Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kasachische Steppe statt Weltall
Beim Glücksatlas 2018 sacken die einen ab, die anderen bleiben Mittelmaß
Es war der erste Fehlstart einer russischen Sojus-Rakete seit Jahrzehnten, doch die Panne ging für die zwei Raumfahrer an Bord gut aus. Retter bargen den Russen Alexej Owtschinin und den US-Amerikaner Nick Hague am Donnerstag unverletzt aus ihrer Kapsel in der Steppe Kasachstans (Foto: imago). Auf der Raumstation ISS wartete Alexander Gerst vergeblich auf die neuen Kollegen. Kurz nach der Rettung schrieb er bei Twitter: „Schön, dass es unseren Freunden gut geht.“Nun muss der Kommandant womöglich länger im All bleiben.
STUTTGART/KARLSRUHE (lsw) Kaum Arbeitslosigkeit, eine geringe Pflegequote, hoher Anteil an Partnerschaften – die Württemberger müssten zu den glücklichsten Menschen der Republik gehören. Doch im Glücksatlas 2018 der allgemeinen Lebenszufriedenheit, der am Donnerstag vorgestellt wurde, belegt das vergleichsweise wohlhabende Völkchen gerade mal wieder nur Platz 11 unter 19 deutschen Regionen. Und was ist mit den Badenern los? Zählten sie im vergangenen Jahr noch zu den Top 3, rutschten sie auf Platz 6 ab, überholt von Hessen, Franken und Nordrhein-Westfalen. Die achte Studie dieser Art wurde vom Freiburger Sozialökonomen Bernd Raffelhüschen im Auftrag der Deutschen Post erstellt.
Wo leben die glücklichsten Deutschen?
Die Lebenszufriedenheit ist auf relativ hohem Niveau geblieben, was Raffelhüschen vor allem mit der starken Konjunktur und der guten Beschäftigungslage begründete. Auf der Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) blieb die Lebenszufriedenheit für dieses Jahr bei 7,05 Punkten (Vorjahr: 7,07). In Schleswig-Holstein leben seit 2013 laut Atlas die zufriedensten Menschen (7,44), gefolgt von Hamburg (7,36) und Hessen (7,27). Das Schlusslicht des Vorjahres, Sachsen-Anhalt (6,88), tauschte mit Brandenburg (6,84) die Plätze am Tabellenende.
Warum schwächeln die Badener?
Am Einkommen kann es nicht liegen, dann damit ist man in Baden so zufrieden wie in kaum einer anderen Region (Platz 2). Wären diese hohen Wohnkosten nicht, gehörten die Badener wohl zu den glücklichsten Menschen Deutschlands. Lediglich Rang 17 unter den 19 Regionen in der Kategorie „Wohnen und Freizeit“dürfte eine Ursache sein, warum Baden im Atlas 2018 etwas aus der Spitzengruppe abrutschte. Auch bei der Zufriedenheit mit ihrem Arbeitsplatz erreichten die Badener diesmal nur unterdurchschnittliche Werte.
Was fehlt den wohlhabenden Württembergern zum Glück?
Im Gegensatz zu den Badenern (7,23) landen die Württemberger (7,16) gerade in den Kategorien „Wohnen“und „Arbeit“sogar in der jeweiligen Spitzengruppe, überflügelt jeweils nur von den Regionen im Nordwesten. Hohes Pro-Kopf-Einkommen ist aber „ab einer bestimmten Schwelle“kein Indikator mehr für Lebenszufriedenheit, wie Professor Hagen Krämer, Diplom-Ökonom von der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft erklärte. Für die Lebenszufriedenheit zählten eher Faktoren wie Familie, Freundschaft, gesellschaftlicher Zusammenhalt und schöne Erlebnisse. Auffällig: Fragt man nur die Frauen, kommen die Württembergerinnen bei der allgemeinen Zufriedenheit sogar nur auf Rang 14 (Baden: 7).
Wo liegt der Unterschied zwischen Baden und Württemberg?
Krämer bezweifelt zwar mangels Masse an Befragten die Aussagekraft des Glücksatlas, eine Idee hat er aber: „Es scheint so zu sein, dass die Badener doch ein wenig mehr den angenehmen Dingen des Lebens zugeneigt sind und die Sachen entspannter angehen.“Raffelhüschen führt „regionale Mentalität“an – „denn diese ist für rund die Hälfte aller Zufriedenheitsunterschiede zwischen Menschen verantwortlich“.
Warum macht Geld allein nicht glücklich?
Weil eben nicht jeder erfolgreich sein könne, so Krämer. „Nur wenige können oben stehen.“Auch erfolgreiche Menschen müssten ständig kämpfen, um oben zu bleiben. „Für die gesamte Gesellschaft ist Erfolg daher ein Nullsummenspiel.“Dies sei bei einem guten Sozialleben anders: Von den schönen Dingen des Lebens kann man nie genug kriegen, sie nutzen sich nicht ab. Die Platzierung der Württemberger erneut nur im unteren Mittelfeld lasse sich somit auch dahingehend interpretieren, dass das hohe Pro-Kopf-Einkommen der Württemberger möglicherweise durch zu große Arbeitsanstrengungen erworben wurde.
Wie glücklich sind die Bayern?
Die Bayern sind laut einer Studie zufriedener als die Menschen im Bundesdurchschnitt. Innerhalb des Freistaats sind die Franken mit 7,26 Punkten etwas zufriedener als die Menschen in Südbayern (7,22 Punkte). Im deutschlandweiten Regionenvergleich landet Franken auf dem vierten, Bayern-Süd auf dem achten Platz. Laut Erhebung sind die Franken vor allem im Bereich „Wohnung und Freizeit“zufrieden. Als Grund dafür werden niedrige Mieten vermutet: Letztere lägen in Franken unter dem Bundesdurchschnitt.