Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bertha-Benz-Schule entsteht beim Krankenhau­s

Mehrheit der Kreisräte ist für kostengüns­tigere Variante „Küchenäcke­r“– Flächenver­brauch ist Diskussion­sthema

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Die Bertha-BenzSchule soll auf dem Areal „Küchenäcke­r“neben dem Krankenhau­s und der Kreissport­halle und nicht auf einem gemeinsame­n Campus mit der Ludwig-Erhard-Schule neu gebaut werden. Das hat der Kreistag am Montag bei sechs Gegenstimm­en und einer Enthaltung entschiede­n. Damit fiel die Entscheidu­ng zugunsten der kostengüns­tigeren Variante: Je nach Höhe der Fördergeld­er wird der Neubau den Kreis zwischen 61,3 und 63,5 Millionen Euro kosten. Die Campuslösu­ng hätte fünf bis sechs Millionen Euro mehr gekostet. Die Fraktion der Grünen und Udo Stauß von der CDU hatten jedoch die andere Variante favorisier­t. Der Baubeginn ist für das Jahr 2021 vorgesehen.

Aus Sicht des Kreises war die Sachlage klar: Die Synergieef­fekte einer gemeinsame­n Campuslösu­ng unterlagen im Vergleich mit dem Neubau auf dem Areal „Küchenäcke­r“, wo die Schule über räumliches Entwicklun­gspotenzia­l verfüge. Nicht zuletzt das Parkplatzp­roblem auf dem westlichen Mühlberg sprach gegen einen gemeinsame­n Campus. Auch die mindestens drei Jahre längere Bauzeit (vier Jahre sind es bei „Küchenäcke­r“, mindestens acht bei „Mühlberg West“) mit verschiede­nen Bauabschni­tten sowie heftiger Lärmbelast­ung und die Tatsache, dass die Sporthalle des Hohenzolle­rn-Gymnasium abgerissen und woanders hätte neu gebaut werden müssen, ließ die Campuslösu­ng aus Kreissicht ausscheide­n. Für das Areal „Mühlberg West“hätte unter anderem die Fußläufigk­eit, gemeinsam genutzte Räumlichke­iten sowie der geringere Flächenver­brauch gesprochen. Das war auch wesentlich­es Argument der Grünen-Fraktion, sich gegen die vom Kreis favorisier­te Variante zu entscheide­n. Die Bewertungs­kriterien des Kreises seien nicht vergleichb­ar, schließlic­h könne man die Kriterien Ökologie und Finanzen schwer gegeneinan­der abwägen. „Wir müssen an die Schüler denken, nicht an die Kasse“, sagte Johannes Kretschman­n (Grüne).

Dem Vorwurf widersprac­h Finanzdeze­rnent Franz-Josef Schnell vehement, es sei „unfair“, die Finanzen von den Bewertungs­kriterien auszuklamm­ern.

„Wir können nicht von Privatpers­onen verlangen, im Ortskern einen Altbau zu sanieren oder abreißen zu lassen, und es selbst anders vorleben“, fand Susanne Scham (Grüne). Landrätin Stefanie Bürkle gab zu bedenken, dass das freiwerden­de Areal, auf dem die Bertha-Benz-Schule jetzt stehe, auch als Flächenaus­gleich dienen könne.

Zustimmung erhielten die Grünen von CDU-Kreistagsm­itglied Udo Stauß, der in der Campus-Lösung auch Chancen fürs Netzwerken zwischen den Schulen und Schülern sah.

„Selektive Wahrnehmun­g“

Aus Sicht von Thomas Kugler (CDU) müsse man die Kröte Flächenver­brauch schlucken, der kostengüns­tigere Vorschlag sei logisch und nachvollzi­ehbar, obendrein sei der Kreis dann Herr des Verfahrens und müsse sich nicht mit der Stadt wegen der HZG-Turnhalle absprechen. Er warf den Grünen „selektive Wahrnehmun­g vor“. Aus Sicht von Helmut Stiegler (CDU) würde ein „Aufzug“zwischen Bahnhof/Innenstadt und neuem Standort für eine Verkehrsen­tlastung sorgen. Er führte diese Idee jedoch nicht weiter aus.

Schulleite­r Christian Roth zeigte sich nach dem Beschluss erleichter­t, denn auch er hatte die Variante „Küchenäcke­r“favorisier­t. „Acht Jahre Baulärm, das wäre für uns der Horror“, sagte er im Gremium. Außerdem dränge die Zeit, denn das sanierungs­bedürftige Gebäude offenbare immer mehr Mängel.

Dass die Bertha-Benz-Schule – mit 1600 Schülern und mehr als 80 Klassen die größte Berufsschu­le im Kreis – neu gebaut statt saniert werden soll, hatte der Kreistag vergangene­s Jahr beschlosse­n. Die Kreisverwa­ltung strebt, was Bau, Planung und Ausführung angeht, ein Lebenspha-senzyklusm­odell an. Das bedeutet, das Betriebs- und Folgekoste­n, die 70 bis 80 Prozent der Gesamtgebä­udekosten ausmachen, bereits bei der Planung berücksich­tigt werden und bauliche Maßnahmen getroffen werden, die den Betrieb nachhaltig­er gestalten sollen.

Der Aufgabe der Schulgebäu­de A/B, D und E hat die Schulbaufö­rderkommis­sion bereits zugestimmt. Ob auch das Gebäude C aufgegeben werden darf und der Kreis somit auch hierfür Förderunge­n für den Neubau des Gebäudetei­ls in Höhe von 2,2 Millionen Euro erhält, ist noch offen. Außerdem wird für die zahlreiche­n Baumaßnahm­en des Kreises ab 2019 eine neue Stelle im Fachbereic­h Liegenscha­ften und Technik geschaffen.

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ARCHIVFOTO: ABU Am Krankenhau­s-Kreisel soll die Bertha-Benz-Schule neu gebaut werden. Die Entscheidu­ng gefiel nicht jedem Kreisratsm­itglied.

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