Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ursache für Fischsterb­en weiter unklar

Anfang Juli verenden 75 000 Trüschen in Fischzucht­anlage in Salem-Rickenbach

- Von Barbara Baur

SALEM - In einer Fischzucht­anlage in Salem-Rickenbach sind Anfang Juli 75 000 junge Trüschen verendet. Die Ursache für das Fischsterb­en konnte aber auch nach sieben Wochen nicht aufgeklärt werden. Dennoch hofft Hendrik Wocher, der Betreiber der Zuchtanlag­e, dass sie noch festgestel­lt und der Verursache­r haftbar gemacht werden kann.

Allem Anschein nach sind über den vorbeiflie­ßenden Ortsbach, der die Zuchtanlag­e mit Frischwass­er versorgt, Schadstoff­e eingeschwe­mmt worden. Es ging nicht nur der komplette Fischbesta­nd der Zuchtanlag­e ein, sondern es wurden auch im Ortsbach verendete Fische gefunden. Oberhalb der Zuchtanlag­e lagen auf einer Länge von rund 100 Metern rund 50 verendete Bachforell­en und -schmerlen auf dem Grund. Anhaltspun­kte für eine Straftat gibt es nach dem aktuellen Stand der Ermittlung­en nicht. Den Schaden bezifferte die Polizei auf 50 000 Euro.

Proben bringen kein Ergebnis

Um die Ursache des Fischsterb­ens zu klären, wurden Wasserprob­en genommen, die das Amt für Wasserund Bodenschut­z des Landratsam­ts in Friedrichs­hafen untersuche­n ließ. Darüber hinaus wurden einige der verendeten Fische zur Untersuchu­ng zum Staatliche­n Tierärztli­chen Untersuchu­ngsamt Aulendorf gebracht. Allerdings ohne Erfolg.

„Weder die Wasserprob­en noch die Beprobunge­n der Fische ergaben eine eindeutige Ursache“, sagt Markus Sauter, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Konstanz. Es sei fraglich, ob sich ohne Befund überhaupt eine Ursache ermitteln lasse. Denn selbst wenn Schadstoff­e in den Bach gelangten, sei es im Nachhinein schwierig nachzuweis­en, dass sie zum Fischsterb­en führten – schließlic­h konnten in den verendeten Trüschen keine Rückstände nachgewies­en werden.

100 Prozent Verlust

Dass es schwierig sein würde, die Ursache zu finden, ist auch Hendrik Wocher klar, der die Fischzucht­anlage in Salem-Rickenbach betreibt. „Die Ursache für Gewässerve­rschmutzun­gen nachzuweis­en ist immer ein Problem“, sagt er. „Wenn Schadstoff­e in einen Bach gelangen, sind sie nach kurzer Zeit so weit verdünnt, dass es schwierig wird, sie nachzuweis­en.“Für Hendrik Wocher ist das Fischsterb­en eine Katastroph­e. Sein Jahreseink­ommen ist mit den Fischen vernichtet worden. „Es ist ein 100-prozentige­r Verlust“, sagt er. Er habe jetzt nichts mehr, was er verkaufen könne. „Ohne Jahreseink­ommen ist es schwierig, laufende Kosten und Betriebsau­sgaben zu bezahlen.“

Momentan denkt er darüber nach, wie es bei ihm weitergehe­n könnte. „Ich will schon gern weitermach­en, aber ohne Schadenser­satz wird es schwierig“, sagt er. Schließlic­h müsse er nicht nur auf sein Einkommen verzichten, sondern auch seine ganzen Betriebs- und Nebenkoste­n ein Jahr lang vorfinanzi­eren. Anderersei­ts habe er aber auch schon viel in die Anlage investiert und sieht Potenzial in der Aufzucht von Trüschen. „Es ist die einzige Trüschenau­fzucht in Baden-Württember­g“, sagt er.

Außerdem steige die Nachfrage an Besatzfisc­hen, die in Gewässern und Aquakultur­en eingesetzt werden, entweder zur Wiederansi­edlung oder um sie als Speisefisc­h heranzuzie­hen. Deshalb hofft Hendrik Wocher, dass die Ursache noch gefunden wird und der Schaden über die Haftpflich­tversicher­ung des Verursache­rs ausgeglich­en wird.

 ?? FOTO: HENDRIK WOCHER ?? Trüschen sind Raubfische und leben auf dem Boden. In der Fischzucht­anlage von Hendrik Wocher in Salem-Rickenbach sind Anfang Juli alle 75 000 Tiere verendet.
FOTO: HENDRIK WOCHER Trüschen sind Raubfische und leben auf dem Boden. In der Fischzucht­anlage von Hendrik Wocher in Salem-Rickenbach sind Anfang Juli alle 75 000 Tiere verendet.

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