Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Vier Flüchtlinge niedergestochen – Angeklagter angeblich ohne Erinnerung
HEILBRONN (lsw) - „Ich möchte Entschuldigung sagen.“Als sein erstes Opfer am Dienstag den Gerichtssaal in Heilbronn verlässt, steht der Angeklagte auf, dreht sich zu dem 26 Jahre alten Iraker um und richtet das Wort direkt an ihn. Doch der seit einer Messerattacke des Seniors berufsunfähige Bäcker schüttelt nur den Kopf: „Ich nehme das nicht an. Er hat mein Leben zerstört.“Aus Fremdenhass? Diese Frage versucht das Landgericht
Mutmaßlicher Heckenschütze ist wieder auf freiem Fuß
BIBERACH (tab) - Ein 27-jähriger Biberacher, gegen den die Staatsanwaltschaft Ravensburg wegen versuchten Mordes ermittelt, ist auf freiem Fuß. Das bestätigt die Staatsanwaltschaft Ravensburg auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Der Mannsoll am 3. Juli in Biberach einen Schuss aus einer großkalibrigen Waffe abgefeuert haben, die Kugel traf ein 15-jähriges Mädchen beim Spazierengehen in die Kniekehle. Mittlerweile wurde der Haftbefehl aufgehoben und der Verdächtige aus der Untersuchungshaft entlassen. „Der Richter sieht keinen dringenden Tatverdacht mehr“, sagt Christine Weiss, Erste Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Ravensburg. Dennoch ermittelt die Polizei weiter gegen den Mann – nicht wegen versuchten Mordes, aber möglicherweise wegen versuchten Totschlags oder mindestens wegen gefährlicher Körperverletzung.
Innenministerium zählt 100 islamistische Gefährder
STUTTGART (lsw) - 100 Personen in Baden-Württemberg werden von den Sicherheitsbehörden als islamistische Gefährder eingestuft. Das teilt das Landesinnenministerium auf Anfrage der AfD mit. Das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg geht dem Schreiben zufolge von 950 bekannten Salafisten aus. Die Zahlen dokumentierten eine gefährliche Radikalisierung, sagte der Tuttlinger AfDAbgeordnete Lars Patrick Berg.
Strauß-Vertrauter Scharnagl gestorben
MÜNCHEN (dpa) - Der frühere CSU-Vordenker Wilfried Scharnagl ist am Dienstag gestorben. Das teilte Generalsekretär Markus Blume auf Anfrage mit. „Ein Stück CSU-Geschichte ist von uns gegangen.“Der 1938 geborene Scharnagl war Vertrauter des langjährigen CSU-Chefs Franz Josef Strauß und von 1977 bis 2001 Chefredakteur der Parteizeitung „Bayernkurier“. Zu Strauß-Zeiten war Scharnagl ein einflussreicher Mann: Er denke, was Scharnagl schreibe, pflegte Strauß laut parteiinterner Überlieferung zu scherzen. Nach dessen plötzlichem Tod im Jahr 1988 verlor Scharnagl an Einfluss. Heilbronn seit Dienstag zu klären. Er sei kein Rechtsextremist, sagt der 70 Jahre alte Angeklagte. Am Tattag sei er „schrecklich besoffen“gewesen, könne sich an die Tat nicht erinnern.
Acht Monate ist die brutale Messerattacke des Mannes auf vier Flüchtlinge mitten in Heilbronn her. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Rentner vor, am 17. Februar auf dem Marktplatz mit einem Küchenmesser hinterrücks und unvermittelt auf vier junge Männer eingestochen haben – weil er sie äußerlich für Asylbewerber hielt. Der Polizei sagte der in Kasachstan geborene Mann danach, er habe „ein Zeichen gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik“setzen wollen. Laut Staatsanwaltschaft nahm er den möglichen Tod seiner Opfer jeweils billigend in Kauf. Ein damals 17 Jahre alter Afghane wurde schwer verletzt, der Iraker und ein seinerzeit 19-jähriger Syrer leicht.
Erster Lehrstuhl für Naturheilkunde im Land
TÜBINGEN (epd) - Baden-Württemberg bekommt erstmals eine Professur für Naturheilkunde und Integrative Medizin. Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung werde ein Lehrstuhl an der Universität Tübingen mit Sitz am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus eingerichtet, teilte das Land am Dienstag in Stuttgart mit. Am Krankenhaus solle der Nutzen von gemeinsamen Therapien aus Naturheilkunde und Schulmedizin erforscht werden. Die Erforschung komplementärmedizinischer Methoden sei ein wichtiger Baustein für die Patientensicherheit, betonte Sozialminister Manfred Lucha (Grüne).
AfD-Fraktion plant „Kummerkasten“für alle
STUTTGART (lsw) - Nach der Debatte um heftig umstrittene Plattformen der AfD zur Meldung politischer Äußerungen von Lehrern will die Fraktion im Stuttgarter Landtag nun ein noch viel weitreichenderes Portal einrichten. Der „Kummerkasten“soll sich an alle „Opfer von Diskriminierung, Ausgrenzung und Mobbing aufgrund ihrer politischen Einstellung“richten, teilte die Fraktion am Dienstag mit. Das habe die Fraktion beschlossen. Allerdings sollen die Meldungen anonym erfolgen und das Projekt soll mit dem Datenschutzbeauftragten abgestimmt werden. Es gehe auch darum, „Schnellschüssen und Alleingängen von Stefan Räpple das Wasser abzugraben“, sagte ein Sprecher der Fraktion.
Prozess in Ellwangen gegen Mitglied der United Tribuns
ELLWANGEN (mih) - Prozessauftakt vor dem Ellwanger Landgericht. Ein 29-jähriger Deutscher mit türkischen Wurzeln muss sich wegen Drogenhandels und Geldfälschung in mehreren Fällen verantworten. Der Angeklagte aus Heidenheim ist Mitglied der United Tribuns – einer rockerähnlichen Gruppierung. Etliche Polizeibeamte sicherten den Sitzungssaal. Im Zuschauerraum saßen viele Angehörige und Freunde des Angeklagten. Nach zwei Unterbrechungen wurde ein Zeuge über mehrere Stunden gehört. Dieser trat als Kronzeuge im Prozess auf. Zwei weitere Prozesstage sind bislang angesetzt.