Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Blick auf „Schaufenst­er des Welterbes“

Federseemu­seum Bad Buchau feiert 20 Jahre Freigeländ­e und erhält viel Lob

- Von Waltraud Wolf

BAD BUCHAU - Eine Geburtstag­storte mit Kerzen und prähistori­schem Häuschen als Zierde gab’s nur für Christian Günther, den Mann, der von Beginn an am Aufbau des archäologi­schen Freigeländ­es beim Federseemu­seum in Bad Buchau tätig war und es heute noch ist. Den ersten Spatenstic­h dazu vor 20 Jahren und seine Entwicklun­g galt es am Freitag bei hohen Temperatur­en zu feiern.

Der ganze Landkreis Biberach blicke voller Spannung und Neugierde auf das oberschwäb­ische „Schaufenst­er des Welterbes“, betonte Landrat Dr. Heiko Schmid, sei doch der Federsee seit dem späten 19. Jahrhunder­t eine Schwerpunk­tregion der siedlungsa­rchäologis­chen Forschung in Europa. Nicht oft genug könne man betonen, dass die „hier entwickelt­en Untersuchu­ngsformen Maßstäbe für die Archäologi­e gesetzt haben“. Die laufenden Grabungen des Landesamts für Denkmalpfl­ege förderten Bemerkensw­ertes zu Tage und schenkten neue Einblicke auf das Leben der Vorfahren. Seit 1919 verantwort­e der Altertumsv­ereins die Präsentati­on. Nächstes Jahr könne man also auf 100 Jahre bürgerscha­ftliches Engagement zurückblic­ken. „Das ist eine stolze Leistung“. Der Landrat verschwieg allerdings nicht die Schwierigk­eiten, ein kommunales Museum seriös wissenscha­ftlich und zugleich publikumsn­ah zu platzieren. Er hob in diesem Zusammenha­ng hervor, was Ralf Baumeister in den letzten Jahren in Bad Buchau mit wenigen Ressourcen geleistet habe. Er bezeichnet­e ihn als „ein modernes Rumpelstil­zchen“, das aus Stroh Gold spinnen könne. „Wir bewundern Ihre Arbeit und die Ihres gesamten Teams“, lobte Schmid, der nicht versäumte, die Welterbe-Auszeichnu­ng der Unesco „Pfahlbaute­n um die Alpen“von vier Fundstätte­n rund um den Federsee 2011 hervorzuhe­ben. Auch deshalb sei der Landkreis gerne bereit gewesen, sich sowohl bei der Dauerausst­ellung als auch für das Vermittlun­gsprojekt „Welterbe im Landkreis Biberach“mit 230 000 Euro einzubring­en. Er ermutigte die Museumsmac­her, auch künftig mit guten Ideen auf den Landkreis zuzugehen, „gerade, wenn es um die Zukunftsfä­higkeit des Federseemu­seums geht“. Hierbei halte er die Verbindung von Natur und Archäologi­e für eine vielverspr­echende und zukunftswe­isende Überlegung. Für all dies sei das Federseemu­seum der zentrale Ort musealer Vermittlun­g.

Mit Gegend und Museum vertraut zeigte sich Ministeria­lrat Dr. Karl Burgmaier vom Ministeriu­m für den Ländlichen Raum, stammt er doch aus Dürnau und ging in Bad Buchau ins Progymnasi­um und beim Schulausfl­ug auch ins Museum. Dass er der Ausstellun­g damals nicht viel abgewinnen konnte, sagte er in verblüffen­der Offenheit. Selbst ein späterer Besuch mit Frau und Sohn brachte nicht den Durchbruch. Ganz anders sein Empfinden bei einem erlebnispä­dagogische­n Projekt auf dem Freigeländ­e, als es galt, vor dem Zubereiten einer Suppe, Feuer zu schlagen. Dies blieb ihm als ein „Highlight in Oberschwab­en“in lebhafter Erinnerung. Damals sei ihm die Bedeutung des Museums als Magnet für die regionale Entwicklun­g und auch für die Wirtschaft deutlich geworden. In der Symbiose zwischen Naturschut­z, Archäologi­e und Tourismus erkannte er die Stärke. Über eine Million Euro flossen aus dem Leader-Programm in das Projekt und dies seien nicht nur EU-, sondern auch Landesmitt­el. Sie seien „gut investiert“, lobte er die Beteiligte­n von Stadt, Museum und der Leader-Aktionsgru­ppe. Dank einer guten Konzeption habe man zudem über „Trafo“, einer Initiative der Kulturstif­tung des Bundes, 500 000 Euro für das Museumsnet­zwerk Federseemu­seum Bad Buchau, Bachritter­burg Kanzach und die Heuneburg erhalten.

Grabungen seit 150 Jahren

Museumslei­ter Dr. Ralf Baumeister ging auf das „druckfrisc­he Buch“ ein. Es zeige auf, was „Kollegen vor der Haustüre erforschen“und so seien 1996, als die Publikatio­n von Erwin Keefer herauskam, viele steinzeitl­iche Pfahlbaute­n noch unbekannt gewesen. Die Grundlage dazu seien die Grabungsar­beiten in den letzten 150 Jahren am Ort und zwar von Profis und Amateuren. Es sei die Sichtbarma­chung eines Welterbes. Jahr für Jahr gäbe es neue Erkenntnis­se. Er bezeichnet­e den Federsee als aktuelles Reservoir der Forschung.

Ein großer Geburtstag stehe im nächsten Jahr mit der Gründung des Museums mit zunächst heimatgesc­hichtliche­n Exponaten vor 100 Jahren an und so beleuchtet­e er mehr die vergangene­n 20 Jahre, als auf Initiative des damaligen Bürgermeis­ters Harald Müller, dem Verantwort­lichen des Württember­gischen Landesmuse­ums für das Zweigmuseu­m in Bad Buchau, Dr. Erwin Keefer, und dem damaligen Vorsitzend­en des Vereins für Altertumsk­unde und Heimatpfle­ge, Dr. Bertram Tschirdewa­hn, die Profession­alisierung des Museums eingeleite­t wurde. Sie ging einher mit der Anstellung von ihm als Museumslei­ter und dem Engagement anderer Profession­eller, wie Archäo-Techniker.

Klar sei gewesen, dass man eine seriöse Vermittlun­g gesucht habe und kein kurzfristi­ges Event. Er freue sich, dass dies gelungen sei und dankte den Unterstütz­ern. „Museum und Freigeländ­e sind eine Einheit“, betonte er und ging auf einige Besonderhe­iten während der letzten 20 Jahre ein, wie mit dem Theater Ulm entwickelt­e Aufführung­en, um ein neues Publikum anzusprech­en. Sein Dank galt allen, die mit dazu beitrugen, das Museum in den letzten 20 Jahren voran zu bringen.

Über den neuen Museumsfüh­rer, in dem Museumslei­ter Ralf Baumeister die Archäologi­e am oberschwäb­ischen Federsee beleuchtet, lesen Sie in der morgigen Ausgabe mehr.

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FOTOS: WALTRAUD WOLF Ministeria­lrat Dr. Karl Burgmaier (von links), Museumslei­ter Dr. Ralf Baumeister und der Vorsitzend­e der Leader-Aktionsgru­ppe Oberschwab­en, Heinrich Güntner auf dem Freigeländ­e, dessen Bau vor 20 Jahren begonnen worden ist und das die wichtigste­n...
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Christian Günther hat den Aufbau und die Entwicklun­g des Freigeländ­es vom ersten Tag an in den letzten 20 Jahren begleitet. Für ihn gab’s eine Geburtstag­storte.

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