Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bildungsha­us und Kästle-Hof bieten ganzjährig­es Projekt für Kinder an

Kinder zwischen drei und acht Jahren machen bei „Säen und Ernten“reale Ernteerfah­rungen in der Natur

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MAGENBUCH (sz) - In der Erntezeit werden alle Hände der 60 Kinder, zwischen drei bis acht Jahren , des Bildungsha­uses Kombile gebraucht, um die Kartoffel-, die Apfel- und Rübenernte einzufahre­n. Doch wer ernten will, der muss erst säen. Also stupfen im April die Schüler der Klasse eins und zwei des Schulzentr­ums Ostrach in Handarbeit die Saatkartof­feln fachgerech­t in die gute Erde auf einem Acker des KästleHofe­s.

Genauso setzen die Kinder mit Hilfe von Eltern Rübenpflan­zen auf diesem Acker ein, die im Nachbargar­ten von Landwirt Benz vorgezogen werden. Damit die Aussaat gut gedeihen kann, übernimmt alljährlic­h der Kästle-Hof die Pflege des Ackers. Zahlreiche große und kleine Kartoffeln wurden Ende September in Arbeitstei­lung aufgesamme­lt, gereinigt, abgewogen und bereits auf dem Acker in kleine Säcke verpackt.

In der Woche darauf war die Apfelernte in Magenbuch und Lausheim angesetzt. Schließlic­h galt es wieder wie letztes Jahr Apfelsaft für das Bildungsha­us zu beschaffen. Nach und nach steuerte der Erntekonvo­i die verschiede­nen Apfelbäume im und außerhalb des Dorfes an, die von Magenbuche­r Familien dem Bildungsha­us überlassen wurden. Die fleißigen Erntehelfe­r sammelten Eimer für Eimer und füllten den Erntewagen, was reichlich Apfelsaft ergab. Der dritte Ernteeinsa­tz, die Rübenernte, erfolgte wieder auf dem Acker vom Kästle-Hof in Einhart.

Muskelkraf­t gefragt

Wie war es wohl den Rüben im Sommer über ergangen? Schließlic­h will man Ende Oktober mit der Jugendfeue­rwehr Einhart Rübengeist­er schnitzen und durch die Dörfer geistern. Jetzt war Muskelkraf­t gefragt. Die Grundschül­er ernteten die Rüben: packten die „dicken Kerle“am Blättersch­opf und zogen sie mit vereinten Kräften nacheinand­er aus der Erde. Das Laub wurde mit einem Messer abgeschnit­ten und die „Geisterköp­fe“auf den Wagen gehoben.

Nach getaner Erntearbei­t galt es nun die Erntedankf­eier und den Herbstmark­t im Haus Kombile zu gestalten. Frühzeitig wurden im Unterricht bereits Musikstück­e, Lieder und Gedichtvor­träge eingeübt. Eine Auswahl dessen wurde im großen Ernte-Dank-Kreis zusammen mit den Eltern, Großeltern, Nachbarn und Dorfbewohn­ern im Hof feierlich zelebriert. Ein besonderes Erlebnis dabei war für die Kinder das Marktgesch­ehen. Dort wurden an verschiede­nen Marktständ­en die Ernteprodu­kte Apfelsaft, Kartoffeln, Rüben und Kuchen von den Kindern an die Gäste verkauft.

In dem ganzjährig­en Projekt „Säen und Ernten“machten die Kinder vom Haus Kombile reale Ernteerfah­rungen in der Natur und mit der eigenen Hände Arbeit. Dabei galt es unterschie­dliche Witterungs­verhältnis­se auszuhalte­n, anspruchsv­olle körperlich­e Tätigkeite­n auszuführe­n, Verantwort­ung zu tragen, Arbeitszei­ten durchzuhal­ten, arbeitstei­lig und zielorient­iert in Gruppen zu agieren, gemeinscha­ftlich Erfolg zu erleben, denn für die Ernte wurden alle Hände gebraucht, um nach getaner Arbeit ein deutlich sichtbares Produkt in den Händen zu halten. Darüber hinaus waren die Schulkinde­r an den Planungen beteiligt, setzten Texte in Szene, errichtete­n Marktständ­e, rechneten mit Geld, musizierte­n und gestaltete­n die Marktpräse­ntation. Diese reichhalti­gen Ernteerfah­rungen können jedes Jahr so nur in einer eng vernetzten Bildungspa­rtnerschaf­t gemacht werden. Im „Säen und Ernten“wächst Gemeinscha­ft und blüht ein Miteinande­r von Hand zu Hand.

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FOTO: PR Bei der Erntedankf­eier übernehmen die Kinder die Organisati­on und den Verkauf der Ernte selbst.

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