Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Steingeflüster“zieht viele Besucher an
Volles Haus bei Steinmetzmeister Christoph Stauß – Hospizverein stellt seine Arbeit vor
RULFINGEN - Viele Interessierte haben dem Alten Rulfinger Pfarrhaus samt Garten einen Besuch abgestattet. Steinmetzmeister Christoph Carl Stauß und seine Lebensgefährtin Vera Romeu hatten in Kooperation mit dem Hospizverein Mengen zum „Steingeflüster“auf das Gelände des Steinmetzbetriebs eingeladen. Die Besucher konnten für den Hospizverein spenden, laut dem Verein kamen rund 1960 Euro zusammen.
Früher wohnten die Rulfinger Pfarrer in dem Alten Pfarrhaus. Allein das ist schon einen Besuch wert: Das altehrwürdige Gebäude atmet noch heute den Geist einer anderen, geistigeren Epoche und unterscheidet sich damit spürbar von den Wohnformen der heutigen Zeit. Zum Tag der offenen Tür war das Areal aber noch einmal besonders hergerichtet worden. Der Garten war mit Tischen und Stühlen möbliert, die ein oder andere Dekoration war liebevoll arrangiert worden, dazu waren Bilder ausgestellt, die Grabsteine und Kreuze lehnten in der Nähe an der Wand, wenige Meter entfernt backte Michael Femmer frisches Brot, die Skulpturen im Garten standen als stumme Zeugen in der Nähe – es entstand eine besondere Stimmung im und ums Alte Pfarrhaus. Es war in gewissem Sinne ein Gegenüber und auch ein Miteinander von Tod und Leben: einerseits die zahlreichen Grabsteine auf dem Areal und der Stand des Hospizvereins, andererseits der gesellige Austausch der Besucher untereinander. Natürlich trug auch das strahlende Spätsommerwetter zur gelungenen Szenerie seinen Teil bei.
Zu Beginn begrüßte Gastgeber Christoph Stauß die Gäste. Besonders hob er den Kooperationspartner, den Hospizverein Mengen, hervor. „Das kann man als One-ManShow“nicht leisten“, sagte Stauß mit Blick auf den Tag der offenen Tür. „Von daher ist mir der Kooperationspartner sehr wichtig.“
Dr. Klaus Seubert, Allgemeinmediziner in Mengen und stellvertretender Vorsitzender des Hospizvereins, informierte über die Vereinsarbeit. Er machte darauf aufmerksam, dass die Vereinsamung älterer Menschen ein zunehmendes Problem in der Gesellschaft sei. Und er berichtete, dass das Sterben ein Thema ist, das vielen Angst mache. „Der Sterbevorgang ist ein Vorgang, der leider Ängste erzeugt. Da wollen wir vermitteln“, sagte er. Der Hospizverein unterstützt dabei nicht nur den Sterbenden, sondern auch dessen Angehörige. Seubert warb dafür, dass sich noch mehr Menschen aktiv im Hospizverein engagieren. Derzeit sind es fünf, wie er später gegenüber der SZ ergänzte. „Unsere Freude ist grenzenlos, wenn sich jemand entscheiden kann, aktiv zu werden“, sagte er zu den Zuhörern.
Ausweis eines Bordelektrikers des Zeppelins Hindenburg ausgestellt
In einem Raum des Hauses hatte der Mengener Sammler Robert Miglioranzi eine Ausstellung aufgebaut. Zu sehen waren besondere Dinge, zum Beispiel der Ausweis eines Bordelektrikers des berühmten Zeppelins Hindenburg, der 1937 in Lakehurst/ USA verunglückte; der Elektriker hatte das Unglück überlebt. Auch hatte Miglioranzi eines von mehreren Originalen des Schlachtplans der Schlacht bei Ostrach aus dem Jahr 1799 dabei. Auch antiquarische Bücher und historische Postkarten waren zu sehen. Miglioranzi verfolgte mit der Ausstellung ein Ziel: Er wollte deutlich machen, welche Schätze doch auf manchem Dachboden zu finden sind. Denn die Exemplare waren fast alles Fundstücke aus der Region. Er betonte, dass man deshalb nicht leichtfertig solche Dinge wegwerfen solle.
Frisches Brot backte Michael Femmer. Er erzählte von den Vorzügen von selbst gebackenem Brot, das ohne künstliche Zusatzstoffe auskommt. „Ich esse die ganze Woche von dem Brot, ohne dass es schimmelt“, erläuterte er, während er auf ein Dinkelbrot hinwies. Vertreten waren außerdem Bianca Seifert, die ein Yoga-Studio in Hohentengen betreibt. Sie informierte auch über das Angebot an Erlebnisreisen, die ihr Lebensgefährte Matthias Effinger anbietet. Andrea und Hubert Göhring vom gleichnamigen Bio-Hof hatten auch einen Stand, ebenso die Firma Blumen Bosch. Die Kunstwerke von Franz Josef Luib aus Blochingen waren zu sehen und bemalte Steine von Lydia Spörl. Musikalisch unterhielt Wolfgang Eisele mit dem Saxofon die Besucher.