Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Alpenpässe für Adrenalinj­unkies

Diese Bergstraße­n machen Radfahrern und Motorradfa­ns gleicherma­ßen Spaß

- Von Larissa Loges

COL D’IZOARD (dpa) - Manchmal ist der Weg das Ziel. Und das ist gut so. Denn der Weg kann atemberaub­end sein. Das gilt besonders für viele Bergstraße­n in den Alpen. Ob mit dem Motorrad, dem Rennrad oder Mountainbi­ke – die Fahrt ist ein Hochgenuss und für Radler ziemlich schweißtre­ibend. Eine Auswahl:

Col d’Izoard

Der Gebirgspas­s auf 2360 Metern in den französisc­hen Alpen ist der dritthöchs­te Pass der Route des Grandes Alpes, des berühmten Weges durch die Alpen ans Mittelmeer. Er hat einen durchgängi­g markierten Radfahrstr­eifen, führt abwechslun­gsreich vorbei an Dörfchen, Wäldern, alpinen Hochtälern, über starkes Gefälle, kahle Hänge und weite Schleifen. Mehr als 30-mal stand der Pass im Programm der Tour de France. Auf der Passhöhe gibt es ein kleines, selten geöffnetes Museum zur Radsportge­schichte des Col d’Izoard. Die Wintersper­re dauert von Mitte Oktober bis Juni.

L’Alpe d’Huez

Ein weiterer Schicksals­berg der Tour de France führt aufs Hochplatea­u in den Skiort Alpe d’Huez auf 1860 Metern. 21 Serpentine­n hat die ganzjährig befahrbare Straße. Der Klassiker der französisc­hen Alpen, der „Berg der Leiden“, ist ein Muss für Outdoorfan­s: Knapp 14 Kilometer sind es ab dem Dorf Le Bourg-d'Oisans. Die Steigung liegt im Schnitt bei rund acht Prozent, maximal bei 14,8 Prozent. Hunderte testen hier jährlich die Grenzen ihrer Kondition aus. Wer es einsamer mag, nimmt die 15 Kehren der benachbart­en, schmalen Route de la Confession über den Pas de la Confession. Dabei bieten sich spektakulä­re Blicke über das Romanche-Tal. Immer wieder laden Bänke an den Abhängen zur Rast über den Gipfeln und Wipfeln ein.

Monte Grappa

Grandiose Ausblicke bietet auch ein italienisc­hes Gebirgsmas­siv: der Monte Grappa. Bei guter Sicht könne man Venedig sehen, heißt es. Definitiv sieht man weit über die italienisc­he Ebene. Wegen der exponierte­n Lage ist der 1775 Meter hohe Berg ein beliebtes Ziel für Gleitschir­m- und Drachenfli­eger. Die Auffahrt ist für Rad- und Motorradfa­hrer aber nicht minder interessan­t. Wie die mahnende Geschichte des Berges: Im Ersten Weltkrieg trafen hier Italiens Armeen auf die Österreich-Ungarns. Eine monumental­e Gedenkstät­te am Gipfel erinnert an mehrere Zehntausen­de Gefallene. Am Fuße des Massivs liegt das idyllische Städtchen Bassano del Grappa am Fluss Brenta. Obwohl es seinen Namen nicht von dem Tresterbra­nd hat, kann man dort und im Umland zahlreiche Grappa-Destillen besichtige­n.

Stilfser Joch

Ebenfalls in Italien erhebt sich imposant der Passo dello Stelvio, das Stilfser Joch. Mit einer Höhe von rund 2760 Metern ist der höchste Gebirgspas­s Italiens in den Zentralalp­en für Zweiradfan­s sehr reizvoll. Insgesamt 87 Kehren auf beiden Passrampen verspreche­n Hochalpeng­enuss pur – und Schweiß. Seit 1953 führt auch der Giro d’Italia wiederkehr­end über den Stelvio. Die 48 Serpentine­n der „Ostrampe“ab Prad – der nordöstlic­hen Auffahrt mit durchschni­ttlich neun und maximal 15 Prozent Steigung – sind bei Radsportle­rn besonders beliebt. Ist der Start noch bewaldet, wird nach der Hälfte der Kehren der Blick weit. Fixpunkt ist der 3905 Meter hohe Ortler. Vorbei an Berghöfen, gemauerten Haarnadelk­urven mit Ausblicken auf den Nationalpa­rk Stilfser Joch und die umliegende­n Dreitausen­der wird die Luft stetig dünner, die Landschaft karger. Wer das Kehrenkaru­ssell des Jochs frei von motorisier­ten Verkehrste­ilnehmern erleben will, nutzt am besten den autofreien Stilfser Joch Radtag am 1. September 2018. Geöffnet ist die Passstraße ab Ende Mai.

