Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bahnübergang soll sicherer werden
Junge wird bei Unfall leicht verletzt – Stadt wartet noch auf Stellungnahme der Bahn
MARKDORF - Der Bahnübergang in Markdorf ist seit Monaten ein Ärgernis – und die Kreuzung eine Gefahrenstelle. Vor gut einer Woche ist dort ein Junge, der mit dem Fahrrad unterwegs war, von einem Kleinlaster angefahren worden.
Polizeiangaben zufolge bog der 14-Jährige mit seinem Fahrrad aus Richtung Gutenbergstraße kommend nach links in die Ensisheimer Straße ab. Gleichzeitig tastete sich der Kleinlaster, der von der Heggelinstraße auf der gegenüberliegenden Seite in die Ensisheimer Straße hinein, um nach rechts abzubiegen. Seine Sicht soll eingeschränkt gewesen sein, weil ein Auto, das geradeaus fahren wollte, neben dem Laster stand. Der Kleinlaster stieß mit dem Jungen zusammen, der laut Polizei zwar stürzte, dabei aber nur leicht verletzt wurde. Er wurde vom Rettungsdienst zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht.
Ein Grund, warum die Kreuzung am Bahnübergang so unübersichtlich ist, ist die Ampel, die an die Bahnschranken gekoppelt ist. Sie ist kaputt und schaltet sich seit Februar nur noch ein, wenn sich ein Zug nähert. Dann werden die Ampeln an allen vier Seiten gleichzeitig rot. Die Signale gehen aber auch alle wieder gleichzeitig aus, sobald sich die Schranke wieder öffnet. Dann ist Vorsicht geboten, weil ja eigentlich alle gleichzeitig in die Kreuzung einfahren dürfen.
Jürgen Hess, der Leiter des Markdorfer Ordnungsamts, weiß um die Gefahrenstelle. „Uns ist die ganze Zeit nicht wohl bei der Sache“, sagt er. „Die Situation ist völlig unbefriedigend.“Seit Monaten sind er und seine Kollegen daran, eine neue Verkehrsregelung für die Kreuzung umzusetzen. Wie eine Lösung des Problems aussehen könnte, steht nach Ansicht der Stadtverwaltung schon fest.
Aktuell ist die Achse Bernhardstraße – Ensisheimer Straße, die parallel zu den Gleisen verläuft, als Vorfahrtsstraße ausgeschildert. Das soll sich aber ändern. Stattdessen soll auf der Achse Gutenbergstraße – Ensisheimer Straße eine abknickende Vorfahrt eingerichtet werden. Dadurch soll verhindert werden, dass ein Rückstau in der Gutenbergstraße entstehen könnte, denn sie kreuzt die Gleise. „Der Bahnübergang muss eigentlich immer frei bleiben und jederzeit schnell geräumt werden können“, sagt Hess. Stehe dort zum Beispiel ein Lastwagen, der darauf wartet, dass er freie Fahrt bekommt, um nach links in die Ensisheimer Straße einzubiegen, blockiere er den Bahnübergang.
Aussage ist unverbindlich
Die Stadtverwaltung hat von einem Verkehrsingenieurbüro eine Planung für eine abknickende Vorfahrt erarbeiten lassen. Zunächst forderte die Bahn weitere Informationen. Seit Mitte August sind die Unterlagen aber vollständig und liegen der Deutschen Bahn vor. „Wir sind immer wieder mit der Bahn in Kontakt, um auf die Eilbedürftigkeit hinzuweisen“, sagt Hess. Der Vorfahrtsunfall mit dem 14 Jahre alten Radler habe erneut vor Augen geführt, wie gefährlich die Stelle ist.
Inzwischen sei der Stadtverwaltung signalisiert worden, dass die abknickende Vorfahrt wohl umgesetzt werden könne. Allerdings handle es sich um eine unverbindliche telefonische Aussage. Bevor die Stadt aktiv werden kann, muss sie die offizielle Stellungnahme der Deutschen Bahn abwarten. Hess rechnet damit, dass das Schreiben in den nächsten Tagen eintrifft. „Sobald die vorliegt, müssen wir klären, was noch im Detail gemacht werden muss“, sagt er. „Wir werden dran bleiben und die Planung so schnell wie möglich umsetzen.“
Im Februar ist die Ampel weitestgehend abgeschaltet worden. Seither läuft nur das sogenannte Bahnnotprogramm, das zu der oben beschriebenen Ampelschaltung führt. Dass sich die Lösung des Problems über Monate zieht liegt daran, dass verschiedene Behörden in solche Planungen einbezogen werden. Zum einen muss die Verkehrsbehörde des Landratsamts die Verkehrsregelung anordnen.
Die Stadtverwaltung, die als Straßenbaulastträger für den Unterhalt der Straße zuständig ist, ist das ausführende Organ. Und die Deutsche Bahn ist aus bahnrechtlicher Sicht für den Bahnübergang zuständig. Weil die Sicherheit am Bahnübergang oberste Priorität hat, hat sie das letzte Wort.
Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess bedauert die Unfälle, ist aber erleichtert, dass sich die Zahl insgesamt einigermaßen im Rahmen hält, seit die Ampel abgeschaltet worden ist. Er hatte anfangs befürchtet, dass dort mehr passieren würde. „Die Kreuzung hat sich nicht zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt“, sagt er.