Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hartmuth Dinters letzte große Wanderung
Familie, Freunde und Wegbegleiter nehmen Abschied von Pfullendorfs Altbürgermeister
PFULLENDORF - In einer Trauerfeier haben Familie, Freunde und Wegbegleiter gestern Mittag Abschied von Pfullendorfs Altbürgermeister Hartmuth Dinter genommen. Der amtierende Bürgermeister Thomas Kugler und Dinters enger Freund Karl Fehrenbach hielten in der Stadtkirche St. Jakobus bewegende Nachrufe. Hartmuth Dinter habe nun seine letzte große Wanderung angetreten, sagte Fehrenbach. „Lieber Hartmuth, ruhe in Frieden!“
Hartmuth Dinter war am Mittwoch vergangener Woche im Alter von 78 Jahren einem Krebsleiden erlegen. „Damit haben wir nicht nur einen ehemaligen Bürgermeister verloren“, sagte Thomas Kugler im Gottesdienst, der von Diakon Paul Gasser geleitet wurde. Kugler und Karl Fehrenbach ließen Dinters Leben Revue passieren und erinnerten an dessen Einsatz in der Politik und in verschiedenen Ehrenämtern.
Leidenschaft für Politik
Hartmuth Dinter war 1939 in Lahr geboren worden. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr und absolvierte eine Ausbildung beim Finanzamt. Schon früh habe sich seine Leidenschaft für Politik abgezeichnet, sagte Karl Fehrenbach. Zunächst wurde Dinter Bürgermeister von Windenreute bei Emmendingen, dann von Oppenau im Schwarzwald.
Anschließend wollte er noch einmal einen Neustart wagen. 1986 wurde Hartmuth Dinter zum Bürgermeister von Pfullendorf gewählt. In den folgenden acht Jahren habe er ein Gespür für die Herausforderungen der Zeit bewiesen, sagte Thomas Kugler. So wurde unter Hartmuth Dinter der Kindergarten Regenbogenland (heute: Familienzentrum am Neidling) gebaut. In den 90er-Jahren entstand außerdem die Roßlaufsiedlung, deren Wohnungen ursprünglich für sozial schwächere Bürger konzipiert waren. Auch den Neubau des Staufer-Gymnasiums brachte Dinter damals auf den Weg.
Hartmuth Dinter habe sich damals als angenehmer, guter und fairer Chef einer wachsenden Verwaltung erwiesen, sagte Thomas Kugler. Karl Fehrenbach erinnerte daran, dass für Dinter aber nicht nur der Beruf gezählt habe. „Er war ein fürsorglicher Vater und Ehemann“, sagte er. Auch deshalb kandidierte Dinter nicht für eine zweite Amtszeit. „Er hatte erkannt, dass es auch noch ein Privatleben gibt“, sagte Fehrenbach.
In seiner Freizeit galt Hartmuth Dinters Leidenschaft vor allem dem Wandern. Das Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“habe man auch gut in „Das Wandern ist des Dinters Lust“umbenennen können, sagte Karl Fehrenbach. Bereits im Alter von 25 Jahren war Hartmuth Dinter als Wanderführer aktiv, wenig später engagierte er sich im Schwarzwaldverein. 2001 trat er in die Ortsgruppe Pfullendorf des Schwäbischen Albvereins ein, deren Vorsitz er 2011 übernahm. Auch dort nahm er mit Begeisterung an den Wanderungen teil oder führte sie selbst an.
Einsatz für den Bürgerbus
Darüber hinaus galt Hartmuth Dinters ehrenamtliches Engagement dem Pfullendorfer Bürgerbus. Gemeinsam mit Gisela Franke und Peter Schramm trieb er das Projekt voran, das 2009 in die Tat umgesetzt wurde. Dinter engagierte sich nicht nur im Vorstand des Trägervereins, sondern setzte sich auch selbst hinters Steuer. „Auch der Bürgerbusverein verliert einen Mann, der eigentlich unverzichtbar ist“, sagte Thomas Kugler. Hartmuth Dinter sei immer ein Kämpfer gewesen. „Sein Verdienst lässt sich nur schwer in Worte fassen.“
Karl Fehrenbach würdigte seinen verstorbenen Freund als humorvollen, großzügigen und kontaktfreudigen Menschen. „Er wird immer einen unauslöschlichen Platz in unserem Gedächtnis haben“, sagte er. Und Paul Gasser versprach: „Lieber Hartmuth, die letzte Tür, die sich dir auftat, hast du nicht allein durchschritten.“