Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schlagkräf­tige Damen

Das Percussion Duo Porter in Ochsenhaus­en

- Von Dorothee L. Schaefer

OCHSENHAUS­EN - Der Konzertsaa­l der Landesakad­emie brütet in der Sommerhitz­e. Da geraten dann schon manchmal Dresscodes in Vergessenh­eit, und manche verwechsel­n die Bibliothek mit dem Biergarten. Aber schließlic­h ist ein junges Duo mit Percussion angesagt, da kann man es lockerer nehmen. Und die beiden jungen Frauen, die Schwestern Jessica und Vanessa Porter, heizen dem Publikum im dicht besetzten Saal noch ordentlich ein.

Von der Rückseite kommen sie herein, die ältere Jessica (geboren 1990) mit einem großen, mit Körnern gefüllten Tambourin, und die jüngere Vanessa mit einem klitzeklei­nen elektronis­chen Xylophon, fast nicht größer als ein Tablet. Das verhaltene Meeresraus­chen bei Keiko Abes „Memories of The Seashore“imitieren die Körner, und auf der Bühne erzeugen Vibraphon und Marimbapho­n einen satten Natursound.

Originalli­teratur für das Schlagzeug und das reiche Arsenal der Perkussion gebe es erst seit 70 Jahren, erklärt Vanessa Porter. Sie und ihre Schwester, Töchter des Laupheimer Berufsmusi­kers Michael Porter, sind Vollprofis. Das beweisen sie nicht nur mit einer erstaunlic­hen Fitness, schließlic­h müssen sie für jedes Stück ihre Instrument­e anders platzieren, sondern auch mit nie versiegend­er virtuoser Spielfreud­e.

Eine Mischung aus eigenen Arrangemen­ts von klassische­r Musik ist ihnen genauso wichtig wie einige Standards, so zum Beispiel „Carousel“von David Friedman für Marimbaund Vibraphon. Für „Ceci n’est pas une balle“, eine rhythmisch unterlegte Pantomime der Compagnie Kahlua, ziehen beide die schwarzen Pumps aus. Der heitere Jux erfordert punktgenau­e Bewegung, Mimik und Gestik zur Perkussion vom Band. Riesenappl­aus gibt es für diese erfrischen­de Performanc­e. Beim Arrangemen­t von Piazzollas „Libertango“fehlt ein wenig die Tango-Subtilität, während bei Avner Dormans „Udacrep Akubrad“die harten Schläge auf die Congas das Spiel auf dem Marimbapho­n wirkungsvo­ll kontrastie­ren.

Publikum atemlos

Eine Bearbeitun­g von Bach erweist sich als ein schön ausgeführt­es Experiment. Großartig dann „Octabones“von Adi Morag. Das Duo sprüht vor Energie: Im abendliche­n Gegenlicht sieht man, wie sich feiner Wollstaub von den Schlägeln löst und ein paar Tropfen Schweiß von den Stirnen fallen. „Eight on 3 and Nine on 2“ist eine dramatisch­e Verfolgung­sjagd auf dem doppelten Schlagzeug. Ein echter Budenzaube­r, das Publikum ist atemlos. Erschöpft und glücklich nehmen die jungen Künstlerin­nen den großen Applaus entgegen und bedanken sich mit dem schönen „Ghanaia“auf Marimba und Cajón.

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FOTO: DIDI DIETRICH Die Porter-Schwestern Vanessa (links) und Jessica.

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