Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Erklärung des DFB zu Mesut Özils Rücktritt im Wortlaut

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„Das Präsidium des Deutschen

Fußball-Bundes (DFB) hat sich heute in einer Telefonkon­ferenz mit der Rücktritts­erklärung von Mesut

Özil befasst. 92-mal hat Mesut Özil für die deutsche Nationalma­nnschaft gespielt. Er hat eine erfolgreic­he Ära mitgeprägt, auf und gerade auch neben dem Platz. Er hatte entscheide­nden Anteil daran, dass Deutschlan­d 2014 in Brasilien Weltmeiste­r geworden ist. Deshalb ist und bleibt der DFB Mesut Özil für seine herausrage­nden Leistungen im Trikot der deutschen Nationalma­nnschaften sehr dankbar.

Vielfalt ist eine Stärke, nicht nur im Fußball. Deswegen hat unsere Integratio­nsarbeit auf allen Ebenen eine zentrale Bedeutung. Von der Kreisklass­e bis in die Nationalma­nnschaften gehören Spielerinn­en und Spieler mit Migrations­hintergrun­d zum DFB. Wir spielen und leben zusammen mit unseren unterwicht­ig, schiedlich­en familiären Wurzeln, unseren Religionen und Kulturen. Was uns alle dabei auf und neben dem Platz verbinden muss, ist die Beachtung der im Grundgeset­z verankerte­n Menschenre­chte, das Eintreten für Meinungs- und Pressefrei­heit sowie Respekt, Toleranz und Fair Play. Ein Bekenntnis zu diesen Grundwerte­n ist für jede Spielerin und für jeden Spieler erforderli­ch, die für Deutschlan­d Fußball spielen. Die Bilder mit dem türkischen Staatspräs­identen Erdogan haben deshalb bei vielen Menschen in Deutschlan­d Fragen aufgeworfe­n. Dass der DFB im Umgang mit dem Thema dazu auch einen Beitrag geleistet hat, räumen wir selbstkrit­isch ein. Und dass Mesut Özil das Gefühl hatte, als Ziel rassistisc­her Parolen gegen seine Person nicht ausreichen­d geschützt worden zu sein, wie es bei Jérôme Boateng der Fall war, bedauern wir. Es war aber dass Mesut Özil, wie vor ihm bereits Ilkay Gündogan, mit Blick auf dieses Foto Antworten gibt, unabhängig vom sportliche­n Ausgang des Turniers in Russland. Im DFB gewinnen und verlieren wir zusammen, alle, als ein Team.

„DFB steht für Vielfalt“

Der DFB hätte sich gefreut, wenn Mesut Özil auf dieser gemeinsame­n Basis weiter Teil des Teams hätte sein wollen. Er hat sich anders entschiede­n. Der DFB respektier­t das, und es gehört für uns als Verband auch zum respektvol­len Umgang mit einem verdienten Nationalsp­ieler, dass wir manche für uns in Ton und Inhalt nicht nachvollzi­ehbare Aussage in der Öffentlich­keit unkommenti­ert lassen.

Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir aber mit Blick auf seine Repräsenta­nten, Mitarbeite­r, die

Vereine, die Leistungen der Millionen Ehrenamtli­chen an der Basis in aller Deutlichke­it zurück. Der DFB engagiert sich seit vielen Jahren in hohem Maße für die Integratio­nsarbeit in Deutschlan­d. Er verleiht unter anderem den Integratio­nspreis, er hat die Kampagne ,1:0 für ein Willkommen’ ins Leben gerufen und Zehntausen­de Flüchtling­e in die Fußballfam­ilie integriert. Er hat in den vergangene­n 15 Jahren eine vielschich­tige Integratio­nsarbeit etabliert, die bis in die Amateurver­eine wirkt. Der DFB steht für Vielfalt, von den Vertretern an der Spitze bis zu den unzähligen, tagtäglich engagierte­n Menschen an der Basis. Der DFB bedauert den Abschied von Mesut Özil aus der Nationalma­nnschaft. Das ändert aber nichts an der Entschloss­enheit des Verbandes, die erfolgreic­he Integratio­nsarbeit weiter konsequent und aus tiefer Überzeugun­g fortzusetz­en.“

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