Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Jährlich rund 25 Millionen Kunststoff­teile

17 Leser der Schwäbisch­en Zeitung besuchen Firma Renger am Standort Meßkirch

- Von Theresa Gnann

MESSKIRCH - Kunststoff­teile für EBike-Akkus, Kaffeemasc­hinen oder Autos werden bei der Firma Renger in Engelswies und Meßkirch gespritzt. 17 Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“haben am Mittwoch einen Einblick in die Fertigung des RengerStan­dortes in Meßkirch bekommen. Für die Aktion „Schwäbisch­e Türöffner“stellten Steffen und Kai Erbe das Familienun­ternehmen vor.

Rund 25 Millionen Kunststoff­teile spritzt das Unternehme­n im Jahr, schätzt Steffen Erbe. Der 27-Jährige ist der Enkel des Firmengrün­ders Johannes Renger und arbeitet mittlerwei­le als dessen Assistent. Die Geschichte des Familienbe­triebs klingt wie die amerikanis­cher Erfolgsunt­ernehmen: Johannes Renger beginnt im Jahr 1974 mit der Produktion von Kunststoff­spritzteil­en. Zwei Maschinen kauft er sich dafür – und produziert im eigenen Keller. Das Geschäft läuft gut, 1981 gründet Renger gemeinsam mit Klaus Braun das Unternehme­n „Rebra“und baut eine Halle in Engelswies. 2002 folgt ein zweiter Standort in Meßkirch. Zwei Jahre später scheidet Klaus Braun aus dem Unternehme­n aus. Rebra wächst von da an unter dem Namen „Renger“weiter.

Heute hat das Unternehme­n um die 100 Mitarbeite­r. 60 davon arbeiten in Meßkirch, 40 am Engelswies­er Standort. Firmengrün­der Johannes Renger ist mittlerwei­le 83 Jahre alt. Jeden Tag kommt er nach Engelswies oder Meßkirch, schaut nach dem Rechten, tüftelt und gibt den Azubis auch mal ein bisschen Nachhilfe an der Werkbank.

„Er kann nicht ohne“, sagt sein Enkel Steffen Erbe, der vor drei Jahren in den Familienbe­trieb eingestieg­en ist. Irgendwann soll er die Leitung des Unternehme­ns übernehmen. „Das kann aber noch dauern“, sagt er, während er die SZ-Leser über das Werksgelän­de führt. Um die 300 verschiede­ne Kunststoff­granulate verwendet Renger für seine Teile. „Um ein Kunststoff­teil zu spritzen, wird Kunststoff­granulat auf bis zu 295 Grad erhitzt und damit in ein Werkzeug eingesprit­zt“, erklärt Erbe den Spritzproz­ess. Um den Kunststoff danach schnell abzukühlen, werde dann kaltes Wasser durch das Werkzeug geleitet. „So verfestigt sich das Plastik.“

Einige Werkzeuge werden selbst gebaut

Zwischen 0,02 Gramm und 1,5 Kilogramm wiegen Renger-Kunststoff­teile nach dem Spritzen. „Und je nachdem, was der Kunde für ein Produkt will, spritzen wir nicht nur die Kunststoff­teile, sondern bauen auch das Werkzeug dafür“, erklärt Erbe. Zehn von 40 habe man im vergangene­n Jahr selbst gebaut. „Immerhin“, sagt Erbe. Der Rest werde in China gefertigt. „Ist für die Kunden halt billiger“, sagt Erbe. Seit einigen Jahren spritzt Renger auch Teile der Gehäuse für E-Bike-Akkus der Firma Bosch. Zehn Millionen sind es mittlerwei­le pro Jahr. Mehr als 40 Prozent seines Umsatzes macht Renger damit über Aufträge des Großkonzer­ns ais Stuttgart.

„Das ist für einen Mittelstän­dler wie uns eigentlich zu viel“, gibt Erbe zu. Eine so große Abhängigke­it von einem einzelnen Kunden wolle man eigentlich vermeiden. „Wir achten jetzt darauf, dass es nicht noch mehr wird.“Man wolle sich lieber breit aufstellen.

Neben den Spritzteil­en und dem Werkzeugba­u gehört auch die Oberfläche­nveredelun­g zur Produktpal­ette des Unternehme­ns. Ecken für die Leisten von Küchenarbe­itsplatten werden zum Beispiel nach dem Spritzen bearbeitet. Mit Hilfe von Farbe werden die Kunststoff­teile dabei optisch an die zugehörige­n Leisten angepasst.

„Wir können Kork, wir können Kirschbaum. Da ist fast alles möglich“, sagt Erbe. „Aber manchmal denke ich: So viele Küchen, wie wir Ecken spritzen, kann es eigentlich gar nicht geben.“

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FOTO: THG 17 Leser der Schwäbisch­en Zeitung besuchen die Firma Renger in Meßkirch. Steffen Erbe (im weißen Hemd), der Enkel des Firmengrün­ders, führt die Leser durch die Produktion­shalle.

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