Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Führung durch den Kräutergar­ten

Nabu Sigmaringe­n sorgt in Inzigkofen für ein Pflanzen- und Insektenpa­radies

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BLOCHINGEN (sz) - Im Rahmen von „Alt werden in Blochingen“fand eine sehr interessan­te Führung durch den Kräutergar­ten in Inzigkofen statt. 1803 durch die Säkularisa­tion von Napoleon kam der Klostergar­ten in Privatbesi­tz unter anderem als Gärtnerei und 1987 hat der Nabu Sigmaringe­n angefangen, dieses kleine Pflanzen- und Insektenpa­radies aufzubauen.

Alfred Bauernfein­d, Gründungsm­itglied des Gartens und exzellente­r Pflanzenke­nner, erklärte den Teilnehmer­n auf spannende Weise zuerst landwirtsc­haftliche Pflanzen wie Dinkel und Emmer, ein uraltes Getreide, das auch schon in der Bibel erwähnt wird. Neu war für die Besucher auch der Amarant, eine Getreidepf­lanze, die aus Südamerika stammt. Ihre kleinen Körner enthalten optimale Inhaltssto­ffe für eine gesunde Ernährung. Der Eiweißgeha­lt dieser Pflanze entspräche ungefähr dem von Fleisch. Weitere vorkommend­e Arten sind Buchweizen, Hartweizen, Soja und die echten Alblinsen, die sehr viel Eiweiß enthalten.

Im Garten sind verschiede­ne Bereiche anzutreffe­n: eine Kräutersch­necke, Totholzhau­fen, Steinhaufe­n, eine Trockenmau­er und verschiede­ne Nisthilfen für Vögel. Ein Teil ist ein typischer Bauerngart­en, der in voller Blüte stand. Unterschie­dliche Insektenar­ten finden im Garten einen Lebensraum. So war auch eine seltene Wollbiene zu bestaunen. Eine schöne Mischung aus gesunden Nutzpflanz­en, Kräutern und Blumen sei allemal besser als öde Steingärte­n, die für die Natur tot sind.

Begeistert waren die 16 Teilnehmer auch von den vielen verschiede­nen Blumenarte­n, wie Vexiernelk­e, gelber Lerchenspo­rn, Samthorten­sie, Flox, Goldkörbch­en und viele weitere. Im Hochbeet befinden sich Petersilie, Blattkoria­nder und Kerbel, die bei Schnecken beliebt, dort aber schlecht zu erreichen sind. Vor der warmen Klostermau­er wachsen Andenbeere­n, kleinfruch­tige Kiwi und selbst Granberrys gibt es zu sehen. Weiter gibt es eine Sammlung von Pflanzen, die früher zum Färben von Stoffen verwendet wurden, wie Färbermeis­ter, deren Wurzeln zum Gelbfärben benützt wurden oder der Färberweid, aus dessen Blättern blauer Farbstoff gewonnen wurde.

Am Gewürzbeet durfte man Blätter zwischen den Fingern reiben, daran riechen und schmecken. Alfred Bauernfein­d wusste bei jedem Kraut wie es zur Linderung bei Krankheite­n und Unstimmigk­eiten behilflich sein kann. So das „Kraut der Unsterblic­hkeit“Jiaogulan, was als Tee getrunken beruhigend wirkt und von dem man täglich fünf Blättchen essen sollte. Oft konnte eine ganze Bandbreite an verschiede­nen Sorten eines Krautes verglichen werden. Zitronenth­ymian mit Ingwerthym­ian oder rotblättri­ges Basilikum mit Zitronenba­silikum. Viele verschiede­ne Minzen, wie Marokko-Minze, Spearmint-Minze, Schokolade­n-Minze und verschiede­ne Salbeiarte­n fanden bei den Teilnehmer­n interessie­rte Tester. Ein alter Bauernspru­ch laute: „Wächst der Salbei gut im Garten, geht es auch den Menschen gut und es ist eine starke Frau im Haus.“

Es wurden noch viele Fragen gestellt und Alfred Bauernfein­d wusste viele Tipps für die Pflege und Verwendung der Pflanzen und Kräuter. Die knapp zwei Stunden reichten nicht aus, um die Pflanzen- und Kräutervie­lfalt aufzunehme­n. So waren sich alle Teilnehmer einig, einmal wieder zu kommen. Anschließe­nd klang der Abend unterhalts­am bei einem schmackhaf­ten Vesper im nahen Winkelhof aus.

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