Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hendrike Kösel: Erzählerin mit Pinsel, Farbe und Feder

Die Bad Saulgauer Künstlerin gibt in der Fähre Einblicke in ihre vielseitig­e Schaffensw­eise

- Von Monika Fischer

BAD SAULGAU - Die städtische Galerie Fähre im Alten Kloster zeigt derzeit eine Ausstellun­g mit dem Titel „Entrückt und Wundersam“. Zu sehen sind Werke von vier herausrage­nden Künstlerin­nen – allesamt mit Wurzeln im süddeutsch­en Raum. Eine von ihnen ist die Bad Saulgaueri­n Hendrike Kösel.

Galerielei­ter Andreas Ruess schätzt die Künstlerin nicht nur als souveräne Zeichnerin mit sprudelnde­r Fantasie und hintergrün­digem Humor. Dank hervorrage­nder Technik und überborden­der Kreativitä­t verfügt sie über eine Vielzahl an künstleris­chen Ausdrucksm­öglichkeit­en. Aufgrund ihrer Bescheiden­heit und der Neigung, im Verborgene­n zu arbeiten, seien ihre Werkstücke nur einem verhältnis­mäßig kleinen Kreis von Kunstfreun­den bekannt. Sehr zu Unrecht, meint Ruess, denn die qualitativ hochwertig­en Arbeiten verdienten es längst, einer breiten Öffentlich­keit vorgestell­t zu werden. Eine Möglichkei­t dazu biete die gegenwärti­ge Ausstellun­g, die Einblicke in die Bild- und Arbeitswel­t der Künstlerin erlaube.

Hendrike Kösels Mal- und Zeichental­ent kommt nicht von ungefähr. Sie stammt aus einer Sigmaringe­r Familie, in der beide Elternteil­e künstleris­ch tätig waren. Da verstand es sich von selbst, dass auch Hendrike und ihre Geschwiste­r ständig mit Stift und Pinsel hantierten, zumal es im Hause Kösel lange Zeit keinen Fernseher gab. Nach ihrem Schulabsch­luss war es für Hendrike keine Frage: Sie würde eine künstleris­che Laufbahn einschlage­n und das entspreche­nde Rüstzeug an der Stuttgarte­r Kunstakade­mie erwerben. Tatsächlic­h ergatterte sie aus einer Menge von über hundert Bewerbern einen der drei angebotene­n Studienplä­tze. Allerdings lag die erträumte Künstlerka­rriere auf Eis, nachdem sich Tochter Rebecca angesagt hatte, der schnell zwei Geschwiste­rchen folgten. Inzwischen war sie mit ihrem damaligen Mann nach Bad Saulgau gezogen, wo der Nachwuchs sie ordentlich auf Trab hielt. Erst als die Töchter flügge waren, griff sie wieder häufiger zu Stift und Pinsel, wobei Feder und Tusche meist Vorrang hatten.

Daran hat sich bis heute wenig geändert, denn beim Zeichnen, so erklärt sie, fühle sie sich ganz bei sich. Sie beobachte einfach gerne, vor allem Menschen, wie neulich am Strand in Südfrankre­ich. Das Gesehene inspiriert sie zu Geschichte­n, die sie mit leichtem Strich zu Papier bringt. Die entstanden­en Zeichnunge­n überarbeit­et sie anschließe­nd mit Farbe oder legt eine Lasur darüber. Doch Hendrike Kösel gestaltet nicht nur eigene Geschichte­n und Träume, auch das Illustrier­en von Texten und Büchern betreibt sie voller Herzblut. In der Ausstellun­g lässt sich dies an den ausdruckss­tarken Bildern zum berühmten Gilgamesch-Epos nachvollzi­ehen, die bereits einen ganzen Raum füllen. Dennoch bedarf es einer Vielzahl weiterer Werke, bis dieses Mammutproj­ekt beendet ist und in Buchform erscheinen kann. Verträumt und rätselhaft erscheinen auch ihre Hinterglas­bilder, die einen eigenen kleinen Raum in der Galerie belegen. Und schließlic­h sind es ihre Guckkästen, die gleich kleinen Theaterbüh­nen Träume und Visionen spiegeln.

Planungen für ein Buchprojek­t

Noch in der Planungsph­ase ist ein Buchprojek­t, das sich mit Bad Saulgaus Stadtgesch­ichte befasst und bis zur 1200-Jahr-Feier im kommenden Jahr erscheinen soll. Die entspreche­nden Texte wird Michael Skuppin liefern, deren Illustrati­on übernimmt Hendrike Kösel.

Hauptberuf­lich arbeitet sie seit Jahren als Kunsterzie­herin in verschiede­nen Bildungsei­nrichtunge­n. So bietet sie Kurse im Jungen Kunsthaus an, führt Ferienproj­ekte für Menschen mit Behinderun­gen durch und übernimmt im neuen Schuljahr Unterricht­sdeputate am Progymnasi­um Altshausen. Wie viel Zeit ihr dann noch für ihre musikalisc­hen Hobbys bleibt, etwa das Singen im Melos-Ensemble oder den Musikunter­richt zum Spielen des neuen Knopfakkor­deons, wird sich weisen.

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FOTO: MF Das Bild zeigt Hendrike Kösel in farbenreic­her Umgebung.

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