Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der neue Pfarrer ist da
Michael Jung in sein Amt in Ostrach eingeführt - Vakanz in Ostrach hat nun ein Ende
Ostrach - „Jetzt ist der neue Pfarrer da!“Mit diesen Worten hat Codekanin Dorothee Sauer die Gottesdienstbesucher, welche am Sonntag den Weg in die Christuskirche von Ostrach gefunden hatten, um dort der Investiturfeier von Pfarrer Michael Jung beizuwohnen.
Mit dem Psalmvers „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“wünschte sie dem neuen Geistlichen der Gemeinde nicht nur, dass er die Herausforderungen der Gemeindearbeit in der Diaspora meistern werde, sondern vielmehr, dass er sich der Freiheit bewusst werde, die er inne habe zur Gestaltung des Gemeindelebens. Codekanin Sauer stellte außerdem fest, dass ein vielfältiges Gemeindeleben bereits auf Pfarrer Jung warte und versicherte den Anwesenden: „Sie bekommen einen erfahrenen Pfarrer. Sie werden gemeinsam Frucht bringen; Frucht, die bleibt.“
Pfarrer Michael Jung stellte sich sodann den Gottesdienstbesuchern selbst vor: Er ist 55 Jahre alt und stammt aus Heidenheim an der Brenz. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter aus erster Ehe. Nach seinem Studium in Tübingen und Erlangen arbeitete er unter anderem in Hermaringen, Wüstenrot und Darmsheim. Sein Interesse liegt seit jeher im Spannungsfeld zwischen Seelsorge und Psychologie und in der Frage, wie Geist und Körper zusammen hängen. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad und spielt Brettspiele. Seine Frau arbeitet als Religionslehrerin in Wilhelmsdorf, welches auch ihm nicht fremd ist. Seine persönlichen Worte beendet Jung mit: „Ich freue mich, als Pfarrer mit Ihnen in der Gemeinde zu arbeiten und mit Ihnen als Mensch zu leben.“
Ein Baum für den Garten
Im Anschluss erfolgte die Verpflichtung von Pfarrer Michael Jung im Kreise des Besetzungsgremiums. Traude König und Pfarrer Stefan Rühle, langjährige Wegbegleiter Jungs und von ihm ernannte Zeugen seiner Investitur, richteten freundschaftliche Worte und biblische Wünsche an ihn und übergaben ihm persönliche Geschenke wie ein Kreuz für sein Amtszimmer und einen Haselnussbaum für den Garten des Pfarrhauses.
In seiner ersten Predigt zeigte Michael Jung sein Verständnis von dem, was ihn in Ostrach erwarte. Was ihm gleich beim ersten Besuch aufgefallen sei, ist das Steinrelief über dem Eingangsportal der Christuskirche, auf dem die Szene zu erkennen sei, in der Jesus einen Blinden heilt. Der Blinde, dem geholfen wird, sieht zunächst unscharf und verschwommen, muss erneut von Jesus berührt werden, bis er seine Umwelt klar und deutlich erkennen kann. Jung weist auf den Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Blindheit hin und darauf, dass das wahre Erkennen des göttlichen Geheimnisses nur über das Herz passieren kann. Weiter erklärt Pfarrer Jung seiner Gemeinde, dass man im Leben manches Mal zweimal hinblicken muss oder sich auf Begegnungen auch mehrmals einlassen muss, um zu erkennen und um Beziehung zu erfahren: „Zu erkennen, da ist Gott, der uns liebevoll ansieht; daran möchte ich mit Ihnen als Ihr Pfarrer arbeiten.“
Der festliche Investiturgottesdienst, welcher musikalisch umrahmt wurde von Organistin AnneDore Wladarsch, Anna Kunze an der Geige und Franziska Kunze an der Querflöte, durfte würdig mit Dankesund Grußworten enden. Klaus Knödler bedankte sich im Namen der evangelischen Gemeinde mit einem Gleichnis, welches deutlich machte, wie sehr Christsein und Gemeindeleben miteinander verbunden sind. Knödler wünschte dem Ehepaar Jung Gottes reichen Segen.
Pfarrer Meinrad Huber freute sich darüber, nun endlich den Titel des „neuen Pfarrers“abgeben zu können und beglückwünschte die Gemeinde zum neuen Gemeindeoberhaupt. Bürgermeister Christoph Schulz brachte mit einem Geschenkkorb seine Freude darüber, dass die Vakanz nun ein Ende habe zum Ausdruck. Auch Schulleiter Oliver Paul betonte, wie froh die Schule sei, wieder einen evangelischen Pfarrer für den Religionsunterricht zu haben und überreichte Pfarrer Jung eine selbstgebastelte Schultüte mit süßer Nervennahrung.