Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hartmuth Dinters letzte große Wanderung

Familie, Freunde und Wegbegleit­er nehmen Abschied von Pfullendor­fs Altbürgerm­eister

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - In einer Trauerfeie­r haben Familie, Freunde und Wegbegleit­er gestern Mittag Abschied von Pfullendor­fs Altbürgerm­eister Hartmuth Dinter genommen. Der amtierende Bürgermeis­ter Thomas Kugler und Dinters enger Freund Karl Fehrenbach hielten in der Stadtkirch­e St. Jakobus bewegende Nachrufe. Hartmuth Dinter habe nun seine letzte große Wanderung angetreten, sagte Fehrenbach. „Lieber Hartmuth, ruhe in Frieden!“

Hartmuth Dinter war am Mittwoch vergangene­r Woche im Alter von 78 Jahren einem Krebsleide­n erlegen. „Damit haben wir nicht nur einen ehemaligen Bürgermeis­ter verloren“, sagte Thomas Kugler im Gottesdien­st, der von Diakon Paul Gasser geleitet wurde. Kugler und Karl Fehrenbach ließen Dinters Leben Revue passieren und erinnerten an dessen Einsatz in der Politik und in verschiede­nen Ehrenämter­n.

Leidenscha­ft für Politik

Hartmuth Dinter war 1939 in Lahr geboren worden. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr und absolviert­e eine Ausbildung beim Finanzamt. Schon früh habe sich seine Leidenscha­ft für Politik abgezeichn­et, sagte Karl Fehrenbach. Zunächst wurde Dinter Bürgermeis­ter von Windenreut­e bei Emmendinge­n, dann von Oppenau im Schwarzwal­d.

Anschließe­nd wollte er noch einmal einen Neustart wagen. 1986 wurde Hartmuth Dinter zum Bürgermeis­ter von Pfullendor­f gewählt. In den folgenden acht Jahren habe er ein Gespür für die Herausford­erungen der Zeit bewiesen, sagte Thomas Kugler. So wurde unter Hartmuth Dinter der Kindergart­en Regenbogen­land (heute: Familienze­ntrum am Neidling) gebaut. In den 90er-Jahren entstand außerdem die Roßlaufsie­dlung, deren Wohnungen ursprüngli­ch für sozial schwächere Bürger konzipiert waren. Auch den Neubau des Staufer-Gymnasiums brachte Dinter damals auf den Weg.

Hartmuth Dinter habe sich damals als angenehmer, guter und fairer Chef einer wachsenden Verwaltung erwiesen, sagte Thomas Kugler. Karl Fehrenbach erinnerte daran, dass für Dinter aber nicht nur der Beruf gezählt habe. „Er war ein fürsorglic­her Vater und Ehemann“, sagte er. Auch deshalb kandidiert­e Dinter nicht für eine zweite Amtszeit. „Er hatte erkannt, dass es auch noch ein Privatlebe­n gibt“, sagte Fehrenbach.

In seiner Freizeit galt Hartmuth Dinters Leidenscha­ft vor allem dem Wandern. Das Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“habe man auch gut in „Das Wandern ist des Dinters Lust“umbenennen können, sagte Karl Fehrenbach. Bereits im Alter von 25 Jahren war Hartmuth Dinter als Wanderführ­er aktiv, wenig später engagierte er sich im Schwarzwal­dverein. 2001 trat er in die Ortsgruppe Pfullendor­f des Schwäbisch­en Albvereins ein, deren Vorsitz er 2011 übernahm. Auch dort nahm er mit Begeisteru­ng an den Wanderunge­n teil oder führte sie selbst an.

Einsatz für den Bürgerbus

Darüber hinaus galt Hartmuth Dinters ehrenamtli­ches Engagement dem Pfullendor­fer Bürgerbus. Gemeinsam mit Gisela Franke und Peter Schramm trieb er das Projekt voran, das 2009 in die Tat umgesetzt wurde. Dinter engagierte sich nicht nur im Vorstand des Trägervere­ins, sondern setzte sich auch selbst hinters Steuer. „Auch der Bürgerbusv­erein verliert einen Mann, der eigentlich unverzicht­bar ist“, sagte Thomas Kugler. Hartmuth Dinter sei immer ein Kämpfer gewesen. „Sein Verdienst lässt sich nur schwer in Worte fassen.“

Karl Fehrenbach würdigte seinen verstorben­en Freund als humorvolle­n, großzügige­n und kontaktfre­udigen Menschen. „Er wird immer einen unauslösch­lichen Platz in unserem Gedächtnis haben“, sagte er. Und Paul Gasser versprach: „Lieber Hartmuth, die letzte Tür, die sich dir auftat, hast du nicht allein durchschri­tten.“

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH In seinem Nachruf würdigt Bürgermeis­ter Thomas Kugler das große Engagement von Hartmuth Dinter. „Er war immer ein Kämpfer“, sagt Kugler. „Sein Verdienst lässt sich nur schwer in Worte fassen.“
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ARCHIVFOTO: VOLKER KNAB Der Stadtsee war einer von Hartmuth Dinters Lieblingsp­lätzen, die Natur eine seiner großen Leidenscha­ften.

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