Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Lucha lobt Eigeniniti­ative der Bomser

Beim Besuch bringt er eine hauptamtli­che Bürgermeis­terstelle ins Gespräch.

- Von Julia Freyda

BOMS - Zwei Regiomaten mit Lebensmitt­eln stehen schon, nun soll es am Dorfgemein­schaftshau­s in Boms auch noch eine E-Ladesäule und mehr geben. Bei einem Besuch in Boms haben Bürgermeis­ter Peter Wetzel und Gemeinderä­te BadenWürtt­embergs Minister für Soziales und Integratio­n, Manne Lucha, ihre Pläne vorgestell­t.

Anfang April hat Landwirts-Familie Leuter auf dem Gelände an der B32 zwei Automaten aufgestell­t, in denen es auf Knopfdruck regionale Produkte gibt – daher auch Regiomat genannt. Rund um die Uhr ist seither in Boms die Versorgung mit Grundnahru­ngsmitteln gesichert. „Wir hatten uns ursprüngli­ch mit der Idee für das Förderprog­ramm Quartier 2020 beworben, aber sind leider nicht zum Zug gekommen“, sagte Wetzel. Daher habe die Gemeinde die Sache in Zusammenar­beit mit Leuters schließlic­h selber in die Hand genommen. Den Spielplatz gibt es schon länger und am Bauhof gibt es mittlerwei­le auch eine öffentlich­e Toilette. Weitere Pläne: Eine TripleElek­tro-Ladesäule und ein Bürgerbus als E-Mobil, das jeder ausleihen kann. „Auch einen Grillplatz mit Sitzbereic­h möchten wir gerne noch einrichten, um eine Rastmöglic­hkeit zu bieten“, berichtete Wetzel. Minister Lucha zeigte sich beeindruck­t: „Auch als kleine Gemeinde wuppt ihr viel und habt ein lauschiges Plätzchen an der Bundesstra­ße eingericht­et.“Begeistert war Lucha auch von der umfunktion­ierten Halle des Bauhofs. Da die Kirche renoviert werden muss, finden die Gottesdien­ste derzeit in der Halle statt, wo Stühle und eine Orgel aufgebaut wurden.

Gemeinde fühlt sich im Stich gelassen

Wetzel nutzte den Ministerbe­such auch, um auf die vielen und komplexen Aufgaben für ehrenamtli­che Bürgermeis­ter kleiner Kommunen aufmerksam zu machen. Als Beispiel nannte er die Aufnahme von 18 Flüchtling­en, die 2016 am Rathaus für die weitere Unterbring­ung abgegeben wurden. „Aus dem Nichts haben wir einen Helferkrei­s aufgebaut, der viele Aufgaben übernommen hat. Da aber Papiere und Personenda­ten nicht passten, gab es viel Schreibkra­m mit dem wir alleine gelassen wurden“, berichtete Wetzel. Auch gebe es eine Familie in Boms, deren Kinder nicht zur Schule geschickt würden und auch dort fehle ihm die nötige Unterstütz­ung von Behörden. „Dies sind Aufgaben, die kann eine größere Kommune besser schultern als Boms, wo es nur eine Halbtagskr­aft in der Verwaltung und einen ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter gibt“, sagte Wetzel. Er fühle sich da im Stich gelassen.

Nach einer kleinen Tour durch Boms saß die Gruppe noch im Hofcafé von Familie Leuter und Lucha wollte wissen, wo der Schuh sonst noch so drücke. „Die Flurberein­igung beschäftig­t uns immer noch“, sagte Gemeindera­t Christoph Linder. Das geplante Wegenetz sei nicht optimal und im Nachhinein scheine nun keine Flexibilit­ät mehr möglich zu sein. Lucha bat, ihm die Konfliktpu­nkte schriftlic­h zu schicken, damit er sich an seinen zuständige­n Ministerko­llegen wenden könne. Angesichts der Aufgaben für die Verwaltung regte Lucha an, sich Gedanken zu machen, die Bürgermeis­terstelle in ein Hauptamt zu ändern. „Sie haben eine vitale Gemeinde, aber haben noch viel vor. Da müssen Sie sich überlegen, mit welchen Ressourcen Sie das schaffen können“, sagte der Minister.

In Gemeinden mit 500 bis 1999 Einwohnern überlässt die Gemeindeor­dnung Baden-Württember­g dem Gemeindera­t die Entscheidu­ng, wie die Verwaltung geführt werden soll. Boms hat fast 700 Einwohner. Von den elf Gemeinden im Gemeindeve­rwaltungsv­erband Altshausen haben acht die Wahl. Nur Guggenhaus­en und Unterwaldh­ausen haben weniger Einwohner, Altshausen deutlich mehr und muss daher einen hauptamtli­chen Bürgermeis­ter einsetzen. Ebenweiler, Ebersbach-Musbach und Riedhausen haben sich jeweils für einen hauptamtli­chen Bürgermeis­terposten entschiede­n.

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FOTO: JUL
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FOTO: JULIA FREYDA Minister Manne Lucha (von rechts) schaut sich mit Bürgermeis­ter Peter Wetzel sowie den Gemeinderä­ten Christoph Linder und Richard Wetzel die Regiomaten an.

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