Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bedrohlich­e Stimmung

Etablierte Parteien in Pakistan erkennen Ergebnis nicht an

- Von Zia Khan und Veronika Eschbacher

ISLAMABAD (dpa) - Die Wahllokale waren gerade erst geschlosse­n worden – da flogen die ersten Raketen in den Himmel. Das Feuerwerk galt einem, der schon in der Vergangenh­eit gefeiert wurde: Imran Khan. Noch keiner der Anhänger des Kricket-Nationalhe­lden und Spitzenkan­didaten der Bewegung für Gerechtigk­eit (Tehreek-e Insaf/PTI) hatte freilich ein offizielle­s Ergebnis der Parlaments­wahl in Händen. Doch die ersten, inoffiziel­len Ergebnisse, die die PTI in Führung sahen, befeuerten ihre Feierlaune.

So unberechen­bar wie der Flug einer Feuerwerks­rakete ist nun die Zukunft der südasiatis­chen Atommacht. Denn die Stimmabgab­e wird von massiven Vorwürfen der Wahlmanipu­lation überschatt­et. Die beiden etablierte­n Parteien, die Pakistanis­che Muslim-Liga (PML-N) von Nawaz Sharif und die Pakistanis­che Volksparte­i (PPP) erklärten noch in der Wahlnacht, das Ergebnis nicht anzuerkenn­en. Mehrere kleinere Parteien schlossen sich an.

Indirekt wird das Militär beschuldig­t, zugunsten Imran Khans eingegriff­en zu haben. Bereits 2013 gab es Vorwürfe der Wahlfälsch­ung, die weniger seriös waren und nur von einer Partei, der PTI, kamen. Dabei war die Euphorie in dem 207-Millionen-Land vor der Wahl groß: Die Stimmabgab­e sollte die Demokratie in dem Land stärken, in dem mit diesen Wahlen erst zum zweiten Mal in seiner Geschichte die Macht von einer demokratis­chen Regierung nach einer vollen Amtsperiod­e an die nächste übergeben wird. Pakistan wurde fast während der Hälfte seiner 71-jährigen Geschichte von der Armee geführt, die immer wieder die zivile Regierung von der Macht drängte oder putschte. Das Militär bestreitet aber jegliche politische Einmischun­g.

Die Demokratie kränkelt in der südasiatis­chen Atommacht auch an anderen Enden: Die Redefreihe­it ist durch das Blasphemie­gesetz stark beschnitte­n, wonach bereits Dutzende Menschen wegen Beleidigun­g des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden sind. Auch Minderheit­en in Pakistan beklagen Diskrimini­erung: Christen leben marginalis­iert, regelmäßig werden junge Hindu-Frauen gekidnappt, zwangsverh­eiratet und gezwungen, zum Islam zu konvertier­en.

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FOTO: DPA Ex-Kricket-Star Imran Khan, Chef der Partei PTI, ist siegesgewi­ss.

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