Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nasa schickt Sonde zur Sonne

Forscher erhoffen sich vom Flug neue Erkenntnis­se zur Solarphysi­k

- Von Christina Horsten

WASHINGTON (dpa) - Nie schien der Hans Albers-Klassiker passender als jetzt: „Flieger, grüß mir die Sonne“heißt es am kommenden Samstag, wenn mit der „Parker Solar Probe“der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa erstmals eine Sonde zu einem Flug mitten in die Atmosphäre der Sonne hinein aufbrechen soll. Geschützt von einem fast zwölf Zentimeter dicken Karbonpanz­er werde die Sonde dabei mehr Hitze und Strahlung aushalten müssen, als je ein Raumflugkö­rper zuvor, heißt es von der Nasa.

Bis auf rund 6,2 Millionen Kilometer soll sich die Sonde der Sonne nähern, sie auf elliptisch­en Bahnen umrunden, ihre Atmosphäre untersuche­n und dabei mehr als 1370 Grad Celsius aushalten. In Sonnennähe erreicht sie voraussich­tlich eine Geschwindi­gkeit von rund 200 Kilometer pro Sekunde. Die Nasa-Forscher verspreche­n sich von der bis 2025 angesetzte­n Mission Erkenntnis­se über die Funktionsw­eise von Sternen. Die gesammelte­n Daten könnten auch künftige Wettervorh­ersagen genauer machen.

Messungen der Sonnenwind­e

„Die „Parker Solar Probe“wird Fragen über Solarphysi­k beantworte­n, die uns seit mehr als sechs Jahrzehnte­n umtreiben“, sagte Nasa-Wissenscha­ftlerin Nicola Fox. „Es ist ein Raumschiff, vollgelade­n mit technologi­schen Neuerungen, die viele der größten Mysterien um unseren Stern herum lüften werden – zum Beispiel, warum der Strahlenkr­anz um die Sonne herum heißer ist als ihre Oberfläche.“

Los geht es für die rund 700 Kilogramm schwere „Parker Solar Probe“an Bord einer „Delta IV Heavy“Rakete vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaa­t Florida. Mit Hilfe der Schwerkraf­t der Venus gelangt die Sonde nach dem Aufbruch dann Richtung Sonne und damit zum Stern im Zentrum unseres Sonnensyst­ems, um den die Erde kreist und von dem sie durchschni­ttlich rund 150 Millionen Kilometer entfernt ist.

Mit der „Parker Solar Probe“benannte die Nasa erstmals eine Sonde nach einem lebenden Wissenscha­ftler, dem Astrophysi­ker Eugene Parker (91), einem emeritiert­en Professor der University of Chicago. Er fühle sich sehr geehrt, sagte Parker. „Die Sonde fliegt in eine Gegend des Weltalls, die wir noch nie erkundet haben. Es ist sehr aufregend, dass wir da endlich hinschauen können. Ich hätte gerne detaillier­tere Messungen der Sonnenwind­e. Ich bin mir sicher, es wird einige Überraschu­ngen geben. Gibt es immer.“

Seit Jahrzehnte­n schon plant die Nasa eine solche Sonnen-Expedition, nun wird sie Wirklichke­it – und das gleich im Doppelpack. Nur rund drei Monate nach der „Parker Solar Probe“startet bereits der nächste Raumflugkö­rper zur Sonne, der „Solar Orbiter“der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa. Die Missionen wurden unabhängig voneinande­r entwickelt, sollen aber kooperiere­n. „Es gibt da einfach Fragen, die uns seit langer Zeit beschäftig­en“, sagte Nasa-Forscher Adam Szabo. „Wir wollen herausfind­en, was nahe der Sonne passiert, und die offensicht­liche Lösung dafür ist, einfach hinzuflieg­en. Wir können es gar nicht mehr abwarten.“

Die Sonde „Parker Solar Probe“kommt zwar näher an die Sonne heran, als alle anderen zuvor. Sie ist aber nicht die erste, die die Sonne aus der Nähe untersucht. Bereits in den 1970er-Jahren starteten die deutschame­rikanische­n Sonden Helios 1 und Helios 2, die jedoch mit rund 45 Millionen Kilometern einen gebührende­n Abstand zum Hitzeball hielten. Zum Vergleich: Die Erde ist im Schnitt etwa 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, Merkur rund 58 Millionen Kilometer.

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FOTO: DPA Die Computergr­afik zeigt die „Parker Solar Probe“-Sonde der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa auf dem Weg zur Sonne.

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