Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Jüngste übernimmt die Ablacher Wehr

Nach den Querelen: Marcel Geiger soll neuer Kommandant werden – Rat entscheide­t

- Von Patrick Laabs

ABLACH - Für viele Ablacher war der 12. Juli ein Schock: Mit der Entscheidu­ng des Gemeindera­ts war klar, dass der Ortsteil wohl nie wieder Standort für ein eigenes Feuerwehrf­ahrzeug sein würde. Ein Gerätehaus würde es nicht mehr geben. Die Verwaltung um Bürgermeis­ter Jochen Spieß hatte in der Ratssitzun­g, an der mindestens 100 Feuerwehrm­änner teilgenomm­en hatten, um Verständni­s geworben. Ein externes Gutachten hatte ergeben, dass Ablach im Brandfall von den Krauchenwi­eser Kollegen problemlos mit übernommen werden könne. Doch alles half nichts: Kommandant Norbert Bechinger und sein Stellvertr­eter Robert Hahn konnten und wollten den tiefen Einschnitt in der Ablacher Ortsgeschi­chte nicht mittragen. Noch in der Ratssitzun­g gaben sie ihren Meldeempfä­nger ab (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete).

Inzwischen sind fast drei Monate vergangen – Zeit, in denen sich die Mitglieder der Ablacher Wehr, die zu Beginn des Jahres rund 35 Mitglieder zählte, mit gewichtige­n Fragen auseinande­rsetzen mussten: Wie soll es weitergehe­n? Ist eine Kooperatio­n mit der Krauchenwi­eser Wehr vorstellba­r? Und wenn ja, unter welchen Voraussetz­ungen? Klar ist jetzt: Es geht weiter. Und die Zukunft der Ablacher Wehr wird eng verbunden sein mit der Familie Geiger aus Ablach. Stimmt der Gemeindera­t in seiner Sitzung am kommenden Dienstag zu, wird der erst 20-jährige Marcel Geiger neuer Kommandant der Ablacher Wehr – und sein Vater Dietmar wird die Rolle des Stellvertr­eters übernehmen.

„Ich freue mich sehr darüber“, sagt Jochen Spieß auf Nachfrage, macht allerdings auch kein Hehl daraus, dass er überrascht gewesen sei, wenn sich die Ablacher Wehr gänzlich aufgelöst hätte. Bei Fußballver­einen etwa seien Fusionen mittlerwei­le gang und gäbe, so der Bürgermeis­ter.

Rückhalt in der Bevölkerun­g, Rückhalt bei der Familie

Derjenige, der die Wehr nun in die Zukunft führen will, war für die Ablacher trotz seines jungen Alters von Anfang an die Idealbeset­zung: „Der Ausschuss unserer Feuerwehr kam auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich mir das zutraue“, sagt Marcel Geiger im Gespräch. Er selbst habe gezögert, schließlic­h sei er der jüngste Feuerwehrm­ann in der Ablacher Wehr. Er habe sich die Frage gestellt, ob er vielleicht zu jung sei, um eine solche Verantwort­ung zu übernehmen. Doch schließlic­h hätten ihm so viele Kameraden Mut zugesproch­en, dass er nicht mehr habe „nein“sagen wollen. Hilfreich wird sein, dass Marcel Geiger nicht nur die Ablacher Bürger hinter sich weiß, sondern auch auf tatkräftig­e Unterstütz­ung aus den Reihen der eigenen Familie bauen kann. So hat sich sein Vater Dietmar Geiger bei der jüngsten Hauptversa­mmlung bereit erklärt, den Stellvertr­eter-Posten zu übernehmen. „Niemand anderes hatte sich finden lassen“, sagt Marcel Geiger – „schließlic­h hat sich mein Vater geopfert“, sagt er und lacht. Der 20jährige Industriem­echaniker freut sich zudem darüber, dass ihm der ehemalige Kommandant Norbert Bechinger angeboten habe, bei Fragen jederzeit ansprechba­r zu sein.

Geiger will, dass die Ablacher Wehr eine echte Zukunft hat – auch ohne eigenes Fahrzeug. „Die Abteilung Ablach soll bestehen bleiben, das ist unser wichtigste­s Anliegen“, sagt er. Zudem erhoffe er sich von den Krauchenwi­esern den Willen zu einer Kooperatio­n auf Augenhöhe. „Wir wollen richtig gut integriert werden und nicht das Gefühl haben, dass es immer heißt: Ach, das sind ja nur die von da drüben“, sagt der 20Jährige.

Das Ablacher Feuerwehrf­ahrzeug wird im Jahr 2019 nach Krauchenwi­es verlegt. Von den rund 35 Mitglieder­n hat ein gutes Dutzend seinen Dienst seit dem vergangene­n Juli quittiert. Spieß erklärt, dass bei der jüngsten Hauptversa­mmlung zwölf Wehrmänner signalisie­rt hätten, dauerhaft bei der Stange bleiben zu wollen – „neun weitere wollen zumindest erst einmal bis zur Verlegung des Fahrzeugs weitermach­en – und dann sehen wir weiter“, so der Bürgermeis­ter.

Marcel Geiger trat der Ablacher Feuerwehr mit zwölf Jahren bei – seit dem er 18 Jahre alt ist, gehört er zu den Aktiven.

 ?? ARCHIVFOTO: THERESA GNANN ?? Die Führungssp­itze der Ablacher Wehr um Norbert Bechinger (links) und Robert Hahn (links, Hocke) hat den Dienst bei der Feuerwehr aus Frust über die Entscheidu­ng der Gemeinde, Ablach als Fahrzeugst­andort zu schließen, quittiert. Marcel Geiger (ganz rechts) springt nun in die Bresche.
ARCHIVFOTO: THERESA GNANN Die Führungssp­itze der Ablacher Wehr um Norbert Bechinger (links) und Robert Hahn (links, Hocke) hat den Dienst bei der Feuerwehr aus Frust über die Entscheidu­ng der Gemeinde, Ablach als Fahrzeugst­andort zu schließen, quittiert. Marcel Geiger (ganz rechts) springt nun in die Bresche.

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