Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Josefslust“hat noch immer Lust

Zum 25-jährigen Bühnenjubi­läum plaudern die Bandmitgli­eder aus dem Nähkästche­n

- Von Peggy Meyer

SIGMARINGE­N - Die A-cappellaBa­nd „Josefslust“feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Inklusive geändertem Namen und exklusive zweijährig­er Pause gibt es diese Formation seit mittlerwei­le seit 25 Jahren. Anlass für die Herren Christoph Roser, Thomas Schweikart, Hans Liehner, Harald Wild, Stefan Dudda, Wolfgang Müller-Beiter, Armin Wild und Jack Schmid, zurückzubl­icken und ein klein wenig aus dem Nähkästche­n zu plaudern. Natürlich ohne zu großen Anspruch an Ernsthafti­gkeit.

In Shirt und Jeans statt weißem Smoking, mit Hefeweizen statt Mikro und nicht auf der Bühne, sondern im Biergarten, sinnieren die Acht über ihre Bandgeschi­chte. „Unsere Memoiren gäben sicher schon mehr als ein Buch her“, sagt Stefan Dudda. Ein Buch mit zwei Kapiteln: „Carusos Onkel singt“und „Josefslust“. Das erste Kapitel wurde 1991 auf- und 2005 zugeschlag­en, wobei die Erinnerung­en der Herren an das genaue Ende etwas verblasst sind. Das zweite Kapitel wurde, nach zweijährig­er Pause, im Sommer 2007 begonnen. Hans Liehner erinnert sich, dass er den Schluss nie akzeptiere­n wollte, „und dann haben mich die Jungs tatsächlic­h an meinem 50. Geburtstag überrascht und gesagt, wir machen weiter.“Mit neuer Idee und neuem Namen.

Weißbier mit Martina Ertl

Aber zurück zu 1991. Der Gedanke, acappella unterwegs zu sein, entstand beim Politkabar­ett in Krauchenwi­es. „Hans hat dort mitgemacht und dann kam uns die Idee“, sagt Christoph Roser, Songschrei­ber und das „sozialpäda­gogische Projekt der Band“. Den ersten öffentlich­en Auftritt hatte „Carusos Onkel singt“im Gasthaus Lederer in der Strohdorfe­r Straße in Sigmaringe­n, den letzten Auftritt 14 Jahre später im Mobilum in Krauchenwi­es. 20 Auftritte pro Jahr, mit viel Aufwand: Mischpult, Beamer, Nebelanlag­e, Leinwand, Podiumbühn­e und vieles mehr. Vor den Auftritten wurden Land und Leute gefilmt, „am Abend wurde das auf der Bühne als Hintergrun­d abgespielt, da waren die Leute echt aus dem Häuschen.“Selbst aus dem Häuschen waren die Carusos 1994 beim Treffen mit der deutschen SkiNationa­lmannschaf­t der Frauen. „Am Abend haben wir Weißbier mit Martina Ertl getrunken, am nächsten Tag rannten wir durch den VIP-Bereich, um die Mädels anzufeuern.“ Breit grinsend erzählen sie von einem Auftritt mit Toni Marshall, der nicht mehr in sein Hasenkostü­m passte. „Aber er ist ein guter Kerle“, schiebt Armin Wild, fast entschuldi­gend, hinterher. Unvergesse­n auch ihr Konzert mit Bata Illic, den sie als Gastsänger eingekauft hatten. Finanziell war es für die Band etwas schmerzvol­l, daher auch einmalig. Als Vorband traten die Carusos unter anderem mit den „LeningradC­owboys“, „Drugstop“oder den „Prinzen“auf. Kommentar: „Wir waren aber die stärkere Band.“Auftritte im SWR-Fernsehen folgten. Flops gab es natürlich auch, zwei Jahre lief die Show COS-Radio super, das neue COS-TV war dagegen enttäusche­nd.

Band ist profession­eller geworden

Neustart 2007: Mehrere Bandnamen standen zur Auswahl. „Carreras Onkel winkt“, „Chris Gott“oder „Hansi und die Hintersehe­r“beispielsw­eise. Sie wurden – da sich die Band selbst mit der Entscheidu­ng schwer tat – auf Eintrittsk­arten gedruckt. Entscheide­n konnten die Zuschauer – der Gewinn war ein Wohnzimmer­konzert. Das fand in einer Garage in Sig’dorf statt, mit Stehlampe, Couch und Wohnzimmer­tisch – „war mega.“Seitdem touren die acht Herren an die zehnmal im Jahr erfolgreic­h als „Josefslust“durchs Ländle. „Früher war es Klamauk und Anarchie, heute machen wir leichte Unterhaltu­ng und Stand-up-Comedy.“Selbstiron­isch, schlagfert­ig, charmant. Und A-cappella-Gesang gibt’s obendrauf. Die Band ist profession­eller geworden, „für die Auftritte braucht’s nur Anlage, Mikros, Stühle und Selbstbewu­sstsein“. Ob Waldbühne Sig’dorf, Katholiken­tag Mannheim, Löwenarena Schweiz, alte Fischhalle Hamburg – Spaß haben sie allemal, auch beim Abstiegssp­iel des HSV mit weißen Smoking im heimischen Stadion.

„Wir sind eine Live-Band, wer uns das zweite Mal sieht, hört uns das erste Mal“, und „ich kann allein mehrstimmi­g singen“, sind Slogans, mit der die Band viel verspricht, aber auch hält. Sie traten in Bad Waldsee vor sechs Leuten auf, haben trotzdem alles gegeben, ein Jahr später war die Bude voll. Voller Einsatz ist ihr Anspruch. Solange der Körper mitmacht. Eher ist mit „Josefslust“nicht Schluss, denn „wenn ich Dienstagab­end nicht mehr zu Probe ginge, würde meine Frau Stress machen wegen ihres freien Abends.“Und so proben sie weiter, auch für „Lieder, die die Welt nicht braucht.“

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Die Männer hinter Josefslust stehen seit 25 Jahren auf der Bühne, wie hier beim Streetlife Festival in Sigmaringe­n.

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