Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bedrohliche Stimmung
Etablierte Parteien in Pakistan erkennen Ergebnis nicht an
ISLAMABAD (dpa) - Die Wahllokale waren gerade erst geschlossen worden – da flogen die ersten Raketen in den Himmel. Das Feuerwerk galt einem, der schon in der Vergangenheit gefeiert wurde: Imran Khan. Noch keiner der Anhänger des Kricket-Nationalhelden und Spitzenkandidaten der Bewegung für Gerechtigkeit (Tehreek-e Insaf/PTI) hatte freilich ein offizielles Ergebnis der Parlamentswahl in Händen. Doch die ersten, inoffiziellen Ergebnisse, die die PTI in Führung sahen, befeuerten ihre Feierlaune.
So unberechenbar wie der Flug einer Feuerwerksrakete ist nun die Zukunft der südasiatischen Atommacht. Denn die Stimmabgabe wird von massiven Vorwürfen der Wahlmanipulation überschattet. Die beiden etablierten Parteien, die Pakistanische Muslim-Liga (PML-N) von Nawaz Sharif und die Pakistanische Volkspartei (PPP) erklärten noch in der Wahlnacht, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Mehrere kleinere Parteien schlossen sich an.
Indirekt wird das Militär beschuldigt, zugunsten Imran Khans eingegriffen zu haben. Bereits 2013 gab es Vorwürfe der Wahlfälschung, die weniger seriös waren und nur von einer Partei, der PTI, kamen. Dabei war die Euphorie in dem 207-Millionen-Land vor der Wahl groß: Die Stimmabgabe sollte die Demokratie in dem Land stärken, in dem mit diesen Wahlen erst zum zweiten Mal in seiner Geschichte die Macht von einer demokratischen Regierung nach einer vollen Amtsperiode an die nächste übergeben wird. Pakistan wurde fast während der Hälfte seiner 71-jährigen Geschichte von der Armee geführt, die immer wieder die zivile Regierung von der Macht drängte oder putschte. Das Militär bestreitet aber jegliche politische Einmischung.
Die Demokratie kränkelt in der südasiatischen Atommacht auch an anderen Enden: Die Redefreiheit ist durch das Blasphemiegesetz stark beschnitten, wonach bereits Dutzende Menschen wegen Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden sind. Auch Minderheiten in Pakistan beklagen Diskriminierung: Christen leben marginalisiert, regelmäßig werden junge Hindu-Frauen gekidnappt, zwangsverheiratet und gezwungen, zum Islam zu konvertieren.