Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Nur Gott ist der, der alles wachsen lässt“
Erntedankfest des Kreisbauernverbandes zieht vor allem Landwirte auf den Bussen
OFFINGEN (wl) - Wenn die Felder abgeerntet und die Früchte eingebracht sind, ist es guter Brauch, zu danken. Am Sonntag lud daher der Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen auf den Bussen ein, wo ein feierlicher Gottesdienst stattfand, den Musikverein und Kirchenchor Offingen umrahmten. Die Sonne drang durch die Kirchenfenster und ließ den herrlich gestalteten Erntedankaltar nebst Früchteteppich in allen Farben erstrahlen. Alle örtlichen Vereine marschierten mit ihren Fahnen ein und sorgten ebenso für ein farbenfrohes Gotteshaus.
Bussenpfarrer Albert Menrad, der in Konzelebration mit Diakon Oliver Mayer den Festgottesdienst feierte, hatte in seiner Ansprache das passende Thema ausgesucht: Wachsen, Entfalten, Gedeihen und Ernten. Füge man die Anfangsbuchstaben zusammen, ergebe es das Wort „WEGE“. „Das sind Gottes Wege, nur wenn die drei ersten Faktoren erfüllt sind, kann man ernten“, so der Bussenpfarrer. Man habe es ja dieses Jahr hautnah erlebt, zum Beispiel mit dem Wetter, von dem man in der Natur von einem Jahrhundertsommer gesprochen habe und das auch zu einer Missernte in Teilen der Republik führte. Und dann müsse man auf der anderen Seite wieder erleben, dass zum Beispiel Äpfel, die die Norm nicht erfüllten, weniger wert sind, weggeworfen werden.
Im Frühjahr habe alles kräftig gesprießt, die Natur sei fast explodiert. So ein Wachstum habe er noch nie erlebt, so Menrad. Dabei brauche die Natur Zeit, sich zu entfalten und zu gedeihen. Das sei aber von vielen Faktoren abhängig, wie von Regen und Sonnenschein. Erst dann könne man ans Ernten denken.
Dieses Jahr habe man eine besondere Ohnmacht gegenüber dem Wetter erlebt. „Viele von Ihnen haben das am eigenen Leib gespürt und daher sind sie auch zum Danken auf den Bussen gekommen“, wandte sich Pfarrer Menrad an die Gottesdienstbesucher.
Gegen die Verschwendung
Nicht alles sei machbar, vielmehr sei der Mensch der Natur ausgesetzt, sei von ihr abhängig. „Paulus hat deutlich gesagt: Nur Gott ist der, der alles wachsen lässt.“Dabei gebe es einmal die Fülle und einmal den Mangel. „Sorgt dafür, dass die Fülle nicht weggeworfen wird“, so seine mahnenden Worte. Es könne doch nicht angehen, dass 40 Prozent des vorbereiteten Essens weggeworfen werde, das sei doch Sünde. „Wir müssen wieder ein großes Vertrauen aufbauen zu unserem Herrgott, das ist die Aufgabe von euch allen, die ihr hier seid“, so Pfarrer Menrad. Dazu komme, dass Sorglosigkeit, die sich über alles freut, was blüht, nur mit Gott möglich sei. Sorglosigkeit bedeute aber auch zu sagen: Es reicht. Sie bestehe nicht nur in der Fülle, sondern in dem, was man habe.
Am Schluss seiner Predigt gab Pfarrer Albert Menrad allen Gottesdienstbesuchern noch ein afrikanisches Sprichwort mit auf den Weg, das sie immer beachten sollen: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“Nach diesem Dankgottesdienst traf man sich anschließend im Gasthaus Adler, wohin der Kreisbauernverband einlud.