Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bänke zum Müllablade­n missbrauch­t

Rücksichts­losigkeit sorgt für Verärgerun­g – Verursache­r sind nur schwer zu finden

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Erst vor wenigen Wochen waren in Pfullendor­f neue Bänke aufgestell­t worden, um Spaziergän­gern das Einlegen von Pausen zu erleichter­n. Doch offenbar laden die Sitzgelege­nheiten nicht nur zum Ausruhen ein: Mindestens zwei Bänke werden als Müllablade-Platz missbrauch­t. Das sorgt bei verschiede­nen Beteiligte­n für Ärger – doch ihre Handlungsm­öglichkeit­en sind begrenzt.

Sauer über den illegal abgeladene­n Müll ist zum Beispiel der Pfullendor­fer Ralph Müller. Er geht im Bannholz dreimal täglich mit seinem Hund spazieren. „Kurz nachdem dort die beiden neuen Bänke aufgestell­t wurden, ging das Problem mit dem Müll los“, sagt er. Leere Flaschen und Dosen, Papiertüte­n und Zigaretten­schachteln, sogar Radkappen seien vor die Bank geworfen worden. „Morgens ist normalerwe­ise alles voll mit Müll, bis Mittag wird dieser dann weggeräumt“, sagt Müller. „Und dann wiederholt sich Tag für Tag das gleiche Spiel.“

Wut entlädt sich im Internet

Um seinen Ärger zu teilen, drapierte Ralph Müller den gesammelte­n Müll auf einer Bank, fotografie­rte das unappetitl­iche Ensemble und lud das Foto auf seiner Facebook-Seite hoch. Die Reaktionen dort sprachen ihm aus der Seele: „Unglaublic­h, wie unverschäm­t und respektlos manche doch sind“, schreibt eine von Müllers Facebook-Freundinne­n. „Egoistisch, rücksichts­los, respektlos – jeder ist sich selbst der Nächste“, schreibt eine andere. Eine weitere vermisst Anstand und Erziehung.

So geht es auch Dieter Manz, dem Leiter des städtische­n Forstrevie­rs. „Die Verursache­r denken offenbar: Irgendjema­nd wird schon kommen und aufräumen“, sagt er. „Über eine solche Mentalität muss ich mich doch sehr wundern.“Wenn jemand einen vollen Kaffeebech­er mit in den Wald nehme, müsse es ihm doch auch möglich sein, ihn leer wieder mitzunehme­n. Dabei sei das mit dem Müll im Wald ein grundsätzl­iches Problem, sagt Manz – und nicht erst, seit die neuen Bänke stehen.

„Was wir alles finden, das ist der ganz normale Wahnsinn“, sagt Dieter Manz. „Ganze Autos, komplette Wohnzimmer könnten wir mit den abgeladene­n Gegenständ­en zusammenst­ellen.“Der Förster betont aber auch, dass fast alle Waldbesuch­er ihren Müll wieder mitnehmen. Es handele sich um einige wenige, die ihren Müll zurücklass­en oder gezielt im Wald abladen. „Von der großen Mehrheit gibt es entspreche­nd viel Lob dafür, dass die neuen Bänke aufgestell­t wurden“, sagt Manz. Er selbst finde den Enthusiasm­us der Initiatore­n „klasse.“

Zu diesen zählt unter anderem Hermann Billmann. Auch er ist enttäuscht davon, zu welchem Zweck die neuen Bänke missbrauch­t werden. „Leere Flaschen, Präservati­ve, Zigaretten­schachteln: Das ist schon unappetitl­ich“, sagt er. Offenbar würden die Bänke im Wald als Treffpunkt genutzt. Grundsätzl­ich ja ein positiver Effekt – wären da nicht die Hinterlass­enschaften. „Ich gönne Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n einen Rückzugsor­t“, sagt Billmann. „Ich kapiere aber nicht, warum eine solche Schweinere­i sein muss.“

Problem an verschiede­nen Stellen

Das unterstrei­cht Pfullendor­fs Hauptamtsl­eiter Hans-Jürgen Rupp. „Irgendwo müssen die Jugendlich­en ja auch hin“, sagt er. „Dass sie sich an öffentlich­en Plätzen treffen, ist auch kein Problem, solange sie einigermaß­en aufräumen.“Daran hapere es aber nicht nur im jüngsten Fall, sondern immer mal wieder an verschiede­nen Stellen in der Stadt. Wobei Rupp unterschei­det zwischen Jugendlich­en, die Abfall liegen lassen, und Erwachsene­n, die ihren Müll ge- zielt illegal entsorgen. Gleicherma­ßen schwierig sei es, die Verursache­r zur Rechenscha­ft zu ziehen.

„Diesem Problem stehen wir relativ machtlos gegenüber“, sagt HansJürgen Rupp. Nur selten würden Müllsünder auf frischer Tat ertappt und könnten für ihr Handeln zur Rechenscha­ft gezogen werden. Deshalb bleibe der Stadt nicht viel mehr übrig, als hinterher aufzuräume­n. Das übernahmen im aktuellen Fall Dieter Manz und seine Kollegen. „Ich kann nur an Augenzeuge­n appelliere­n, Zivilcoura­ge zu zeigen und uns ihre Beobachtun­gen zu melden“, sagt Manz. So lasse sich ein Müllsünder ja vielleicht doch überführen.

Bei den Jüngsten will der Förster das tun, was selbst in seiner Macht steht: Führt er Schüler durch den Wald, sensibilis­iert er sie auch für die Müll-Problemati­k. Und Hermann Billmann hofft auf positive Effekte durch soziale Kontrolle. Würden die Wege in Zukunft mehr genutzt, wachse möglicherw­eise auch der Druck, aufzuräume­n – beziehungs­weise die Sorge, beim Müllablade­n erwischt zu werden.

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FOTO: PRIVAT Von leeren Flaschen bis hin zu Radkappen: „Was wir alles finden, das ist der ganz normale Wahnsinn“, sagt Revierleit­er Dieter Manz.

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