Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Staatsanwaltschaft erhebt Mord-Anklage
Im Winterlinger Familiendrama gilt Vater als dringend tatverdächtig – Er selbst schweigt
WINTERLINGEN/HECHINGEN - Ein mutmaßliches Familiendrama hat die kleine Stadt Winterlingen auf der Alb zu Ostern erschüttert. Eine vierfache Mutter war in ihrer Wohnung mit mehreren Schusswunden getötet worden. Jetzt wird der Ehemann der 41-Jährigen wegen der Vorwürfe des Mordes und wegen des „vorsätzlichen unerlaubten Führens einer halbautomatischen Kurzwaffe“angeklagt. Das teilte die Staatsanwaltschaft Hechingen am Mittwoch mit.
Am Ostersonntag soll der 48-jährige Familienvater gegen 19 Uhr mit einer Pistole mehrere Schüsse auf seine Frau abgegeben haben. Die Frau erlag noch vor Ort ihren Verletzungen. Der 48-Jährige selbst hatte den Rettungsdienst alarmiert. Vier Streifenwagenbesatzungen mit Ausrüstung für Amok-Einsätze fuhren daraufhin nach Winterlingen. Auch 15 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes waren im Einsatz, um mehr als zwölf Angehörige, darunter auch Kinder, zu betreuen. Eine 17-jährige Tochter war ebenfalls leicht verletzt aufgefunden worden.
Als die Polizei eintraf, hatte sich der Ehemann widerstandslos vor der Wohnung festnehmen lassen. Noch am Ostermontag war der Mann einem Haftrichter vorgeführt worden, der Haftbefehl wegen Mordes erlassen hatte. Erschwert worden waren die Ermittlungen vor allem, weil der Tatverdächtige keine Angaben machen wollte. Bis heute habe er sein Schweigen gegenüber der Polizei nicht gebrochen, sagt Hechingens Erster Staatsanwalt Markus Engel auf Nachfrage dieser Zeitung.
Für Polizei und Staatsanwaltschaft besteht jetzt nach Abschluss der Ermittlungen bei dem Familienvater aber „dringender Tatverdacht“. Konkret bedeutet dies, dass die Ermittler besonderen Grund zu der Annahme haben, dass es sich bei dem Ehemann tatsächlich um den Täter handelt. Aus diesem Grund befindet er sich weiterhin in Untersuchungshaft. Staatsanwalt Markus Engel bestätigt: „In diesem Fall sprechen erhebliche Gründe für die Tatbegehung.“
Konkreter möchte Engel allerdings nicht werden. Bislang bleiben daher viele Fragen offen. Informationen zum möglichen Tathergang, zum Motiv, zur Anzahl der Schüsse, zur Herkunft der Waffe, die der Winterlinger – wie der Anklage zu entnehmen ist – ohne Waffenschein geführt hatte, und zu weiteren Ermittlungsergebnissen sollen erst in einer möglichen Hauptverhandlung zur Sprache kommen.
„Wir befinden uns jetzt im sogenannten Zwischenverfahren“, erläutert Engel. Sprich: Anklageschrift und Ermittlungsakten liegen bei Gericht. „Dort wird jetzt entschieden, ob ein Hauptverfahren eröffnet wird“, so Engel. Mit Blick auf die Ermittlungsergebnisse aber gehe er „fest davon aus“. Da das Landgericht Hechingen derzeit aber zahlreiche Haftsachen zu verhandeln habe, rechnet der Staatsanwalt damit, dass die öffentliche Verhandlung frühestens in einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten eröffnet werde.
In der 6000-Einwohner-Gemeinde Winterlingen hatte der Fall für großes Entsetzen gesorgt. Der Familienvater mit deutscher Staatsangehörigkeit und serbischen Wurzeln galt im Ort als gut integriert. Ebenso auch seine getötete Ehefrau, die kosovarischer Abstammung ist. Wie viele der vier Kinder des Paares die Tat miterlebten, möchten die Ermittler aus Opferschutz-Gründen weiterhin noch nicht mitteilen. Wie es den Angehörigen geht, wird somit ebenfalls erst bei einer öffentlichen Verhandlung zur Sprache kommen.
„In diesem Fall sprechen erhebliche Gründe für die Tatbegehung“, sagt Hechingens Erster Staatsanwalt Markus Engel.