Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hungernder
„Senzows Tod wird in der Tat der Tod des Rests der Menschenrechte in Russland“, sagte jüngst Natalia Kaplan. Die Cousine des in Russland inhaftierten ukrainischen Filmemachers Oleh Senzow sprach mit der russischen Abteilung von Voice of America. Sein Hungerstreik ist am Dienstag in den hundertsten Tag gegangen.
Senzow wurde 1976 in Simferopol auf der Halbinsel Krim geboren. Im Jahr 2012 debütierte er erfolgreich mit dem Film „Gamer“auf dem Internationalen Filmfestival in Rotterdam. Als Senzow gerade dabei war, einen neuen Film zu drehen, begann die Euromaidan-Protestbewegung in der Ukraine, an der der Filmemacher teilnahm.
Im Mai 2014 wurde er auf der von Russland annektierten Krim festgenommen. Die Behörden warfen ihm vor, Brandanschläge organisiert zu haben. Senzow selbst wies dies zurück. Er wurde auf Grund der Aussagen von zwei Personen verhaftet. Einer von ihnen gab allerdings später zu, dass er Senzow unter Folter verleumdet hatte. Obwohl der Regisseur nur die ukrainische Staatsbürgerschaft hat, wurde er als Bürger Russlands zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das liegt daran, dass er seit der Annexion der Halbinsel Krim als Russe gilt.
Senzow will seinen Hungerstreik erst beenden, wenn Russland alle ukrainischen „politischen Gefangenen“freilässt. Seine Cousine Kaplan beschreibt seinen Gesundheitszustand als sehr schlecht. Prominente wie der US-Autor Stephen King, Hollywoodstar Johnny Depp und der russische Regisseur Andrej Swyaginzew setzen sich für den Filmemacher ein. „Im letzten Brief“, sagte Kaplan, „bat Oleh mich, ihm nicht mehr zu schreiben, dass die Freiheit in der Nähe ist – er glaubt nicht mehr daran“. Darija Schamonowa