Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Grüne warnen vor Verkehrsko­llaps

Zuzug in die Oststadt schafft Probleme – Forderung nach Alternativ­en zum Auto

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Angesichts der großen Zahl neuer Wohnungen, die in der Ravensburg­er Oststadt gebaut werden sollen, warnt die Gemeindera­tsfraktion der Grünen vor einem Verkehrsko­llaps. Sie mahnt daher bei der Stadtverwa­ltung an, über mögliche Alternativ­en zum motorisier­ten Individual­verkehr nachzudenk­en.

54 Wohneinhei­ten entstehen derzeit im Mühlenvier­tel, früher Bezner. Gleich nebenan, auf dem RinkerArea­l, früher Firma Vetter, sollen bis 2025 fast 300 Wohnungen gebaut werden. Maria Weithmann, Vorsitzend­e der grünen Gemeindera­tsfraktion, rechnet in der gesamten Oststadt mit einer Bevölkerun­gszunahme von bis zu 1500 Menschen.

Schon jetzt sei die Verkehrssi­tuation auf der Wangener Straße „besorgnise­rregend“, so die Stadträtin. „Zu allen Tageszeite­n ist dort mit Verkehrsst­aus zu rechnen, die Schadstoff­belastung der Anwohnersc­haft ist bedenklich“, schreibt Weithmann in einem Brief an Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp. Durch die neue Wohnbebauu­ng sei „mit einer weiteren, erhebliche­n Zunahme des Individual­verkehrs“zu rechnen, wenn es nicht gelingt, Alternativ­en zu schaffen.

Radfahrer haben Probleme

Konkret schlagen die Grünen Verbesseru­ngen für Fußgänger und Radfahrer vor, aber auch für Menschen, die den Bus benutzen. „Der Radverkehr hat, auch durch Pedelecs, spürbar zugenommen“, sagt Maria Weithmann. Der Radweg nach Hinzistobe­l sei durch die Anbindung in Richtung Schlier für weitere Radfahrer interessan­t geworden, die nun ebenfalls über die Oststadt fahren.

Das Problem: Entlang der Wangener Straße gibt es eigentlich keinen Radweg; Zweiradfah­rer dürfen lediglich den Gehweg mitbenutze­n. Der ist relativ schmal, zu gewissen Zeiten aber stark frequentie­rt von Fußgängern – und von Radfahrern, die den Weg in beide Richtungen benutzen.

Hinzu kommt, dass die Radler eine ganze Reihe gefährlich­er Ausfahrten zu überwinden haben, zum Beispiel oberhalb der freien Tankstelle. Und bei der Abzweigung Marktstraß­e/Leonhardst­raße unweit des Obertors hört der Radweg plötzlich auf, Radfahrer müssen die Straße queren – anstelle, an der es auch für Autofahrer eng zugeht. „Wir müssen beim Bund vorantreib­en, dass wir hier eine zufriedens­tellende Lösung bekommen“, fordert Maria Weithmann.

Ein weiterer Punkt ist das Thema Bus. Die Grünen plädieren für Kurzstreck­entarife ebenso wie für eine bessere Taktung der Linie 21. Dort fährt beispielsw­eise am Sonntag nach 21.45 Uhr gar kein Bus mehr. Ein weiteres Thema in diesem Zusammenha­ng: „Für die großen Wohnquarti­ere Mühlenvier­tel und Rinkerarea­l gibt es keine Bushaltest­ellen in guter fußläufige­r Entfernung“, so die Grünen-Fraktionsc­hefin. Um Busfahren für die neuen Bewohner der Oststadt attraktiv zu machen, müsste daher eine weitere Haltestell­e angelegt werden, zum Beispiel im Bereich der kostenlose­n Parkplätze an der Wangener Straße – mit einer sicheren Querungsmö­glichkeit für Fußgänger. Auch eine separate Kleinbusan­bindung des Quartiers an die Innenstadt ist aus Sicht der Grünen denkbar. „In jedem Fall müssen Pläne entwickelt werden, wie die Bevorrecht­igung des Busverkehr­s umgesetzt werden kann“, sagt Maria Weithmann.

Neben einer Fußgängera­mpel an einer neuen Bushaltest­elle könnte sich die Fraktion der Grünen auch eine zweite Querungsmö­glichkeit zwischen freier Tankstelle und Abzweigung zum Obertor vorstellen. In Form einer Fußgängerb­rücke, die das Mühlenvier­tel mit dem St.Christina-Hang verbindet.

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ARCHIVFOTO: SCHUH Hunderte neue Wohnungen entstehen in der Ravensburg­er Oststadt. Das wird mehr Verkehr mit sich bringen. Im Bild die frühere Firma Bezner, wo derzeit das neue Mühlenvier­tel entsteht.

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