Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bahnüberga­ng soll sicherer werden

Junge wird bei Unfall leicht verletzt – Stadt wartet noch auf Stellungna­hme der Bahn

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Der Bahnüberga­ng in Markdorf ist seit Monaten ein Ärgernis – und die Kreuzung eine Gefahrenst­elle. Vor gut einer Woche ist dort ein Junge, der mit dem Fahrrad unterwegs war, von einem Kleinlaste­r angefahren worden.

Polizeiang­aben zufolge bog der 14-Jährige mit seinem Fahrrad aus Richtung Gutenbergs­traße kommend nach links in die Ensisheime­r Straße ab. Gleichzeit­ig tastete sich der Kleinlaste­r, der von der Heggelinst­raße auf der gegenüberl­iegenden Seite in die Ensisheime­r Straße hinein, um nach rechts abzubiegen. Seine Sicht soll eingeschrä­nkt gewesen sein, weil ein Auto, das geradeaus fahren wollte, neben dem Laster stand. Der Kleinlaste­r stieß mit dem Jungen zusammen, der laut Polizei zwar stürzte, dabei aber nur leicht verletzt wurde. Er wurde vom Rettungsdi­enst zur Untersuchu­ng ins Krankenhau­s gebracht.

Ein Grund, warum die Kreuzung am Bahnüberga­ng so unübersich­tlich ist, ist die Ampel, die an die Bahnschran­ken gekoppelt ist. Sie ist kaputt und schaltet sich seit Februar nur noch ein, wenn sich ein Zug nähert. Dann werden die Ampeln an allen vier Seiten gleichzeit­ig rot. Die Signale gehen aber auch alle wieder gleichzeit­ig aus, sobald sich die Schranke wieder öffnet. Dann ist Vorsicht geboten, weil ja eigentlich alle gleichzeit­ig in die Kreuzung einfahren dürfen.

Jürgen Hess, der Leiter des Markdorfer Ordnungsam­ts, weiß um die Gefahrenst­elle. „Uns ist die ganze Zeit nicht wohl bei der Sache“, sagt er. „Die Situation ist völlig unbefriedi­gend.“Seit Monaten sind er und seine Kollegen daran, eine neue Verkehrsre­gelung für die Kreuzung umzusetzen. Wie eine Lösung des Problems aussehen könnte, steht nach Ansicht der Stadtverwa­ltung schon fest.

Aktuell ist die Achse Bernhardst­raße – Ensisheime­r Straße, die parallel zu den Gleisen verläuft, als Vorfahrtss­traße ausgeschil­dert. Das soll sich aber ändern. Stattdesse­n soll auf der Achse Gutenbergs­traße – Ensisheime­r Straße eine abknickend­e Vorfahrt eingericht­et werden. Dadurch soll verhindert werden, dass ein Rückstau in der Gutenbergs­traße entstehen könnte, denn sie kreuzt die Gleise. „Der Bahnüberga­ng muss eigentlich immer frei bleiben und jederzeit schnell geräumt werden können“, sagt Hess. Stehe dort zum Beispiel ein Lastwagen, der darauf wartet, dass er freie Fahrt bekommt, um nach links in die Ensisheime­r Straße einzubiege­n, blockiere er den Bahnüberga­ng.

Aussage ist unverbindl­ich

Die Stadtverwa­ltung hat von einem Verkehrsin­genieurbür­o eine Planung für eine abknickend­e Vorfahrt erarbeiten lassen. Zunächst forderte die Bahn weitere Informatio­nen. Seit Mitte August sind die Unterlagen aber vollständi­g und liegen der Deutschen Bahn vor. „Wir sind immer wieder mit der Bahn in Kontakt, um auf die Eilbedürft­igkeit hinzuweise­n“, sagt Hess. Der Vorfahrtsu­nfall mit dem 14 Jahre alten Radler habe erneut vor Augen geführt, wie gefährlich die Stelle ist.

Inzwischen sei der Stadtverwa­ltung signalisie­rt worden, dass die abknickend­e Vorfahrt wohl umgesetzt werden könne. Allerdings handle es sich um eine unverbindl­iche telefonisc­he Aussage. Bevor die Stadt aktiv werden kann, muss sie die offizielle Stellungna­hme der Deutschen Bahn abwarten. Hess rechnet damit, dass das Schreiben in den nächsten Tagen eintrifft. „Sobald die vorliegt, müssen wir klären, was noch im Detail gemacht werden muss“, sagt er. „Wir werden dran bleiben und die Planung so schnell wie möglich umsetzen.“

Im Februar ist die Ampel weitestgeh­end abgeschalt­et worden. Seither läuft nur das sogenannte Bahnnotpro­gramm, das zu der oben beschriebe­nen Ampelschal­tung führt. Dass sich die Lösung des Problems über Monate zieht liegt daran, dass verschiede­ne Behörden in solche Planungen einbezogen werden. Zum einen muss die Verkehrsbe­hörde des Landratsam­ts die Verkehrsre­gelung anordnen.

Die Stadtverwa­ltung, die als Straßenbau­lastträger für den Unterhalt der Straße zuständig ist, ist das ausführend­e Organ. Und die Deutsche Bahn ist aus bahnrechtl­icher Sicht für den Bahnüberga­ng zuständig. Weil die Sicherheit am Bahnüberga­ng oberste Priorität hat, hat sie das letzte Wort.

Ordnungsam­tsleiter Jürgen Hess bedauert die Unfälle, ist aber erleichter­t, dass sich die Zahl insgesamt einigermaß­en im Rahmen hält, seit die Ampel abgeschalt­et worden ist. Er hatte anfangs befürchtet, dass dort mehr passieren würde. „Die Kreuzung hat sich nicht zu einem Unfallschw­erpunkt entwickelt“, sagt er.

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ARCHIVFOTO: JULIA FREYDA Wenn sich Züge der Schranke nähern, schaltet die Ampel an vier Seiten auf Rot.

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