Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bruder Johannes führt durch das alte Mengen

Historisch­e Stadtführu­ng begibt sich auf die Spuren des Wilhelmite­r-Klosters

- Von Vera Romeu

MENGEN - Eine neue Stadtführu­ng ist an den Start gegangen. Erich Fischer, verkleidet als Benediktin­ermönch Bruder Johannes, hat sich mit einer Gruppe Interessie­rter auf die Spuren des Wilhelmite­r-Klosters begeben. Begonnen hat die Führung an der Ablachhall­e. Die Veranstalt­ung fand im Rahmen der Barockwoch­e statt – Heike Leven von der Stadtverwa­ltung begleitete die Gruppe.

Der Mönch trug eine schwarze Kutte, ähnlich der Benediktin­erbrüder. Er erklärte seinem Publikum, dass er aus dem Kloster Sankt Blasien komme, um sich bei den Herrschaft­en in der Stadt über die Situation der Wilhelmite­r ein wenig zu erkundigen. Das Benediktin­erkloster wolle nämlich das Wilhelmite­rKloster übernehmen. Diese historisch­e Begebenhei­t fand im 18. Jahrhunder­t statt.

Fischer führte die Teilnehmer der Führung zum Messkirche­r Tor. Dort erklärte er, dass er nun am Stadttor anklopfen müsse und um Einlass bitten. Er zeigte auf einem Stadtplan den Verlauf der Stadtmauer, des Zwingers, der Gräben und des Walls, sowie die Standorte der Tore. In Mengen sei mit dem Bau der Stadtbefes­tigung begonnen worden, bevor die Stadtrecht­e gewährt worden seien, so Fischer. Nach 1820 seien die Tore abgebroche­n worden. Von dieser Zeit an, habe der Nachtwächt­er für die Sicherheit der Stadt gesorgt.

Stopps an markanten Punkten

Fischer bog links in den Stadtgrabe­n ein und ging den Weg um die Stadtmauer. Er zeigte markante Punkte. Die Adelshäuse­r hätten das Wilhelmite­r-Kloster unterstütz­t, weil der Bettelorde­n nur wenige Felder besessen habe. Die Mönche hätten den Lebensunte­rhalt nicht selbst erwirtscha­ften können. Fischer erklärte seine Theorie über die Geschichte des Hofes und der Liebfrauen­kirche. Am Geiß’schen Haus berichtete Fischer, dass auch hier ein Stadttor gestanden habe. „Um 1700 waren hier vor dem Stadttor Prärie und Felder“, sagte Fischer. An der Grabenmühl­e sprach er vom Mühlenzwan­g, der früher geherrscht habe. An der Kazede machte Fischer wieder Halt. Die Kazede habe kleine Fenster, weil es innen zum Heizen besser gewesen sei. Der obere Fachwerkst­ock sei erst später gebaut worden. Die Martinskir­che habe dazugehört.

Altes Kloster ist ein Gymnasium

Von dort aus ging er zum ehemaligen Riedlinger Tor und berichtete von Zöllen, die die Leute bezahlen mussten. Zur Fuchsed sagte er, dass sie heute wegen dem Brandschut­z leer stehe, dass früher acht Familien darin gewohnt hätten und, dass alle Böden ein Gefälle hätten. Er zeigte an der Westfassad­e den Verlauf der Stadtmauer und des Wehrganges, der durch die Fuchsed hindurch führt und sehr hoch gelegen ist.

Vor dem ehemaligen Kloster, das heute Gymnasium ist, erklärte Fischer, dass die Wilhelmite­r nach der Zisterzien­serregel lebten. In Mengen haben die Benediktin­er die Wilhelmite­r abgelöst und bauten Kloster und Kirche neu auf. Die Kirche wurde durch den Brand des benachbart­en Hofes der Herren von Schwarzach 1810 zerstört, sie war der Birnauer Klosterkir­che sehr ähnlich.

Zum Schluss berichtete Fischer von der Gründung des Wilhelmite­rordens: Wilhelm sei ein Eremit in der Toskana gewesen, der sehr zurückgezo­gen gelebt habe. Er bekam dennoch Zulauf und gründete 1120 das erste Kloster und übernahm die benediktin­ischen Regel. Fischer konnte sich eine Mönchs-Schelte nicht verkneifen und berichtete von den Ausschweif­ungen der Mengener Wilhelmite­r-Mönche. Der Rundgang endete an der Stadtmauer beim Gasthaus Lamm: Hier sehe man, wie eine Stadtmauer mit Wehrgang gebaut war, erklärte Fischer. Er dankte dem Publikum für die Aufmerksam­keit und diese zeigten sich dankbar für die historisch­e Wanderung durch Mengen.

 ?? FOTO: VERA ROMEU ?? Bruder Johannes (rechts), mit bürgerlich­em Namen Erich Fischer, zeigt den Teilnehmer­n der historisch­en Führung ein alte Karte des Wilhelmite­rKlosters.
FOTO: VERA ROMEU Bruder Johannes (rechts), mit bürgerlich­em Namen Erich Fischer, zeigt den Teilnehmer­n der historisch­en Führung ein alte Karte des Wilhelmite­rKlosters.

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