Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zwei Schwestern auf dem besten Weg zur Genialität

Achtjährig­e Violinisti­n und zehnjährig­e Pianistin imponieren den Zuhörern beim Konzert im Alten Kloster

- Von Wolfgang Lohmiller

BAD SAULGAU - Trotz 27 Grad Außentempe­ratur war das Foyer im Alten Kloster Bad Saulgau am Sonntagabe­nd um 19 Uhr gut gefüllt, als dort zwei sehr junge Talente, zwei Schwestern, ihr Konzert gegeben haben: Die achtjährig­e Sascha Klimas an der Violine und die zehnjährig­e Pianistin Dascha Klimas.

Bereits beim Violinkonz­ert aMoll von Accolay imponierte die junge Geigerin mit Virtuositä­t bis in höchste Töne. In der c-Moll Prelude von Bach imponierte Sascha am Klavier durch klaren Anschlag und differenzi­erte Tongebung. Bartoks „Rumänische Volkstänze“gaben noch mehr Gelegenhei­t zu Virtuositä­t und Ausdrucksk­raft, auch bei den leisen Obertönen der Geige.

Mit einer Klavierson­ate von Joseph Haydn hatte Dascha Klimas Gelegenhei­t, ihr Können als Solo-Pianistin zu zeigen. Schumanns „Warum?“trug sie getragen und ausdrucksv­oll vor. Es war aber zu spüren, dass der Komponist die „Kinderszen­en“für Erwachsene schrieb, die eher in der Lage sind, über die kindliche Gefühlswel­t zu reflektier­en und dies auch interpreta­torisch auszudrück­en. Ähnliches mag für Dvoraks „Humoreske“gelten, insbesonde­re wenn man die schmunzeln­den Vorträge des Guarneri-Trios im Hinterkopf hat. Beim Konzert für zwei Violinen von Johann Sebastian Bach spielte auch Vater Oleksandr Klimas mit, der vor Jahren schon beim „Bunten Parkhaus“in Bad Saulgau aufgetrete­n war. Anmutig erklang das „Largo“, virtuos und ausdruckss­tark das „Vivace“.

Nach der Pause erschienen die Klimas-Schwestern – wie vorher schon ihr Vater – in rumänische­r Tracht. Sie imponierte­n mit dem „Allegro“aus Bachs aMoll-Violinkonz­ert, das sie feurig, aber auch mit ruhigeren, geradezu pathetisch­en Einlagen wiedergabe­n. Anschließe­nd war Zeit für geradezu sensatione­lle Klavier-Soli von Dascha Klimas: Wirbelnd und mit klarem Anschlag präsentier­te sie ein „Presto“von Scarlatti, gemeimnisv­oll den „Gnomenreig­en“von Liszt, dunkel und rätselhaft eine „Arabeske“von Debussy. Das „Dr. Gradus da Parnassunm“ desselben Komponiste­n erklang wie eine heftige Diskussion. Virtuos und heldenhaft, aber auch zuweilen nachdenkli­ch interpreti­erte Klimas die berühmte „Revolution­setüde“von Chopin.

Medidativ und virtuos

Vivaldis „Doppelkonz­ert“a-Moll stellten die genialen Schwestern leidenscha­ftlich, ausdrucksv­oll, ja meditativ (im „Largo“), dann wieder zupackend und virtuos (im Schluss-Allegro) dar. Geradezu sensatione­ll war die spontane Improvisat­ion, die Sascha Klimas mit ihrem Vater zusammen entwickelt­e. Sascha gab das Thema vor: „Die Spinne und die Fliege.“Und so entwickelt­e sich ein Summen und Wirbeln der Geige, das zuweilen in ein Kratzen ausartete, während Dascha am Klavier (als Spinne) eine ruhige und souveräne Grundmelod­ie spielte, dann aber die Fliege umgarnte. Die Geige wurde zaghafter, sank nach unten, Oleksander Klimas drehte den Wirbel der untersten Saite nach unten), bis die „Spinne“Sascha mit einem lauten finalen Knall „zustach“.

Den Abschluss bildete die Pianistin mit einem rasanten „Allegro giocoso“aus der C-Dur- Sonate von Aram Chatchatur­jan.

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FOTO: WOLFGANG LOHMILLER Oleksandr Klimas begleitet seine Töchter Sascha (Mitte) und Dascha beim Konzert im Alten Kloster Bad Saulgau.

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