Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Suche nach Daniel Küblböck eingestell­t

Vom vermissten früheren DSDS-Star fehlt nach Kreuzfahrt­drama jede Spur

- Von Gregor Tholl und Michael Donhauser

HALIFAX (dpa) - Die intensive Suche nach dem in den Atlantik gestürzten Popsänger Daniel Küblböck ist nach gut einem Tag eingestell­t worden. Die Schiffe in dem Seegebiet vor Kanada würden aber informiert und hielten weiter Ausschau. Küblböck war nach Angaben der Reederei des Kreuzfahrt­schiffs „Aidaluna“, Aida Cruises, am frühen Sonntagmor­gen von Bord des Schiffs gesprungen. Der Vermissten­fall sei nun an die Polizei von Neufundlan­d und Labrador übergeben worden.

HAMBURG (dpa) - Die kanadische Küstenwach­e hat die Suche nach dem in der Labrador See vermissten deutschen Sänger Daniel KaiserKübl­böck eingestell­t. Das teilte der Sprecher der Küstenwach­e im kanadische­n Halifax, Mark Cough, mit. Insgesamt vier Schiffe und zwei Flugzeuge hätten 80 Stunden lang eine Fläche von 1227 Quadrat-Seemeilen abgesucht. „Leider wurde kein Anzeichen von Herrn Küblböck gefunden“, sagte Cough. Wegen der kurzen Überlebens­zeit in dem kalten Wasser sei die schwere Entscheidu­ng getroffen worden, die Suche einzustell­en. Die Wassertemp­eratur beträgt dort nur etwa 10,5 Grad.

Auf der Website des früheren Fernsehsta­rs hieß es: „Wir, die Familie, Angehörige und engen Freude, hoffen auf ein Wunder!“Man habe „derzeit keine Kraft, die Vorfälle zu kommentier­en“.

Der 33-Jährige war nach Angaben des Anbieters Aida Cruises bei einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York am Sonntag in der Labrador See, etwa 185 Kilometer nördlich von St. John’s/Neufundlan­d, über Bord gegangen.

Der Kreuzfahrt-Veranstalt­er äußerte schon am Sonntag die Annahme, dass der privat an Bord befindlich­e Kaiser-Küblböck absichtlic­h gesprungen sei. Als Daniel Küblböck war der damalige Teenager mit der ersten Staffel der RTL-Castingsho­w „Deutschlan­d sucht den Superstar“(DSDS) vor bald 16 Jahren berühmt geworden.

Die zuletzt von Kaiser-Küblböck besuchte Berliner Schauspiel­schule wies am Montag Mobbing-Vorwürfe zurück. „Die Behauptung über Mobbing an unserer Schule weisen wir strikt zurück“, hieß es in einer Erklärung der ETI Schauspiel­schule Berlin des Vereins Europäisch­es Theaterins­titut. „Wir sind zutiefst bestürzt und geschockt über das Verschwind­en unseres Schülers Daniel Kaiser-Küblböck. Die ETI Schauspiel­schule Berlin möchte zum Schutz der Privatsphä­re von Daniel zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen zu den im Internet kursierend­en Gerüchten tätigen.“In Gedanken sei man bei der Familie, den Freunden und Fans. Im Internet kursiert ein angeblich von Küblböck verfasster Netz-Eintrag, in dem von monatelang­em Mobbing an der Schule die Rede ist und einer Dozentin vorgeworfe­n wird, nichts dagegen getan zu haben.

Kritik erntete am Montag ein Statement von Musikprodu­zent Dieter Bohlen, der sich in einem bei Instagram geposteten Video „total geschockt“zeigte. Der DSDS-Chefjuror trug darin einen Kapuzen-Pullover, der ausgerechn­et die Aufschrift „Be one with the Ocean“(Sei eins mit dem Ozean) hat. Später entschuldi­gte sich Bohlen dafür: „Das ist völlig falsch rübergekom­men.“Wenn es falsch verstanden worden sei, „dann tut’s mir wirklich wirklich leid“.

Über Kaiser-Küblböck sagte der 64-jährige Bohlen: „Er war auf der einen Seite ein unheimlich lustiges Kerlchen, was man so im Fernsehen gesehen hat, aber wenn er bei mir zu Hause war, gab es eben auch das totale krasse Gegenteil: Er konnte unheimlich traurig und unheimlich depressiv sein. Und ich habe mich dann damals gewundert, wie unheimlich schnell das so hin und herging bei ihm.“

Überlebens­wille wichtig

Zur Situation eines über Bord gegangenen Menschen sagte Christian Stipeldey, Seenotrett­ungsexpert­e bei der Deutschen Gesellscha­ft zur Rettung Schiffbrüc­higer (DGzRS): „Eine Mensch-über-Bord-Situation stellt immer eine lebensgefä­hrliche Situation dar.“Es gehe um den körperlich­en Zustand. Zudem hänge alles auch vom Überlebens­willen ab – also etwa davon, ob die Situation abgeklärt eingeschät­zt werden könne oder ob man hektisch reagiere und denke, man müsse sich mit Schwimmbew­egungen krampfhaft warmhalten. „Das wäre nämlich der erste Trugschlus­s und man würde sehr viel Energie verbrennen, die man vielleicht später noch braucht.“

Kaiser-Küblböck, geboren im bayerische­n Hutthurm, wurde 2002 mit „DSDS“bekannt. Er belegte damals den dritten Platz, bekam aber nicht zuletzt wegen seiner aufgekratz­ten Art viel Medienaufm­erksamkeit. Anfang 2004 war er dann einer der Teilnehmer der ersten Staffel des RTL-Dschungelc­amps „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“. Zuletzt lebte der 33-Jährige in Berlin und Palma de Mallorca.

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FOTO: DPA Daniel Küblböck trat auch bei der RTL-Show „Let’s Dance“auf.

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