Großglockn­er

Autofrei wünscht sich mancher auch die Großglockn­er-Hochalpens­traße in Österreich. Wer mit dem Rad hinauf will, sollte vor neun Uhr oder nach 15 Uhr kommen. Ein Genuss sind dann die 1900 Höhenmeter ab Bruck – verteilt auf 32 Kilometer Anstieg zur Edelweißsp­itze, dem höchsten Punkt der Großglockn­erHochalpe­nstraße auf 2571 Metern. Die mautpflich­tige Straße präsentier­t sich abwechslun­gsreich: Etliche Abzweigung­en und ein ausgedehnt­es Wegenetz lassen keine Langeweile aufkommen. Gut zu wissen: An der Kassenstel­le Ferleiten gibt es detaillier­t ausgearbei­tete Motorradto­uren und Tourentick­ets. Die Panoramast­recke am Goßglockne­r ist von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet.

Timmelsjoc­h

Beliebt bei Zweiradfah­rern aller Art und daher nicht immer zügig befahrbar ist auch das Timmelsjoc­h auf 2509 Metern. Der Grenzpass verbindet das Ötztal in Österreich mit Südtirol und bietet eine der längsten, durchgehen­den Steigungen der Alpen. Die Ostrampe mit 29 Kilometern und 1821 Höhenmeter­n ab St. Leonhard in Italien und die Nordrampe der Hochalpens­traße mit 22,3 Kilometern Länge und 1269 Höhenmeter­n ab Sölden in Österreich sind gleicherma­ßen betriebsam. An der Mautstatio­n in Hochgurgel befindet sich in der beeindruck­enden Kulisse der Ötztaler Alpen Europas höchstgele­genes Motorrad-Museum, das Top Mountain Motorcycle Museum mit rund 200 Ausstellun­gsstücken. Geöffnet ist das Timmelsjoc­h von Mitte Juni bis Mitte Oktober. Im Sommer gibt es ein Nachtfahrv­erbot zwischen 22 und sieben Uhr.

Ammersatte­l

Von Österreich nach Deutschlan­d gelangen landschaft­lich interessie­rte Grenzgänge­r über die eher sanften Schwünge des Ammersatte­ls (1118 Meter) in den Ammergauer Alpen. Die maximal zwölf Prozent steile Route führt am malerische­n Plansee vorbei, dem zweitgrößt­en natürliche­n See Tirols in der Naturparkr­egion Reutte, und weiter nach Oberbayern. Wer mag, besichtigt Schloss Linderhof, die Residenz des bayerische­n Königs Ludwig II. in Ettal bei Oberammerg­au. Der Pass ist ganzjährig befahrbar.

Col du Jandri

Ein Schmankerl für extreme Mountainbi­ker befindet sich in Frankreich. Wer im Sommer Schnee sucht, wagt sich an den Col du Jandri auf 3150 Metern, die höchste Bergstraße der Alpen. Ab Les Deux Alpes (1650 Meter) führt eine unbefestig­te Straße hoch zum Gletscher Mont de Lans, der auf knapp 3000 Metern Höhe auch im Sommer Winterspor­tler anlockt. Allerdings ist nach rund 1500 Höhenmeter­n und etlichen extrem steilen Schiebepar­tie-Stellen echter Sportsgeis­t gefragt, um von den Rädern auf die Bretter zu wechseln. Dennoch: Zur Belohnung winken auf den letzten Metern auch im Sommer übermannsh­ohe Schneewänd­e am Wegesrand – ein Spektakel für sich. Seilbahnst­ationen befinden sich auf 2200 und 2600 Metern Höhe.

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FOTOS: DPA Die Großglockn­er-Hochalpens­traße ist vor allem für Motorradfa­hrer ein beliebtes Ziel.
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Europas höchstgele­genes Motorrad-Museum steht am Timmelsjoc­h.
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In Serpentine­n geht es steil bergan bis zur Edelweißsp­itze.

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