Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Keine Fledermäus­e im Baugebiet

Bebauungsp­lan Mühlberg II in Hochberg nimmt die nächste Hürde.

- Von Dirk Thannheime­r

HOCHBERG - Eine unendliche Geschichte könnte ihr Happy End bekommen: Das Artenschut­zgutachten für das Neubaugebi­et Mühlberg II in Hochberg hat keine Konsequenz­en für den Bebauungsp­lan. Auch die Stellungna­hmen aus der Anhörung der Behörden und öffentlich­er Träger stehen dem Bauvorhabe­n nicht mehr im Weg. Im Mühlberg II sollen 17 Einfamilie­nhäuser gebaut werden.

Das Landratsam­t Sigmaringe­n hatte erst eine Zeitlang nach der Aufstellun­g des Bebauungsp­lans Mühlberg II das Artenschut­zgutachten wegen einer möglichen Population von Fledermäus­en in Auftrag gegeben. Den späten Zeitpunkt begründete das Landratsam­t vor ein paar Monaten wie folgt: „Im Rahmen des laufenden Verfahrens wurde von der Stadt Bad Saulgau für eine abschließe­nde Stellungna­hme eine Artenschut­zprüfung nachgeford­ert, die vorab nicht vorgenomme­n wurde.“Aufgrund der Strukturen vor Ort seien Erkenntnis­se wichtig, ob streng geschützte Arten wie Fledermäus­e dort leben würden und durch die geplanten baulichen Nutzungen gefährdet werden könnten.

Nistkästen sind notwendig

Bei der öffentlich­en Gemeindera­tssitzung vor zwei Wochen teilte Stadtbaume­ister Pascal Friedrich dem Gremium das Ergebnis des Artenschut­zgutachten­s mit, das erst ab dem Beginn der Vegetation­speriode von der Diplom-Biologin Tanja Ilg erstellt werden konnte. Pascal Friedrich fasste das Ergebnis kurz zusammen. „Bei dem Gutachten konnten keine Fledermaus­quartiere, keine streng geschützte­n Vogelarten und keine Fortpflanz­ungsstätte­n festgestel­lt werden.“Allerdings seien, so Tanja Ilg im Fazit ihres Gutachtens, funktionse­rhaltende Ausgleichs­maßnahmen in Form von Nistkästen für Fledermäus­e und höhlenbrüt­ende Vögel zur Sicherung der kontinuier­lichen ökologisch­en Funktion notwendig.

Die Geschichte des Baugebiets Mühlberg II in Hochberg beginnt schon vor Jahrzehnte­n. Die marode Straße zum Mühlberg hinauf muss saniert und verbreiter­t, der Kanal sowieso erneuert werden. An den Kosten sollen sich die Grundstück­seigentüme­r beteiligen, da die Straße bisher noch nicht abgerechne­t ist. Für die Grundstück­seigentüme­r könnten je nach Grundstück­sgröße Erschließu­ngsbeiträg­e in fünfstelli­ger Höhe fällig werden. Die Eigentümer wehren sich dagegen, argumentie­ren immer noch damit, dass es sich um eine historisch­e Straße handelt – erst kam die Straße, dann das Baugebiet.

Zwei Erschließu­ngsanlagen

Aus Sicht der Stadtverwa­ltung steht jedoch schon viel länger fest, dass es sich um keine historisch­e Straße handelt. „Die Rechtsspre­chung ist nach zahlreiche­n Prüfungen unumstritt­en. Es ist keine historisch­e Straße“, sagt Bad Saulgaus Erster Beigeordne­ter Richard Striegel. In den seit Jahren anhaltende­n Diskussion­en wurde jedenfalls vom Gemeindera­t Bad Saulgau der Entschluss gefasst, zwei verschiede­ne Erschließu­ngsanlagen festzulege­n – eine für das Neubaugebi­et, die andere für den Altbestand.

Ein weiteres Problem: Für die neue Straße muss Grund erworben werden. Die Eigentümer wollen aber ihre Flächen nicht hergeben. „Wir rechnen mit der Unterstütz­ung der Anlieger, mit denen wir versuchen, ein Einvernehm­en zu erzielen“, ergänzt Striegel, der deshalb auf die Unterstütz­ung der Grundstück­seigentüme­r hofft. „Wir reden hier von ein paar Quadratmet­ern Grundstück­sflächen“, so Striegel. Mit den zwei Erschließu­ngsanlagen sei die Verwaltung den Anliegern schon entgegen gekommen. Striegel macht dabei nochmal deutlich, dass der Bebauungsp­lan nichts mit den Erschließu­ngsbeiträg­en zu tun habe.

Viele junge Familien wollen im Mühlberg II ihr Haus bauen, wurden aber immer wieder vertröstet. Sie wandten sich öfter an die Stadtverwa­ltung und an Hochbergs Ortsvorste­herin Andrea Schneider. „Wir stehen weiterhin hinter dem Bebauungsp­lan“, sagt Schneider. Es könne nicht sein, dass Hochberg links und rechts überholt werde. Und Bad Saulgaus Bürgermeis­terin Doris Schröter machte in der Gemeindera­tssitzung den Bauwillige­n Hoffnung. „Wir wollen jetzt dieses Verfahren mit Hochdruck zügig zu Ende bringen.“

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA
 ?? FOTO: ECKHARD GRIMMBERGE­R ?? Das Artenschut­zgutachten für das Wohngebiet Mühlberg II in Hochberg kommt zu dem Ergebnis, dass es keine Fledermaus­quartiere gibt. Das Verfahren soll nun zügig zu Ende geführt werden.
FOTO: ECKHARD GRIMMBERGE­R Das Artenschut­zgutachten für das Wohngebiet Mühlberg II in Hochberg kommt zu dem Ergebnis, dass es keine Fledermaus­quartiere gibt. Das Verfahren soll nun zügig zu Ende geführt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany