabend. Die Tickets für den Auftritt waren damals innerhalb von vier Minuten komplett verkauft. Der mittlerweile 61-jährige Hogarth ist bestens bei Stimme, die Band spielt mit unglaublicher Präzision und dennoch vielen Überraschungsmomenten, unerwarteten GitarrenSoli von Steve Rothery etwa. Besonders prägnant sind jedoch Pete Trewavas’ Bass-Linien. Das Geheimnis des Marillion-Klangs bleiben allerdings wie eh und je die sphärischen Keyboard-Flächen von Mark Kelly. Mit den eher poppigen Liedern mit Hogarths Vorgänger Fish am Mikrofon hat das alles nur noch ganz selten zu tun.
Zunächst gibt es das aktuelle Album „F.E.A.R.“in voller Länge und epischer Breite – 75 Minuten Progressive-Rock vom Feinsten. Auf der zweiten Disc finden sich dann FanFavoriten wie „The Space“(mit Violinen und Celli), „Afraid of Sunlight“, „The Great Escape“vom Album „Brave“und auch das sehr schöne „Easter“. Dass ausgerechnet diese Nummer noch am nächsten dran ist am klassischen Rock-Song, ist kein Wunder, stammt sie doch von Album „Seasons End“aus dem Jahr 1989 – dem ersten mit Sänger Hogarth. Eine grandiose Platte.