Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Schatten der Wirklichkeit
Sieben Stunden (Fr., Arte, 20.15 Uhr)
- Es war 2009: Sieben Stunden lang wurde die Gefängnispsychologin Susanne Preusker von einem Frauenmörder festge- halten, bedroht, geschlagen, vergewaltigt. Die Polizei schätzte die Lage falsch ein und hielt sich zurück. Auf der Grundlage von Preuskers eigenen „Geschichten vom Überleben“hat Grimme-Preisträger Christian Görlitz dieses dichte, packende Psychodrama gedreht.
Die markante Bibiana Beglau spielt Hanna, die Leiterin der sozialtherapeutischen Station eines Hochsicherheitsgefängnisses. Es geht ihr gut. Sie will bald heiraten, ist erfolgreich, die souveräne Chefin in der Knast-Männerwelt. Eine positive Prognose hat sie für den Triebtäter Petrowski abgegeben. Doch der unauffällige Typ geht ihr plötzlich an die Gurgel. Er sperrt sie in ihr eigenes Büro, missbraucht sie, verwandelt sie in eine geschundene Kreatur, bis er von ihr ablässt. Ein „vorfantasiertes Szenario“, stellt der Richter später nüchtern fest. Hannas Welt bricht zusammen. Panikattacken und Halluzinationen quälen sie. Der Film erzählt von ihrem Kampf um Seelenfrieden und endet hoffnungsvoll.
Auch die wahre Susanne Preusker schien es geschafft zu haben, sie verarbeitete das Trauma als Autorin. Doch, und das ist der Schatten der Wirklichkeit, kurz nachdem sie Görlitz’ Film gesehen und für gut befunden hatte, nahm sie sich im Februar 2018 das Leben.