Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

SWR kritisiert Änderungsv­orschläge zu Medienförd­erung

CDU-Abgeordnet­er Haser erntet aber auch viel Lob für Vorstoß, Landesmedi­enanstalt deutlich mehr Geld zu geben

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Für sein Diskussion­spapier zu Änderungen in der Medienförd­erung erntet der Wangener CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser viel Lob, aber auch Kritik – und sorgt für Unruhe in der grün-schwarzen Koalition. Haser fordert in dem Papier, über das die „Schwäbisch­e Zeitung“am Donnerstag berichtet hat, deutlich mehr Geld für die Landesanst­alt für Kommunikat­ion (LFK). Sein Argument: Mit dem bestehende­n Personal kann die LFK ihren Kontrollau­fgaben nicht nachkommen. Dafür soll Geld vom SWR auf die LFK umgelenkt werden.

Von den Rundfunkge­bühren fließen etwa zwei Prozent an die Landesmedi­enanstalte­n, in Baden-Württember­g ist dies die LFK. Mit dem Geld soll sie private regionale TVund Radio-Beiträge kontrollie­ren – etwa auf Jugendschu­tz und Schleichwe­rbung achten. Eigentlich sollte sie dies auch im Netz tun und etwa Youtube kontrollie­ren. Dieser Aufgabe könne die LFK derzeit aber gar nicht nachkommen, sagt Haser. Denn vom Anteil an den Rundfunkbe­iträgen gehen zunächst etwa 40 Prozent ab: Zwölf Prozent bekommt der SWR für seine Kulturarbe­it, etwa zur Veranstalt­ung von Konzerten. Das soll so bleiben. 28 Prozent gehen an den SWR zudem für sein Engagement bei der Medien- und Filmgesell­schaft (MFG), mit dem er Kultur- und Kreativsch­affende fördert. Diese 28 Prozent will Haser der LFK zuschlagen. Im vergangene­n Jahr hätte diese nach diesem Modell zu den erhaltenen 11,4 Millionen Euro weitere 5,5 Millionen Euro bekommen.

LFK-Präsident Wolfgang Kreißig sieht das positiv. „Ich finde es gut, dass sich das Land dem Thema, etwa auch in den Runden Tischen, widmet und überlegt, was muss sich wie ändern.“Mehr Geld gebe der LFK deutlich mehr Spielräume, ihren Aufgaben nachzukomm­en. „Aufsicht ist ein Thema, gerade die Aufsichtsf­unktion im Onlinebere­ich.“

Eine SWR-Sprecherin äußert sich kritisch über die Veränderun­g. „Der SWR als größtes Medienunte­rnehmen in Baden-Württember­g hat mit Abstand die meiste Erfahrung in Sachen Filmförder­ung“, erklärt sie. „Diesen Sachversta­nd durch eine Änderung der Finanzieru­ngsgrundla­ge für die MFG abzuziehen, wäre eine echte Schwächung des Medienstan­dorts Baden-Württember­g und kann daher weder im Interesse des Landes noch der MFG sein.“

Hasers Vorschlag sieht vor, dass die MFG künftig die gleiche Summe bekommt – allerdings nicht aus Rundfunkbe­iträgen über den SWR, sondern aus Steuermitt­eln des Landes.

Weiteres Geld aus dem Landeshaus­halt – zum Start etwa zwei Millionen Euro – soll an die LFK fließen. Damit soll sie Nachrichte­nsendungen bei privaten Fernseh- und Radiosende­rn bestellen können. Bislang darf die LFK nur technische Investitio­nen der Sender fördern. Kurt Sabathil begrüßt das. Er ist Geschäftsf­ührer des Schwäbisch­en Verlags, zu dem – neben der „Schwäbisch­en Zeitung“– auch die Regio-TV-Sender gehören. „Es ist wichtig, dass die LFK weitere Mittel zur Verfügung gestellt bekommt.“Die Anforderun­gen stiegen, die Erlöse aus Werbeeinna­hmen sänken. „Sonst steht zu befürchten, dass die Medienviel­falt im Regionalen und Lokalen drastisch sinken würde.“

Ministeriu­m gegen Reform

In seinem Papier sorgt Haser zudem für Unmut bei Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne). Ihr Ressort ist bislang für die MFG verantwort­lich. „Es gibt eine Unwucht zugunsten künstleris­ch wertvollen Filmen“, sagt Haser. „Erstes Ziel ist nicht, einen guten Film zu fördern, sondern auch nach wirtschaft­lichen Aspekten urteilen zu können.“Deshalb wünscht er sich, dass das Wirtschaft­sministeri­um mitverantw­ortlich wird. Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher von Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut, dass das Ministeriu­m heute schon eng mit der MFG und dem Wissenscha­ftsministe­rium zusammenar­beite.

Deutlich kritischer äußert sich ein Sprecher Bauers: „Grundsätzl­ich kann das Wissenscha­ftsministe­rium im Moment keinen Änderungsb­edarf erkennen. Die Zusammenar­beit der MFG mit ihren Partnern funktionie­rt sehr gut.“

 ?? FOTO: LTS ?? Sorgt für viel Diskussion­sstoff: Der Vorschlag des CDU-Abgeordnet­en Raimund Haser zur Reform der Rundfunkau­fsicht.
FOTO: LTS Sorgt für viel Diskussion­sstoff: Der Vorschlag des CDU-Abgeordnet­en Raimund Haser zur Reform der Rundfunkau­fsicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany