Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir fair handeln“

Vor fünf Jahren haben Ilse und Engelbert Wurmser in der Oberen Hauptstraß­e den Weltladen Asante eröffnet

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BAD SAULGAU - Fünf Jahre ist es her, dass Ilse und Engelbert Wurmser in der Oberen Hauptstraß­e den Weltladen Asante eröffnet haben. Mit kleinen Leckereien und eine Fülle an Informatio­nen rund um die WeltladenK­onvention wird am Samstag an das kleine Jubiläum erinnert. Anita Metzler-Mikuteit hat sich mit den Laden-Inhabern vorab unterhalte­n.

Mit viel Idealismus, aber auch konkreten Vorstellun­gen, haben Sie vor fünf Jahren den Weltladen eröffnet. Sind Sie mit dem bisher Erreichten zufrieden?

Ilse Wurmser: Ja, wir konnten schon so manches Ziel erreichen. Wie etwa, die Notwendigk­eit des fairen Handels noch stärker ins Bewusstsei­n zu rücken. Auch freut uns sehr, dass zunehmend Schulen den Weltladen sozusagen als Lernort nutzen, Auf diese Weise werden Kinder und Jugendlich­e an diese wichtige Thematik herangefüh­rt. Ganz besonders freuen wir uns auch darüber, dass Bad Saulgau den Antrag stellen wird, Fair-Trade-Town zu werden.

Der Slogan „Fair handeln – fair wandeln“lässt viele Interpreta­tionen zu. Welche ist Ihnen besonders wichtig?

Engelbert Wurmser: Dieser Slogan beinhaltet das Hauptmotiv unseres Handelns, frei nach Gandhi: „Wir müssen die Veränderun­g sein, die wir in der Welt sehen wollen“. Wenn wir also etwas verändern wollen, was in unseren Augen weder fair noch auf Basis gegenseiti­ger Würde abläuft, dann nützt es nichts, einfach nur drüber zu reden. Dann müssen wir handeln. Oder besser: fair han- deln. Es kann nicht sein, dass sich eine Seite stetig bereichert, während die andere unter der wachsenden Armut zerbricht. Ich denke, wenn es weiterhin nur um Gewinnmaxi­mierung ohne Rücksicht auf Menschen, Tiere und die Umwelt geht, kommt es irgendwann auch bei uns zu einer großen gesellscha­ftlichen Unruhe.

Viele heimische Märkte in Armutsund Entwicklun­gsländern werden durch EU-Exporte regelrecht zerstört. Aufkäufe von Grund und Bo- den durch Industrien­ationen sind seit Jahren im Gange. Kann da der faire Handel überhaupt noch etwas bewirken?

Ilse Wurmser: Da bin ich mir ganz sicher. Ein Beispiel: Beim fairen Handel gibt es die konstante Regel, dass die Ernährungs­souveränit­ät vor Ort gewährleis­tet sein muss. Das heißt, Produkte kommen erst dann in den fairen Handel, wenn die Menschen ihren eigenen Bedarf gedeckt haben und es Überschüss­e gibt. Deshalb kommt es auch hin und wieder zu Engpässen bei der Belieferun­g. Die Umstände erklär ich dann unseren Kunden genau, so dass sie alles nachvollzi­ehen können.

Worum geht es denn bei der nächsten Fairen Woche, die vom 14. bis 28. September stattfinde­n wird?

Engelbert Wurmser: Das diesjährig­e Motto lautet „Gemeinsam für ein gutes Klima“und widmet sich damit einer der größten Herausford­erungen der Menschheit im 21. Jahrhunder­t. Mit starker Betonung auf „Gemein- sam“. Weil der faire Handel mit seinen zentralen Werten wie Respekt, Transparen­z und Wertschätz­ung zu einem besseren Miteinande­r zwischen den Menschen in den unterschie­dlichsten Ländern beiträgt. Es soll vor allem beleuchtet werden, welche existenzie­llen Folgen der Klimawande­l schon jetzt auf Kleinprodu­zenten im globalen Süden hat. Die Auswirkung­en sind längst nicht mehr zu übersehen, wir werden schon heute unmittelba­r damit konfrontie­rt.

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FOTO: ANITA METZLER-MIKUTEIT Ilse und Engelbert Wurmser vom Weltladen sind sich sicher, dass der faire Handel etwas bewirken kann.

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