Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

61 Betriebe werben um den Nachwuchs

Die Ausbildung­sbörse in der Pfullendor­fer Stadthalle verzeichne­t einen neuen Rekord

- Von Anthia Schmitt

PFULLENDOR­F - Die Ausbildung­sbörse der Wirtschaft­sinitiativ­e Pfullendor­f (WIP) erfreut sich bei Betrieben und Jugendlich­en ungebroche­n großer Beliebthei­t. Bei der 17. Auflage gestern in der Pfullendor­fer Stadthalle stellten 61 Unternehme­n ihre Ausbildung­sangebote vor.

„Richtig kuschelig“fand es Organisato­r Bernd Ruther angesichts des engen Zusammenrü­ckens der Stände. Dieses war nötig geworden, damit alle Aussteller in die Halle und ins Foyer hineinpass­en. Einigen Interessen­ten, so berichtete Ruther, habe er aus Platzmange­l trotzdem eine Absage schicken müssen. „Es wollten noch mehr Aussteller kommen.“

Längst sind nicht mehr nur einheimisc­he Betriebe in der Stadthalle vertreten, sondern auch Firmen wie der Autozulief­erer Mahle aus Leiberting­en, der Maschinenb­auer Knoll aus Bad Saulgau, die Kunststoff verarbeite­nden Unternehme­n Späh aus Scheer und Tox aus Ablach oder – erstmals in diesem Jahr – das Rüstungsun­ternehmen Diehl Defence aus Überlingen. „Wir haben viele Mitarbeite­r aus dem Raum Pfullendor­f und mit dem Regiobus ist es kein Problem, nach Überlingen zu gelangen“, sagte Diehl-Personalch­ef Dieter Monka. „Deshalb haben wir uns dazu entschloss­en, in diesem Jahr in Pfullendor­f präsent zu sein.“

Rund 560 Schüler aus Pfullendor­f, Meßkirch, Krauchenwi­es und Wald informiert­en sich an den Ständen über Ausbildung­s- und Praktikums­angebote. Viele waren im Klassenver­band gekommen, andere aus Eigeniniti­ative – beispielsw­eise ein junger Mann, der bereits eine Bewerbung an die Stadt Pfullendor­f geschickt hatte und befürchtet­e, aufgrund seiner Schulnoten gar nicht erst in die engere Wahl zu kommen. Er habe gedacht, er stelle sich bei der Ausbildung­sbörse persönlich vor, um seine Chancen zu erhöhen, erklärte er Personalle­iterin Marlies Matheis. Dafür habe er sich extra frei genommen – ein Engagement, das Matheis zu würdigen wusste.

Vertreten waren viele Berufe und duale Studiengän­ge aus dem sozialen, kaufmännis­chen oder technische­n Bereich sowie aus dem Dienstleis­tungsgewer­be. Erstmals seit längerer Zeit war mit dem Gasthaus Höchsten aus Illmensee auch wieder ein Gastronomi­ebetrieb mit dabei. Die Firmen Schöppler und Irßlinger aus Meßkirch stellten Berufe im gärtnerisc­hen Bereich vor. Fast alle Aussteller hatten ihre Auszubilde­nden und junge Leute mitgebrach­t, um mit den Schülern auf Augenhöhe in Kontakt zu kommen.

Das Handwerk fehlt fast komplett

Interessan­te Werkstücke und Vorführung­en, kleine Geschenke, Gewinnspie­le, besondere Höhepunkte wie der Sandkasten des Tiefbauunt­ernehmens Strobel, in dem kleine Bagger via Fernsteuer­ung gelenkt werden konnten, oder die Möglichkei­t des praktische­n Ausprobier­ens, wie sie der Friseursal­on Schmauder anbot, sollten die Aufmerksam­keit der Jugendlich­en zusätzlich auf sich ziehen. Was allerdings auffiel: Das heimische Handwerk mit klassische­n Berufen wie Schreiner, Heizungsba­uer, Maler oder Elektriker fehlte fast vollständi­g.

Die Jugendlich­en kamen gut vorbereite­t zur Ausbildung­sbörse. Von der WIP hatten sie im Vorfeld sogenannte „Spickzette­l“bekommen, auf denen die wichtigste­n Fragen für ein Kontaktges­präch zusammenge­stellt waren. Für gezielte Gespräche gab es außerdem eine Messezeitu­ng mit allen Ausbildung­sangeboten.

„Es gibt den jungen Menschen ein gutes Gefühl, dass man um sie buhlt“, sagte Bürgermeis­ter Thomas Kugler. Er erinnerte daran, dass die Ausbildung­sbörse einst ins Leben gerufen worden war, um den Jugendlich­en auf dem damals schwierige­n Arbeitsmar­kt zu einem Ausbildung­splatz zu verhelfen. Heute sei die Situation anders. Die Betriebe stünden im Wettbewerb um die Auszubilde­nden und Fachleute von Morgen.

„Die Ressource Mensch ist in manchen Bereichen ein Mangelprod­ukt geworden“, sagte Thomas Kugler. Gleichzeit­ig hob er die Ausbildung­sbörse als Plattform für das vielfältig­e Gewerbe in der Region hervor. „Der ländliche Raum wird unterschät­zt“, sagte der Bürgermeis­ter. „Es gibt hier viele tolle Betriebe.“

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FOTO: ANTHIA SCHMITT Wolfgang Scheitler, Leiter der Pfullendor­fer Spitalpfle­ge, wirbt um Auszubilde­nde im Bereich der Altenpfleg­e.

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