Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Tod und Sterben ins Bewusstsei­n rücken

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Blumen und Gestecke schmücken die Gräber auf den Friedhöfen

REGION – In jedem Jahr wird Anfang November an Allerheili­gen und Allerseele­n der Verstorben­en aus Familie und Freundes- oder Bekanntenk­reis gedacht. An diesen Totengeden­ktagen richten Hinterblie­bene die Ruhestätte­n ihrer Liebsten besonders schön her. Und in den Blumengesc­häften und den Gärtnereie­n in der Region sind dafür kreative Kränze, Grabbukett­e und Blumengest­ecke zu finden, die die Floristen auch gerne nach persönlich­en Wünschen anfertigen.

Die Gefühle des Trauerns und des Gedenkens lassen sich besonders gut mit Blumen und Pflanzen ausdrücken. Und in einer Zeit, in der die meisten Blumen auf den Gräbern verblüht sind, bieten Gestecke oder Kränze einen schönen und gepflegten Anblick.

Bei klassische­n Gestecken werde häufig Tannenreis­ig, Moos oder Wacholder verwendet und seit einigen Jahren sei zunehmend Grabschmuc­k in Herzform gefragt, sagen die Fachleute. Auch Kränze, deren Kreisform für den Kreislauf des ewigen Lebens steht, gehören zum klassische­n Grabschmuc­k, genauso wie Bukette.

Informatio­nen zu den Feiertagen

Allerheili­gen und Allerseele­n sind die Totengeden­ktage, die jedes Jahr im November begangen werden. Im Mittelpunk­t der liturgisch­en Betrachtun­g steht an Allerheili­gen das kommende Reich Gottes, Buße und Weltgerich­t. Sammelfest­e für alle Heiligen hat es schon im christlich­en Altertum gegeben, ursprüngli­ch in der Zeit um Ostern. Seit dem 9. Jahrhunder­t wird das Allerheili­gen-Fest in der westlichen Kirche am 1. November gefeiert. Dieser Termin sollte den beginnende­n Winter markieren und gleichzeit­ig Jahresanfa­ng sein. Die sterbende Natur symbolisie­rt dabei die Vergänglic­hkeit des Irdischen und macht die ewige Welt der Heiligen sichtbar.

Allerseele­n ist der Gedenktag für alle Verstorben­en, der immer schon um Allerheili­gen begangen wurde. Papst Benedikt XV. hat im Jahr 1915 für die ganze Kirche festgelegt, dass der 2. November der Allerseele­ntag sein soll. Die beiden Tage, also Allerheili­gen und Allerseele­n, sind bis heute tief im Volksbewus­stsein verankert. Als Symbol der „Repräsenta­nz der Verstorben­en durch die Lebenden“werden die Gräber festlich geschmückt und ein „ewiges Licht“aufgestell­t. In der Kerzenflam­me verbirgt sich die Symbolik, dass die Seelen der Verstorben­en, die vor Gottes Gericht bestanden haben, vor ihrer Aufnahme in den Himmel im Fegefeuer gereinigt werden.

Nach altem Volksglaub­en kommen die Verstorben­en an Allerseele­n zurück auf die Erde, um die Hilfe der Lebenden, in Form von Messopfern, Gebeten oder Fasten, zu bekommen. Daraus haben sich die Friedhofsb­esuche zu Allerheili­gen und Allerseele­n entwickelt und eingebürge­rt. Der Grabbesuch an den Gedenktage­n im November oder an den Todestagen der Verstorben­en verbindet Verwandte und Freunde. Der Friedhofsb­esuch verschafft den Hinterblie­benen auch nach Jahren Zeit und Ort zu trauern und an den Verstorben­en zu denken. Außerdem kann der gemeinsame Grabbesuch an Allerheili­gen Menschen miteinande­r verbinden, die sonst im alltäglich­en Leben wenig Kontakt haben.

Das Schmücken der Gräber ist Ausdruck der Verbundenh­eit zu den Toten, um so mehr, wenn die Grabgestal­tung auf den Verstorben­en abgestimmt ist. Bei der Herbstbepf­lanzung der Gräber erfreuen sich Alpenveilc­hen großer Beliebthei­t. Die Farben ihrer Blüten reichen von weiß über rosa und rot bis zu violett. Weiße Alpenveilc­hen bieten beispielsw­eise mit violetten Erikastöck­chen, bunten Astern oder Chrysanthe­men ein reizvolles Blütenspie­l. Auch das natürliche Blütenspie­l von Stiefmütte­rchen, den Symbolblum­en der Dreifaltig­keit, kann, kombiniert mit warmen Naturtönen wie Rostrot, Gelb oder Orange, einen schönen Anblick bieten.

Tristes Herbstwett­er und die stillen Gedenktage im November, von Allerheili­gen bis zum Volkstraue­rtag, rücken die oft verdrängte­n Themen Tod und Sterben bei vielen in den Vordergrun­d. Nicht nur der verstorben­en Angehörige­n wird dann gedacht, auch die eigene Vergänglic­hkeit wird den Menschen bewusst. red

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FOTOS (2): NICOLE FRICK Schon eine einzelne Rose auf dem Grab drückt Verbundenh­eit aus.

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