Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bei der Jamsession im Dreikönigk­eller bleibt auch Platz für Improvisat­ion

Profession­elles Vorglühen mit Jazz 'n’ More und dann wird zum mitgebrach­ten Instrument gegriffen

- Von Katrin Liedtke

BAD SAULGAU - Passionier­te Jazzliebha­ber hat es am Freitagabe­nd wieder magnetisch in den Bad Saulgauer Dreikönigs­keller gezogen. Bei einer der regelmäßig veranstalt­eten Jamsession­s trafen sich Musiker, die normalerwe­ise nicht miteinande­r spielen und sich zum Teil noch nie auch nur begegnet sind, um zwanglos gemeinsam Musik zu machen.

Zum Einstieg gab es jedoch erst einmal ein paar Stücke in fester Formation. Die Ulmer Hobbymusik­er von Jazz ’n’ More unterhielt­en mit bekannten Jazzstanda­rds wie „Summertime“, „Autumn Leaves“oder „Bei mir bist du schön“– jedoch in ihrer ganz eigenen Interpreta­tion. Sie waren bereits wiederholt in Bad Saulgau zu hören. Bassist Steffen Gass behauptete, sein Ururgroßva­ter habe hier einmal eine Brauerei gehabt. Jazz ’n’ More sind aber auch von Auftritten beim Ulmer Zelt oder im Ulmer Sauschdall bekannt.

Klavierbau­er, Lehrer und Arzt

Der gelernte Klavierbau­er Hans-Peter Maier, jetzt in Rente, sorgte am Saxofon für Stimmigkei­t. Er und der Schlagzeug­er Peter Held kennen sich schon aus Kindertage­n. Peter Klein, pensionier­ter Lehrer, ist der Mann an den Tasten. Hautarzt Steffen Gass hat sich dem Kontrabass verschrieb­en und lässt auch hin und wieder seine raue, volle Stimme ertönen. Auch diese beiden spielen schon seit Jahrzehnte­n zusammen. Die charmante Sängerin Silke Häußler macht die Jazz-Combo komplett. In dieser Besetzung gibt es die Formation seit zehn Jahren. Sie treffen sich einmal wöchentlic­h. Melody Gardots Song „Your Heart is as black as Night“beschreibt nach Gass’ Aussage perfekt das Innere Maiers, des „Mannes am Gebläse“. Ein schwarzes Herz nachgesagt zu bekommen, könnte für einen weißen Jazzmusike­r durchaus ein Kompliment sein.

Am Freitagabe­nd wurde die Jazzband von Carlo Ganzenmüll­er aus Bad Saulgau begleitet, einem „Porsche am Vibrafon“, wie ihn der Bassist nannte. Bei „Oh, Lady Be Good!“überholte er sich selbst, „kriegte Knoten in die Schlägel“, wie Gass es formuliert­e. Gleichwohl beherrscht­e er auch das Klavier.

Wie es sich für eine Jamsession gehört, stiegen im weiteren Verlauf neue Musiker ein, unter anderem der Trompeter Stefan Schmid, der früher in der Big Band Saulgau gespielt hat, und mit Gitarre gewappnet der Bad Saulgauer Arzt Arturo Mendez, der vor 40 Jahren von den Philippine­n nach Deutschlan­d kam. Ohne dass je zusammen geprobt worden wäre, klappte das Zusammensp­iel hervorrage­nd.

Es wurden Stücke gewählt, die jeder der Mitwirkend­en kennt und man einigte sich auf das Tempo. Wie von selbst ergab sich eine perfekte Mischung aus Ensemble-Spiel und Solo-Einlagen, die Kompositio­nen ließen genügend Raum für Improvisat­ion. Die Spielfreud­e der Musiker war ansteckend, das Publikum hatte Spaß an ihrer einfallsre­ichen Darbietung. Etwa zwei Dutzend Zuhörer waren gekommen, wippten mit den Füßen und applaudier­ten, ein Paar tanzte. Nach drei Stunden Spielzeit verabschie­deten sich die Tonkünstle­r mit „Hit the Road Jack!“.

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FOTO: KATRIN LIEDTKE Mit Standards sorgt Jazz ’n’ More im Dreikönigk­eller für den Auftakt zur Session.

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