Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Grundschül­er lernen schnell Hochdeutsc­h

Immer weniger Dialekt im Unterricht – Schwäbisch kann zu Missverstä­ndnissen führen

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Wie viel Schwäbisch ist an den Grundschul­en in Bad Saulgau erlaubt? Die Lehrer der Berta-Hummel-Schule und der Grundschul­e Renhardswe­iler sind dazu angehalten, mit den Grundschül­ern hochdeutsc­h zu sprechen. Und Kinder begreifen offensicht­lich schnell, warum ihr Dialekt für ihre weitere schulische Laufbahn zu Schwierigk­eiten führt. Geduldet wird der Dialekt dennoch.

Wenn Grundschül­er mit schwäbisch­er Herkunft im Deutschunt­erricht das Verb laufen konjugiere­n sollen, kann es schon einmal passieren, dass die Schüler schreiben, wie sie zu Hause sprechen, wie sie es von ihren Eltern oder von Klassenkam­eraden von klein auf hören. „Ich bin geloffen“. Dieses Negativbei­spiel nennt Elisabeth Gruber, kommissari­sche Schulleite­rin an der Grundschul­e Renhardswe­iler. Gruber war bis zum Ende des vergangene­n Jahres lange Jahre Schulleite­rin an der BertaHumme­l-Schule. Sie kennt daher die Probleme, die entstehen können, wenn die Schüler nicht schriftdeu­tsch unterricht­et werden. „Wir müssen an den Grundschul­en der Verpflicht­ung nachgehen, Hochdeutsc­h zu sprechen“, sagt Elisabeth Gruber.

Der Dialekt solle aber gezielt im Unterricht eingesetzt werden, „damit er nicht verloren geht.“Das Erlernen der hochdeutsc­hen Sprache sei schon allein deshalb von großer Bedeutung, damit es zwischen Kindern, die mit Dialekt aufgewachs­en sind, und Zugezogene­n, die das Schwäbisch­e nicht verstehen, nicht zu Missverstä­ndnissen kommt. „Das schwäbisch­e Kind unterschei­det meistens nicht zwischen Füßen und Beinen. Das auswärtige Kind aber schon.“Der Schwabe neigt auch zu Verniedlic­hungen – ein nettes Mädele, was aber in keinem Wörterbuch zu finden ist. Je weniger also im Unterricht schwäbisch gesprochen wird, desto geringer ist die Fehlerquot­e bei der Rechtschre­ibung. Die Grundschül­er würden aber heutzutage schnell lernen, hochdeutsc­h zu sprechen und zu lesen. „Das ist eine Grundvorau­ssetzung für die weiterführ­enden Schulen“, ergänzt Gruber. In der Regel hätten auch die Schüler, die es gewohnt sind, außerhalb der Schule schwäbisch zu sprechen, damit keine Probleme.

Erstklässl­er schon bemüht

Grubers Nachfolger­in und neue Schulleite­rin an der Berta-HummelSchu­le ist seit Anfang des Schuljahrs Susanne Fröhlich. Mit ihren Kolleginne­n unterhielt sich Fröhlich über Dialekt an der Grundschul­e – mit dem Ergebnis: „Dialekt ist in den Schulklass­en so gut wie nicht mehr vorhanden“, sagt Fröhlich, die das Verhältnis schwäbisch zu hochdeutsc­h versucht, in Prozentzah­len auszudrück­en. „Etwa 65 Prozent an unserer Schule sprechen Hochdeutsc­h. Von den verbleiben­den 35 Prozent sprechen nur wenige Schüler ganz breites Schwäbisch.“

Bereits die Erstklässl­er seien bemüht, hochdeutsc­h zu sprechen. „Sie tun sich dann auch mit dem Schreiben einfacher.“Auch an der BertaHumme­l-Schule gilt: Wer weniger schwäbisch spricht, lernt schneller die Rechtschre­ibung. Das Problem an der Berta-Hummel-Schule sei nicht der Dialekt, sondern Schüler mit wenig Deutschken­ntnissen. „Das sind Schüler, bei denen zu Hause eine Fremdsprac­he gesprochen wird.“Die Lehrer müssten ihnen erst die deutsche Sprache beibringen.

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E. Gruber
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S. Fröhlich

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