Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Plattenkiste
Jain: Souldier
er ein oder andere hat vielleicht noch die Songs „Come“und „Makeba“der französischen Popsängerin Jain im Ohr. Auf ihrem aktuellen Album „Souldier“bleibt die 26-Jährige ihrer Arbeitsweise treu: Sie hat keine Angst vor Experimenten und versucht Popmusik wieder menschlicher zu machen.
Der Titel „Souldier“ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern „soul“(Seele) und „soldier“(Soldat) und liefert eine perfekte Beschreibung des Albums. Es liegt Seele in der Stimme von Jain, in ihrem sympathischen Akzent und in den Retro-Motiven. „My Only Motivation Is to Write With The Right Emotion“, singt die Französin und beweist damit, dass die Gefühle in ihrer Musik eigentlich am wichtigsten sind. Ein arabischer Vibe findet sich nicht nur beim Titel „Abu Dhabi“, sondern auch in ihrer Art des Singens.
Die harte Seite gestaltet sich jedoch auch ganz deutlich. Außer akustischen Liedern gibt es einen Rap („Inspecta“), der zwar unerwartet, aber aufgrund des starken und verwegenen Texts wunderbar ist. In „Star“beschreibt Jain die Position einer Frau in der Musikindustrie und sagt, dass sie selbst sich missverstanden fühlt.
Es gibt natürlich auch Lieder, die einfach zum Tanzen da sind („On My Way“, „Alright“), aber im Gegensatz zum Album „Zanaka“sind diese auf „Souldier“nicht in der Überzahl. (dsh)
Jonathan Jeremiah: Good Day
Als Jonathan Jeremiah 1980 geboren wurde, lag die Ära seiner späteren Vorbilder schon eine Weile zurück. Das hat den Songwriter mit der tollen Baritonstimme aber nie daran gehindert, den Spuren eines Scott Walker, Lee Hazlewood oder Serge Gainsbourg zu folgen. Auch „Good Day“, das vierte Album des Engländers, klingt wie eine von großer Souveränität getragene Zeitreise in diese klassische Ära der Popmusik. Nach den reduzierteren Soul-Anklängen des Vorgängers ging Jeremiah wieder mit einem halben Dutzend Begleitmusiker plus StreicherEnsemble ins Studio. So aus dem Vollen schöpfend, gelang ihm ein Album, das an den Erfolg des Debüts „A Solitary Man“anknüpfen soll.
Die guten Tage, die kleinen, besonderen Momente des Alltags besingt Jonathan Jeremiah auf „Good Day“. Und auch wenn Lieder wie „Yes in A Heartbeat“oder „Long Night“mit ihrer Melancholie eher traurig stimmen, gibt es auf diesem feinen Retro-Album doch auch genug Gospel- und Groove-Elemente, um Hoffnung zu spenden. Mit dem Retro-Pop-Etikett kann Jonathan Jeremiah gut leben. Auch das neue Album des Londoner Songwriters bezieht sich auf große Namen aus der Vergangenheit. Aber mit so einer Stimme darf man das. (dpa)