Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wiesen und Weiden wachsen nicht mehr weiter

Landwirte im Kreis Ravensburg bleiben aber noch gelassen

- Von Elke Oberländer

KREIS RAVENSBURG - Hitzewelle und anhaltende Trockenhei­t machen der Landwirtsc­haft zu schaffen. Vor allem in Nord- und Ostdeutsch­land fällt die Getreideer­nte geringer aus und das Tierfutter wird knapp. So schlimm sieht es im Kreis Ravensburg nicht aus, sagt der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands Waldemar Westermaye­r. „Aber wir hoffen, dass die Hitzewelle bald vorbei ist.“

Die Auswirkung­en der Trockenhei­t sind im Landkreis unterschie­dlich stark ausgeprägt: „Bei uns im Allgäu ist es noch etwas grüner“, sagt der Landwirtsc­haftsmeist­er aus Leutkirch. „Aber im Schussenta­l und Richtung Horgenzell sind die Wiesen schon ganz braun, da sieht man fast nur noch Löwenzahn.“Löwenzahn und Ampfer können dank tiefer reichender Wurzeln der Trockenhei­t länger trotzen. Was jetzt braun wird, sind die Gräser.

Keine Probleme sieht der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands beim Getreide: Notreife habe es im Landkreis Ravensburg nicht gegeben. Nach der Saat und während der Entwicklun­g der Pflanzen hätten die Äcker genügend Regen bekommen. Jetzt sei das Getreide abgeerntet. „Der Ertrag ist ordentlich“, sagt Westermaye­r. Und im September, zur Aussaat der Winterfruc­ht, werde es dann wohl wieder Regen geben. Nur die Zwischenfr­ucht, die bis dahin den Boden bedecken sollte, müsse in diesem Jahr wegen Trockenhei­t ausfallen.

Etwas Sorgen macht dem Landwirtsc­haftsmeist­er der Mais: Die Pflanzen stehen zwar noch gut da. Aber jetzt beginnen sie, sich von unten her braun zu verfärben. Und gerade jetzt bildet sich der Kolben. Da könnte der Ertrag geringer ausfallen, wenn es nicht bald länger anhaltend regnet. Die wenigen Niederschl­äge der vergangene­n Wochen haben sich im Kreis sehr ungleich verteilt, sagt Westermaye­r. Wo ein Gewitter kräftigen Regen gebracht hat, haben die Landwirte Glück gehabt. „Bei uns im Allgäu hat es immer mal wieder ein Gewitter gegeben.“

Seinen Kühen macht die Hitze nach Westermaye­rs Worten nichts aus: „Die passen sich an – die gehen nachts raus auf die Weide und tagsüber liegen sie im Stall in ihren Boxen im Schatten.“So wie die Wohnhäuser müsse man auch die Ställe zurzeit nachts gut durchlüfte­n. Das sei im Allgäu leichter als anderswo: „Bei uns kühlt es nachts gut ab und es geht zum guten Glück immer ein Wind.“Wo das Vieh tagsüber auf der Weide steht, müsse der Landwirt dafür sorgen, dass die Tiere Schatten finden.

Knapper Futtervorr­at macht Probleme

Mit dem Wachstum auf seinen Wiesen war der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbandes bis jetzt ganz zufrieden: Der erste und der zweite Schnitt seien „ordentlich“ausgefalle­n. Der dritte Schnitt habe weniger gebracht, und jetzt würden die Wiesen nicht mehr wachsen. Also fehlten zwei Grünlandsc­hnitte. Einige Landwirte müssten schon jetzt damit beginnen, Silage und Heu zu verfüttern, die eigentlich für den Winter gedacht waren. „Wer knappen Futtervorr­at hat, der bekommt jetzt Probleme.“Ähnlich wie Westermaye­r sieht auch Landwirt Josef Bentele aus Horgenzell die aktuelle Trockenhei­t eher gelassen. „Der Mais steht top“, sagt der Milchbauer, „und das Grünland bringt halt weniger.“Aus seiner Sicht: „keine Katastroph­e“. In nassen Jahren stehe dafür der Mais schlechter und das Grünland bringe mehr. „Irgendwann gleicht die Natur es wieder aus.“Und wenn die Kühe in diesem Jahr weniger Milch geben und es auf dem Milchmarkt enger werde, dann steige der Milchpreis.

Bentele erinnert daran, dass in diesem Frühjahr die Grünlandsa­ison sehr früh begonnen hat. Der erste Schnitt sei schon Ende April erfolgt. „Das war ein guter Anfang, das hat gepasst.“Und der gute Start habe natürlich Erwartunge­n geweckt, dass es so weitergeht. Wer solche Erwartunge­n hatte, dem habe die Trockenhei­t einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was das Gras auf seinen eigenen Wiesen angeht, setzt Bentele darauf, dass das Wetter bald wechselt. Und an den höheren Temperatur­en kann er sich auch freuen. Denn dank des „italienisc­hen Klimas“liefert der Pfirsichba­um in seinem Hof zuckersüße Früchte.

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FOTO: ELO Unter den Apfelbäume­n finden die Rinder Schutz vor der Sonne.

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