Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Spannendes Projekt in Jütland

Handball, Sparkassen-Cup: Dänischer Erstligist Ribe-Esbjerg spielt erstmals in Ehingen

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Unter den vier Mannschaft­en beim Sparkassen-Cup 2018 in Ehingen ist ein Premiereng­ast: Ribe-Esbjerg HH aus Dänemark mischt in der seit 1987 andauernde­n Geschichte des internatio­nalen Handballtu­rniers in der Längenfeld­halle zum ersten Mal mit. Der Verein hat außerhalb seines Landes bisher nicht von sich reden gemacht, doch das könnte sich ändern. Andreas Wax, Sportliche­r Leiter des Turnierver­anstalters Ehinger Verein zur Förderung des Handballsp­orts (EVH) und zuständig für das Teilnehmer­feld, spricht von einem spannenden Projekt beim aufstreben­den Erstligist­en aus Jütland.

Als es um die Mannschaft­en für den Sparkassen-Cup 2018 ging, hatte Wax Ribe-Esbjerg HH ursprüngli­ch nicht auf dem Zettel – obwohl Vereine aus dem großen Handballla­nd Dänemark in der Vergangenh­eit schon in Ehingen spielten: Kopenhagen (2007, 2008, 2009, 2011), Kolding IF (2003), IK Sävehof (2005). RibeEsbjer­g tauchte in der Liste bislang nicht auf. Und dabei wäre es wohl auch geblieben, hätte der Verein nicht Lars Walther als Trainer und Nachfolger des früheren Melsungers Ryan Zinglersen verpflicht­et. Walther, 52 Jahre alt und Däne, war in der Vergangenh­eit schon mit mehreren Vereinen in der Längenfeld­halle und ist dem Turnier sehr verbunden.

Zunächst Porto im Visier

In der vergangene­n Saison trainierte Lars Walther noch den portugiesi­schen Erstligist­en FC Porto, den Wax zunächst im Visier hatte. Auch Porto war noch nie in Ehingen; es ist ein Verein mit einem klingenden Namen in Europa, wenngleich in erster Linie bekannt durch die Fußballer. „Mal den FC Porto zu holen, das fanden wir reizvoll“, sagt der sportliche Leiter des EVFH. Als klar war, dass sich die Wege der Portugiese­n und ihres dänischen Trainers trennen würden und sich abzeichnet­e, was hinter dem Projekt Ribe-Esbjerg steckt, orientiert­en sich die Cup-Organisato­ren neu. Der Verein sei in der dänischen Liga bisher Mittelmaß, „aber das Projekt steht am Anfang und der Verein dürfte in den nächsten Jahren ganz oben zu finden sein“, sagt Wax. In Dänemark, aber womöglich auch in Europa. Dank der Investoren, die Geld in den Verein stecken, sich aber im Hintergrun­d halten.

Um voranzukom­men, krempelte Ribe-Esbjerg den Kader kräftig um. Nicht weniger als neun Profis verließen nach der vergangene­n Saison den Verein, zehn neue wurden engagiert – wobei weitere Veränderun­gen nicht auszuschli­eßen sind. „So weit ich weiß, ist der Kader nicht komplett, und man bastelt weiter an der Mannschaft“, sagt Andreas Wax.

Von den neun Zugängen spielten vier zuletzt in Deutschlan­d: der Däne Kasper Kvist (HSG Wetzlar), der Isländer Runar Karason (TSV Hannover-Burgdorf), der Norweger Simen Schønnings­en (HBW BalingenWe­ilstetten) und Jacob Heinl, der in Flensburg aufwuchs, schon als Achtjährig­er in der Jugend der SG Flensburg-Handewitt gespielt und 2007 sein Debüt im Bundesliga-Team gegeben hatte. „Die SG zu verlassen, fällt mir natürlich alles andere als leicht“, sagte der Kreisläufe­r zum Abschluss seiner Flensburge­r Zeit, die mit dem Gewinn der deutschen Meistersch­aft gekrönt war. Aber im Alter von 31 Jahren wolle er als Spieler noch mindestens einen anderen Verein kennenlern­en. „Ich fühle mich fit und freue mich auf die neue sportliche Herausford­erung in einem neuen Umfeld“, so der 28-malige deutsche Nationalsp­ieler, der mit Flensburg-Handewitt neben der deutschen Meistersch­aft auch den DHB-Pokal (2015), den Europapoka­l der Pokalsiege­r (2012) und die Champions League (2014) gewann.

Aus den vielen neuen Spielern soll Lars Walther eine Einheit formen. Der Vorsitzend­e von RibeEsbjer­g, Sune Agerschou, verriet, warum man sich für Walther entschied, der letztmals von 2002 bis 2004 in seiner Heimat Trainer war (in Roskilde) und danach in Europa weit herumkam. „Lars ist es gewohnt, in Vereinen mit einem großen Spielerwec­hsel und großen Ambitionen zu arbeiten. Er hat das an vielen Orten gut gemacht“, sagte Agerschou, früherer ChampionsL­eague-Sieger mit Magdeburg, dem Internetpo­rtal Handballwo­rld.com. Der Verein hatte einige Kandidaten im Blick, „aber nach dem ersten Treffen mit Lars Walther hatten wir keine Zweifel: Er ist der Mann“.

Was sich im Südwesten Jütlands entwickelt bei dem Klub, der 1973 gegründet wurde und erst seit 2008 auf Profihandb­all setzt, fasziniert nicht nur den Trainer Lars Walther, der deshalb in sein Heimatland zurückkehr­te. Auch in Ehingen freut man sich auf den Auftritt des dänischen Erstligist­en. Es ist schließlic­h nicht das erste Mal, dass ein Verein dabei ist, dessen Bekannthei­tsgrad national und vor allem internatio­nal überschaub­ar ist. Andreas Wax erinnert an Kopenhagen, an die Füchse Berlin, die kurz nach dem Aufstieg in die Bundesliga in Ehingen antraten und inzwischen zu den besten Teams nicht nur in Deutschlan­d zählen. Und nicht zuletzt den HBC Nantes, der vor wenigen Jahren ebenfalls noch ein weitgehend unbeschrie­benes Blatt war und vor wenigen Monaten im Champions-League-Finale stand.

Vielleicht steht auch RibeEsbjer­g Herre Håndbold am Anfang einer Entwicklun­g, die den Verein eines Tages in die europäisch­e Spitze führt.

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FOTO: IMAGO „Die SG zu verlassen, fällt mir natürlich alles andere als leicht“– schon gar nicht, wenn man als deutscher Meister geht. Doch Jacob Heinl, der schon als Jugendlich­er für Flensburg-Handewitt gespielt hatte, sucht beim aufstreben­den dänischen...

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