Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bänke zum Müllabladen missbraucht
Rücksichtslosigkeit sorgt für Verärgerung – Verursacher sind nur schwer zu finden
PFULLENDORF - Erst vor wenigen Wochen waren in Pfullendorf neue Bänke aufgestellt worden, um Spaziergängern das Einlegen von Pausen zu erleichtern. Doch offenbar laden die Sitzgelegenheiten nicht nur zum Ausruhen ein: Mindestens zwei Bänke werden als Müllablade-Platz missbraucht. Das sorgt bei verschiedenen Beteiligten für Ärger – doch ihre Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt.
Sauer über den illegal abgeladenen Müll ist zum Beispiel der Pfullendorfer Ralph Müller. Er geht im Bannholz dreimal täglich mit seinem Hund spazieren. „Kurz nachdem dort die beiden neuen Bänke aufgestellt wurden, ging das Problem mit dem Müll los“, sagt er. Leere Flaschen und Dosen, Papiertüten und Zigarettenschachteln, sogar Radkappen seien vor die Bank geworfen worden. „Morgens ist normalerweise alles voll mit Müll, bis Mittag wird dieser dann weggeräumt“, sagt Müller. „Und dann wiederholt sich Tag für Tag das gleiche Spiel.“
Wut entlädt sich im Internet
Um seinen Ärger zu teilen, drapierte Ralph Müller den gesammelten Müll auf einer Bank, fotografierte das unappetitliche Ensemble und lud das Foto auf seiner Facebook-Seite hoch. Die Reaktionen dort sprachen ihm aus der Seele: „Unglaublich, wie unverschämt und respektlos manche doch sind“, schreibt eine von Müllers Facebook-Freundinnen. „Egoistisch, rücksichtslos, respektlos – jeder ist sich selbst der Nächste“, schreibt eine andere. Eine weitere vermisst Anstand und Erziehung.
So geht es auch Dieter Manz, dem Leiter des städtischen Forstreviers. „Die Verursacher denken offenbar: Irgendjemand wird schon kommen und aufräumen“, sagt er. „Über eine solche Mentalität muss ich mich doch sehr wundern.“Wenn jemand einen vollen Kaffeebecher mit in den Wald nehme, müsse es ihm doch auch möglich sein, ihn leer wieder mitzunehmen. Dabei sei das mit dem Müll im Wald ein grundsätzliches Problem, sagt Manz – und nicht erst, seit die neuen Bänke stehen.
„Was wir alles finden, das ist der ganz normale Wahnsinn“, sagt Dieter Manz. „Ganze Autos, komplette Wohnzimmer könnten wir mit den abgeladenen Gegenständen zusammenstellen.“Der Förster betont aber auch, dass fast alle Waldbesucher ihren Müll wieder mitnehmen. Es handele sich um einige wenige, die ihren Müll zurücklassen oder gezielt im Wald abladen. „Von der großen Mehrheit gibt es entsprechend viel Lob dafür, dass die neuen Bänke aufgestellt wurden“, sagt Manz. Er selbst finde den Enthusiasmus der Initiatoren „klasse.“
Zu diesen zählt unter anderem Hermann Billmann. Auch er ist enttäuscht davon, zu welchem Zweck die neuen Bänke missbraucht werden. „Leere Flaschen, Präservative, Zigarettenschachteln: Das ist schon unappetitlich“, sagt er. Offenbar würden die Bänke im Wald als Treffpunkt genutzt. Grundsätzlich ja ein positiver Effekt – wären da nicht die Hinterlassenschaften. „Ich gönne Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Rückzugsort“, sagt Billmann. „Ich kapiere aber nicht, warum eine solche Schweinerei sein muss.“
Problem an verschiedenen Stellen
Das unterstreicht Pfullendorfs Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rupp. „Irgendwo müssen die Jugendlichen ja auch hin“, sagt er. „Dass sie sich an öffentlichen Plätzen treffen, ist auch kein Problem, solange sie einigermaßen aufräumen.“Daran hapere es aber nicht nur im jüngsten Fall, sondern immer mal wieder an verschiedenen Stellen in der Stadt. Wobei Rupp unterscheidet zwischen Jugendlichen, die Abfall liegen lassen, und Erwachsenen, die ihren Müll ge- zielt illegal entsorgen. Gleichermaßen schwierig sei es, die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen.
„Diesem Problem stehen wir relativ machtlos gegenüber“, sagt HansJürgen Rupp. Nur selten würden Müllsünder auf frischer Tat ertappt und könnten für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb bleibe der Stadt nicht viel mehr übrig, als hinterher aufzuräumen. Das übernahmen im aktuellen Fall Dieter Manz und seine Kollegen. „Ich kann nur an Augenzeugen appellieren, Zivilcourage zu zeigen und uns ihre Beobachtungen zu melden“, sagt Manz. So lasse sich ein Müllsünder ja vielleicht doch überführen.
Bei den Jüngsten will der Förster das tun, was selbst in seiner Macht steht: Führt er Schüler durch den Wald, sensibilisiert er sie auch für die Müll-Problematik. Und Hermann Billmann hofft auf positive Effekte durch soziale Kontrolle. Würden die Wege in Zukunft mehr genutzt, wachse möglicherweise auch der Druck, aufzuräumen – beziehungsweise die Sorge, beim Müllabladen erwischt zu werden.