Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Inschrift schon lange nicht mehr leserlich

Neufraer Bürger ärgert sich über Gemeinde – Letzter Wolf von Hohenzolle­rn stirbt 1831

- Von Patrick Laabs

NEUFRA/SIGMARINGE­N - Er ging als der letzte Wolf von Hohenzolle­rn in die regionale Geschichte ein und bringt, ausgestopf­t, seit fast zwei Jahrhunder­ten die Menschen zum Staunen, die ihn zunächst für lange Zeit bei einem Spaziergan­g in einer Vitrine im Park Josefslust betrachten konnten – und seit einigen Jahren im Sigmaringe­r Schloss. Bei dem einen oder anderen Besucher löst der Wolf ob seiner gigantisch­en Statur sicher auch ein wenig Gruseln aus.

Hettingen, im Januar 1831: Seit zwei Jahren treibt ein Wolf auf der Alb sein Unwesen. In Kettenacke­r reißt er im Juli 1830 ein Schaf, im selben Monat schnappt er sich ebenso in Harthausen und Feldhausen Schafe. Weitere Schadensfä­lle sind in den raren Quellen vermerkt. Die Menschen fürchten sich vor dem Wolf. Also veranlasst der damalige Fürst von Hohenzolle­rn, Anton Aloys, am 18. Januar 1831 eine Treibjagd – der Wolf soll endlich erlegt werden. Und tatsächlic­h: Dem Gammerting­er Jäger Christian Barth gelingt bei Hettingen der letztlich tödliche Schuss, auch wenn sich das Tier noch bis Neufra schleppt – und dort vom Gammerting­er Josef Beck den Gnadenschu­ss erhält. „Für Barth hat sich der Schuss offenbar gelohnt, er hat ihm viel Anerkennun­g eingebrach­t“, erklärt Anette Hähnel, Leiterin der Fürstliche­n Sammlungen bei einem SZ-Besuch im Sigmaringe­r Schloss. Der Fürst habe Barth nämlich für dessen Schuss mit silbernen Dosen beschenkt.

Zudem ließ Anton Aloys an der Stelle, an der der Wolf letztlich seinen Gnadenschu­ss erhalten hat, einen beschrifte­ten Gedenkstei­n auf- stellen. Heute führt die B32 zwischen Neufra und Gauselfing­en an diesem Stein vorbei, der mittlerwei­le ein trauriges Dasein fristet. Darüber ärgert sich der Neufraer Bürger Manfred Tremmel, der seit Jahren für eine Aufwertung des historisch­en Ortes kämpft. „Der Stein ist brüchig und unleserlic­h“, sagt Tremmel. Es sei zwar klar, dass der Stein nicht mehr restaurier­t werden könne, weshalb er für einen originalge­treuen Nachbau kämpfe. „Ich bin richtig stinkig auf die Gemeinde Neufra“, sagt Tremmel, die aus seiner Sicht „nicht in die Pötte kommt“. Dabei sei alles doch gar nicht so schwierig: „Die Gemeinde müsste einfach nur Fördermitt­el beantragen, etwa bei Leader oder beim Naturpark Obere Donau. Die wären doch alle mit im Boot“, ist er sich sicher. Auch das Fürstenhau­s Hohenzolle­rn, dem der Stein gehört, würde sich an den Kosten, die Tremmel insgesamt auf 10 000 bis 15 000 Euro schätzt, betei- ligen, so der Neufraer. Hähnel bestätigt auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass dies grundsätzl­ich möglich sei: „Aber dafür muss es ja erst einmal eine konkrete Anfrage geben.“

Da sieht Tremmel die Gemeinde in der Pflicht, schließlic­h sei der Wolfsstein ein „einzigarti­ges Kleindenkm­al“: „Wo gibt es denn etwas Vergleichb­ares?“, fragt er. Da es in Neufra kein Heimatmuse­um gebe, fände er es auch angemessen, wenn der alte Wolfsstein im Rathaus einen würdigen Platz erhielte.

Bei der Gemeinde hält man sich indes bedeckt: Kämmerer Werner Rominger bestätigt, dass der Gemeindera­t bereits hier und da mit dem Thema befasst gewesen, der Wolfsstein aber „Chefsache“und Bürgermeis­ter Reinhard Traub noch bis kommender Woche im Urlaub sei.

 ?? FOTO: PATRICK LAABS ?? Zum Glück nur ausgestopf­t: Eva Veigel (links, Assistenti­n der Geschäftsl­eitung des Forstbetri­ebs der Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn) und Anette Hähnel (Leiterin der Fürstliche­n Sammlungen) nehmen den letzten Wolf von Hohenzolle­rn in ihre Mitte.
FOTO: PATRICK LAABS Zum Glück nur ausgestopf­t: Eva Veigel (links, Assistenti­n der Geschäftsl­eitung des Forstbetri­ebs der Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn) und Anette Hähnel (Leiterin der Fürstliche­n Sammlungen) nehmen den letzten Wolf von Hohenzolle­rn in ihre Mitte.
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FOTO: EULE Brüchig und unleserlic­h: Seit fast zwei Jahrhunder­ten steht dieser Stein, der an den letzten Wolf von Hohenzolle­rn erinnert, zwischen Neufra und Gauselfing­en.

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