Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mitarbeiter ermitteln Stress per App
Förderpreis für Klinik am schönen Moos für betriebliches Gesundheitsmanagement
BONN/BAD SAULGAU (sz) - Große Auszeichnung für die Klinik am schönen Moos in Bad Saulgau: Sie belegt den ersten Platz beim deutschen Förderpreis für betriebliches Gesundheitsmanagement der DAKGesundheit. Die Reha-Fachklinik wird für ihren innovativen Weg zur Steigerung der psychischen Widerstandsfähigkeit ausgezeichnet. Ein Sachpreis im Wert von 30 000 Euro soll sie bei ihrem Projekt unterstützen. Mehr als 100 Firmen hatten sich bundesweit an dem Wettbewerb beteiligt. Schwerpunkt ist die psychische Gesundheit der Beschäftigten in einer digitalisierten „Arbeitswelt 4.0“.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Hajo Hessabi, und Rolf Rosenbrock, ehemaliger Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, ehrten am Dienstag die Klinik in Bonn. Das Siegerprojekt „Psychische Gesundheit 4.0 in der modernen Arbeitswelt von Kliniken“der Klinik am schönen Moos nutzt ein digitales Screening-System, um die seelische Beanspruchung der Beschäftigten zu messen, und leitet dann daraus individuelle Empfehlungen sowie übergreifende Maßnahmen ab.
„Wir stellen uns den strukturellen Herausforderungen im Klinikalltag, von divergenten Arbeitszeiten bis hin zu einer heterogenen Belegschaft“, sagte Alexander Timm bei der Preisverleihung am Dienstagabend in Bonn. Der Chef des Münchner Dienstleisters Medisinn ist für den Wettbewerbsbeitrag der Klinik verantwortlich. „Die Mitarbeiter können ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Arbeitsstress an digitalen Befragungsstationen oder per App ermitteln“, ergänzte Timm. Ausgehend von den anonymisierten Ergebnissen gibt es Workshops und Schulungen.
Digitales Zeitalter
Erste Belastungsfaktoren seien nach einer psychischen Gefährdungsbeurteilung bereits gesenkt worden, so Alexander Timm. „Unser Projekt ist auch als Orientierungshilfe für andere Kliniken gedacht, die mit ihrem betrieblichen Gesundheitsmanagement im digitalen Zeitalter ankommen wollen, ohne sich dabei jedoch selbst zu verlieren.“
DAK-Analysen zufolge verursachen Depressionen, Angststörungen oder Erschöpfungssyndrome heute dreimal so viele Fehltage wie noch vor 20 Jahren. Jeder sechste Fehltag geht auf das Konto einer entsprechenden Diagnose. Der Druck auf die Beschäftigten, der mit der Digitalisierung und der „Arbeitswelt 4.0“verbunden ist, kann unter Umständen längerfristig die Gesundheit gefährden.