Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das Proben stärkt den Zusammenhalt
Die Junge Philharmonie Oberschwaben bereitet sich in Sigmaringen auf Konzerte vor
SIGMARINGEN - Die Junge Philharmonie Oberschwaben (JPO) hat am Wochenende in der Alten Schule für die anstehenden Konzerte im September und Oktober geprobt. 80 musikbegeisterte Jugendliche bespielten bei geöffneten Fenstern an ihrem zweiten Probenwochenende die Innenstadt und bereiteten ein spannendes Programm vor. Klassisches, aber auch eine moderne musikalische Erzählung sind auf einem guten Weg.
Das Programm steht. Die Proben für vier Konzerte, vom 22. September bis 7. Oktober, laufen bestens, so Dirigent Alban Beikircher am Sonntagnachmittag: „Die Jugendlichen kommen frisch aus dem Urlaub und sind super konzentriert.“Für das leibliche Wohl sorgten die Vereinsvorstände und weitere Mitglieder. Registerproben ergänzten die Gesamtproben. Die Probenorganisation obliegt Peter Brodmann. Er ist überzeugt, dass die drei Probenwochenenden nicht nur unter musikalischem Aspekt wichtig sind: „Besonders das dritte Wochenende in Ochsenhausen, das immer mit Übernachtung organisiert wird, ist für den Zusammenhalt der Gruppe nicht zu unterschätzen.“Das Orchester zieht Jungmusiker bis ungefähr 22 Jahren aus einem weiten Umkreis von Bad Saulgau an. Es ermöglicht ihnen, klassische Musik in einem großen Symphonieorchester zu spielen.
Das Konzertprogramm wartet auch in diesem Jahr mit einem eigens für dieses Symphonieorchester geschriebenen Stück auf. Beikircher schätzt seit vielen Jahren die Arbeit von Christoph Dorn, der als Musikpädagoge bereits zahlreiche Musicals komponiert und aufgeführt hat.
Er schrieb ihn an und gab nach der Zusage lediglich die Besetzung des Orchesters vor. In der Wahl des Themas ließ er dem Komponisten völlig freie Hand. Das Auftragsstück wurde so zu einem aktuellen und ernsten Thema. Für Dorn ist es wichtig, das Thema „Flüchtlinge“, das den „gesellschaftlichen Diskurs“dominiert, auch für Jugendliche zugänglich zu machen: „Der Blick auf einen einzelnen Menschen ruft bei Schülern eine natürliche und menschliche Haltung hervor.“Das Stück heißt „You are in Egypt now“und zielt mit seinem tragischen Ausgang darauf, Empathie zuzulassen und zu zeigen. Die Wirkung wie der dreigeteilte Aufbau erinnert an eine klassische griechische Tragödie.
Dorn hörte bei der Probe zum ersten Mal sein Stück und konnte noch ein wenig variieren und Rückfragen stellen. Die „Wirkung auf die Schüler ist topp“, so Beikircher: „Den Schülern muss die Klangsprache gefallen, zudem sollte die Komposition nicht zu schwierig sein.“Dieses Menschenschicksal berühre nicht nur die Jungmusiker, auch die Zuhörer könnten über die Musik zum Mitfühlen aufgefordert werden. Besonders gelungen findet der Dirigent bei der Komposition die „wahnsinnig farbige Instrumentation“.
Neben Verdis Preludio zur Oper „Attila“steht die Ouvertüre zur Oper „Rienzi“von Richard Wagner auf dem Programm. Mit einer Sinfonie von Johannes Brahms wird das Orchester zudem eine neue Herausforderung meistern. „Wir wollen eine intime Kammermusik zum Klingen bringen“, erklärte Beikircher und fügte hinzu: „Das ist mit 80 Musikern sehr schwer.“Zuversichtlich, dass bis zu diesem elften Konzert alles bestens läuft, ging er in die Aula der Alten Schule. Dort dirigierte und korrigierte er hochmotivierte Jungmusiker beim Einüben von Wagners Ouvertüre. Die Konzertbesucher dürfen sich jetzt schon auf das ungewöhnliche Programm der Jungen Philharmonie Oberschwaben freuen.
Folgende Konzerte finden statt: Samstag, 22. September, 19 Uhr, Bad Saulgau, Stadtforum; Sonntag,
23. September, 19 Uhr, Wangen, Festsaal Waldorfschule; Samstag,
6. Oktober, 19.30 Uhr, Ehingen, Lindenhalle; Sonntag, 7. Oktober, 19 Uhr, Stadthalle Sigmaringen. Weitere Informationen unter